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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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dass ich keine Zeit mehr hatte. Die Drachen rammten ihre Hüften gegen die Schnauzen der Tiere hinter sich, peitschten die Luft mit ihren dünnen Schwänzen und blähten ihre Kinnlappen auf. Ickwi, die zweite Drachenkuh in der Reihe, entfaltete bereits ihre Schwingen und schlug sie heftig. Staub wirbelte auf. Mich überkam das plötzliche Bedürfnis, wegzulaufen. Schnell und weit wegzulaufen und erst stehen zu bleiben, wenn die Sonne aufgegangen war.
    Ich wandte mich an Ryn. »Du reitest vornweg, und ich fliege Ickwi. Ich habe einen kräftigen Arm und kann sehr gut zielen. Wenn du irgendwohin fliegst, wohin ich nicht will, schleudere ich dir das Messer in den Rücken, verstanden?«
    Das Klauenmesser war gebogen und würde wie ein krummer Pfeil weder gut fliegen noch allzu tief in sein Ziel eindringen. Aber Ryns Angst trübte sein Urteilsvermögen. Er nickte nur.
    Ich löste die Riemen um seine Hände. Sie waren so kalt wie das Eisengitter. Dann näherten wir uns Seite an Seite den Escoas. Wir zitterten beide wie Espenlaub und spähten ständig nervös in die dunklen Ecken des Hofes.
    »Wohin soll ich fliegen?«, erkundigte sich Ryn atemlos, als wir uns der zweiten Escoa näherten, derjenigen, die Ryn Ickwi genannt hatte.
    »Zum Arbiyesku.«
    Er starrte mich erstaunt an, hatte wohl einen längeren Flug erwartet.
    »Warte, bis ich auf Ickwi gestiegen bin, bevor du das Leittier von der Sattelstange losbindest.« Ich streckte die Hand nach Ickwi aus. Ihre Zunge zuckte heraus und fuhr kalt wie Seide über meinen Arm. Sie beobachtete mich mit funkelnden, echsenartig geschlitzten Augen.
    »Falten!«, befahl ich und klopfte fest mit meinen Knöcheln auf ihren Schulterpanzer. Langsam faltete sie die Schwingen ein und legte sie an die Flanken. »Bein hoch.«
    Sie verlagerte ihr Gewicht und hob ein Hinterbein, als wollte sie es vor verseuchtem Boden in Sicherheit bringen. Ich benutzte ihr Knie als Tritthilfe, wie ich es auch in den Stallungen des Drachenmeisters getan hatte, wenn ich ein Reittier bestiegen hatte, um es zu säubern. Dann schwang ich mich auf die Drachenkuh, schob mich nach vorn auf ihren Hals, legte mich bäuchlings auf den Sattel. Mit zitternden Händen packte ich die glatten Griffe, die zu beiden Seiten des Halses der Escoa aus dem Sattel ragten, und schob meine Füße in die Steigbügel am hinteren Ende des Sattels zu beiden Seiten des Rückgrats der Drachenkuh. Ihre Satteltaschen baumelten wie reife Früchte von ihrem Hals herunter.
    »Wie bringe ich sie dazu, zu starten?«
    Ryn sah mich an, als wäre ich dotterhirnig. »Zieh an den Zügeln und ramme ihr deine Hacken ins Rückgrat.«
    »Meine Zügel sind an deinem Sattel befestigt.«
    »Oh …« Er kaute nervös auf seiner Unterlippe und zuckte schließlich mit den Schultern. »Dann zieh sie an den Handgriffen hoch und tritt mit aller Kraft zu.«
    »Müssen wir einen Anlauf nehmen, um loszufliegen, oder springen sie aus dem Stand in die Luft?«
    »Aus dem Stand können nur Kampfdrachen starten.«
    »Also müssen wir die Escoas zum Laufen antreiben?«
    »Ja.«
    »Ist dieser Hof lang genug für einen Anlauf?«
    »Nicht für eine Kolonne aus sechs Escoas.« Er schluckte und warf einen Blick auf die Kate der Stallburschen. Seiner Miene nach zu urteilen, wäre er am liebsten davongelaufen.
    »Binde das Leittier los und wende mit uns«, befahl ich.
    »Und versuch nicht, wegzulaufen, Ryn. Ich habe kein Verlangen, dir das Leben zu nehmen, aber wenn es sein muss, mache ich es. Tu, was ich dir sage, und dir passiert nichts. Das schwöre ich.«
    Er war nackt und dürr wie ein Skelett, als er so unbekleidet vor mir stand, zitternd vor Kälte. In dem Moment donnerte es krachend über uns. Es war ein heftiger Knall, der wie ein gigantischer Hammer auf die Dächer und die Erde niedersauste. Die Escoas scheuten, und eine von ihnen trompetete furchtsam.
    »Schnell, Ryn! Wenn wir jetzt erwischt werden, sterben wir beide durch das Schwert eines Inquisitors!«
    Er wirbelte herum, band das Leittier los und führte die Escoas in einem weiten Bogen zu dem Ende des Hofes, das der Kate der Stallburschen gegenüberlag. Mein Tier folgte. Es schnaubte und warf den Kopf hoch. Die Zügel, mit denen die Escoa hinter mir angebunden war, spannten sich kurz, doch dann folgte auch das dritte Tier und nach ihm die anderen.
    Das ist reiner Wahnsinn, dachte ich und stellte mir vor, wie wir uns im Hof heillos verhedderten, malte mir vor Furcht trompetende Drachenkühe aus, hörte fast, wie

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