Das Gift der Drachen Drachen3
Schauer aus blauweißen Teilchen explodierte. Die unmittelbar danach einen heulenden Wirbel bildeten.
Ich kroch auf dem Bauch durch den Staub zu dem Schmied und riss ihm den Wurfring aus dem Nacken. Er löste sich mit einem gruselig schabenden Geräusch. Gen schrie mir zu, ja unten zu bleiben. Meine Nackenhaare sträubten sich, denn ich wusste, dass ein Wurfring in meine Richtung flog. Ich ließ mich auf die Seite fallen – der Schmerz raubte mir fast die Besinnung – und warf meinen eigenen Wurfring mit all der Kraft und Genauigkeit, die ich mir während meiner Ausbildung als Schüler angeeignet hatte. Der rasiermesserscharfe Wurfring eines Inquisitors fegte über meinen linken Arm. Mein eigener Ring durchtrennte seinen Schleier und grub sich in seine Kehle. Ich wartete nicht ab, um zu sehen, ob ich ihn getötet hatte, denn vier weitere Tempelhenker stürzten sich auf mich. Währenddessen prallte der unnatürliche Wirbel aus Schwertstücken, den Gen gewirkt hatte, von einer Wand ab, traf zwei weitere Inquisitoren und explodierte. Dann hielt er mitten in der Luft inne und wurde eine Wand aus weißen Flammen. Im nächsten Moment gellten kreischende Schreie über den Hof, der Gestank nach verbranntem Fleisch und versengten Haaren stieg mir in die Nase. Ich krabbelte hastig zu einem auf dem Boden liegenden Wurfring, wirbelte ihn um meinen Zeigefinger und schleuderte ihn auf einen weiteren Tempelhenker. Er verfehlte sein Ziel.
Der Drachenmeister rannte derweil wie von Sinnen brüllend mit dem Schwert des Schmieds in der Hand auf einen Inquisitor zu …
Wie viele von ihnen gab es denn hier? Eine ganze Heerschar?
Wir würden es nicht schaffen. Das erkannte ich mit kalter Klarheit. Vier Inquisitoren hatten uns umzingelt und wirbelten ihre Wurfringe um ihre Zeigefinger.
Dann zuckte einer der Männer heftig zusammen, einmal, zweimal, dreimal, seine Hände verkrampften sich, und der Wurfring trudelte kraftlos durch die Luft. Die drei Tempelhenker hinter ihm wurden ebenfalls von krampfhaften Zuckungen gepackt; schwarze Pfeilspitzen lugten an verschiedenen Stellen aus ihren Gewändern hervor. Sie ließen die Hände sinken, während sie einen Schritt nach vorn taumelten, noch einen. Ein Wurfring grub sich dicht an meinem Fuß in den Boden und ließ eine Fontäne aus Dreck gegen meinen Schenkel spritzen. Ein zweiter Wurfring landete unmittelbar neben meinem Knie.
Die Inquisitoren fielen wie Ähren unter einer Sichel. Aus ihren Rücken ragten gefiederte Pfeilenden hervor.
Ich blickte hoch. Dort, am anderen Ende des Hofes, in der Nähe der Hütte der Stallburschen, stand eine Klaue voll Männer, von denen einige Bögen in den Händen hielten. Sie, Gen, der Drachenmeister und ich waren die Einzigen im Hof, die noch am Leben waren. Der Komikon schlug wütend auf die Leiche eines Inquisitors ein.
»Drachen und Schlange!«, schrie jemand. Dann trat ein elegant gekleideter Bayen aus dem Schatten auf uns zu. Er trug eine geschlitzte Hose in der Farbe reifer Datteln; sein smaragdgrünes Hemd bauschte sich um seinen Oberkörper, als er auf die toten Tempelhenker zeigte. »Verdammt, Gen, seid tausendfach verdammt! Ihr solltet bereits gestern vor Einbruch der Dunkelheit hier eintreffen.«
Der Bayen war Rutgar Re Ghepp, der Mann, der eingewilligt hatte, den Tempel zu täuschen, indem er als Herr meiner Brut fungierte.
»Ich bin verletzt«, keuchte Gen, während er sich aufrappelte. Das Weiß seines linken Ärmels war rot getränkt. »Zarq?«
»Ich bin unversehrt. Glaube ich. Ja.«
Gen zog schwer atmend seinen Schleier herunter und presste eine Hand auf seinen Oberarm. Sein schwarzer, in der Mitte geteilter Bart war ebenso verfilzt und ungebärdig wie die Haare auf seinem Kopf und glitzerte von Feuchtigkeit.
Es ist kein Blut, dachte ich. Nicht Gen. Nicht hier. Nicht in meiner Brutstätte.
Rutgar Re Ghepp, jetzt Lupini Xxamer Zu, stand vor uns. Seine schrägen Augen glühten, und seine Wangen waren gerötet.
»Sie sind am späten Vormittag eingetroffen.« Er klang entschuldigend, fast weinerlich.
»Ihr hättet uns warnen können«, stieß Gen zwischen den Zähnen hervor.
»Sie haben den Stall geschlossen.«
»Sind noch mehr von ihnen da?«
Ghepp fuhr sich mit der Hand durch sein schwarzes Haar und sah sich im Hof um. Seine vollen Lippen bewegten sich leicht, während er zählte. »Nein, das sind alle.«
»Und was ist mit den Tierstallungen?«
Ghepp schnaubte. »Sie sind leer. Diese Brut besitzt kein einziges verdammtes
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