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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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dann an Donos Seite. »Er geht jetzt, Babu. Mehr kann ich nicht für ihn tun.«
    »Aber Ihr habt es versucht.«
    Sein weißer Schleier starrte mich an. Wie eine Mauer.
    »Ihr habt es doch versucht?« Ich war wütend.
    »Zweifelst du an mir?«
    Ich hielt Donos Hand, als er seinen letzten Atemzug tat. Sie war immer noch größer als meine, diese Hand, selbst im Tode. Groß, schwielig, mit geraden, starken Knochen. Wir hatten uns seit unserer Kindheit nicht mehr an den Händen gehalten, und auch damals nur, wenn wir spielten.
    Aber was auch immer Dono Leben und Kraft gegeben hatte, war aus ihm gewichen. Mein Milchbruder war von mir gegangen, und seine Hand war so kalt wie Lehm. Ich wollte etwas sagen, ein Gebet, eine Liedstrophe, irgendetwas zutiefst Empfundenes und Bedeutungsvolles. Mir fiel nichts ein. Gar nichts.
    Stattdessen fragte ich mich, ob Dono wohl jemals Reue empfunden hatte, weil er mich in den Kerker des Tempels geschickt hatte.
    Dann ließ ich seine Hand aus meiner gleiten.

2
    Z uhause. Dieses Wort ist so mächtig, durchsetzt mit Emotionen, überlagert von Erinnerungen. In unserem Zuhause werden wir geformt. Wir hätscheln es in unserem Verstand als ein Beispiel für das, was wir für unsere Kinder wollen oder auch nicht wollen, für unsere Zukunft, unsere Familien. Wir wollen einen Herd, der wärmer ist, eine Zuflucht, die uns mehr willkommen heißt. Verbiege dies, ändere das. Behalte zwei oder auch drei Dinge bei.
    Das Ergebnis ist, ganz klar, das perfekte Refugium, ein makelloses Zuhause, das gleichzeitig für immer unerreichbar bleibt.
    Irgendwie hatte ich mir eingeredet, dass ich nach Hause flöge.
    Dabei war ich noch nie in Brut Xxamer Zu gewesen, außer in einer Vision, die mich beim Tod meiner Mutter heimgesucht hatte. Als ich jetzt mit Gen, der schwer auf mir lag, dorthin flog und die Schwingen der Escoa neben uns wie gewaltige Bahnen karamellisierten Zuckers glitzerten, durchströmte mich erregende Vorfreude. Ich war unterwegs nach Hause, zu einem Drachensitz, auf dem es Dracheneier gab und den ich durch eine illegale Wette in der Arena gewonnen hatte. Zu einem Ort, an dem ich sicher sein würde und wo ich für die Sicherheit anderer sorgen konnte. Ich würde das eine verbiegen, das andere ändern, und das Endergebnis würde …
    Die Morgendämmerung färbte den Himmel lavendelfarben und blassorange. Meilen unter uns erstreckte sich die Dschungelvegetation wie ein aufgewühlter Ozean bis zum Horizont. Die Morgendämmerung ging in den Morgen über, dann kam die Mittagszeit. Die Landschaft unter uns veränderte sich; Berge wurden zu Ebenen, der Dschungel zu wogender Steppe. Wir konnten im warmen Wind trotz der Höhe, in der wir flogen, den Duft von Staub und Samen ausmachen. Die Sonne brannte vom Himmel, die Luft war gnadenlos heiß und trocken. Ich war fast wahnsinnig vor Durst, und mein ganzer Körper schmerzte höllisch.
    Dann tauchte vor uns ein brauner Fleck auf, der auf einer Seite von dem glitzernden Band eines Flusses gesäumt wurde.
    »Das ist es!«, brüllte mir Gen trotz seiner Erschöpfung triumphierend ins Ohr.
    Xxamer Zu. Meine Brutstätte. Mein Zuhause.
    Ich hatte dort Nabelverwandte, Tanten, Onkel, Nichten und Neffen, alle mütterlicherseits. Würden sie in meinem vernarbten, hageren Körper meine Mutter wiedererkennen? In meinem kurz geschorenen Haar? Meiner Hautfarbe, die weder die grünen Pigmente noch die Flecken der Djimbihaut meiner Mutter aufwies?
    »Ghepp dürfte bereits gestern Mittag angekommen sein!«, schrie Gen. »Er dürfte gerade die Übernahme von dem früheren Vorsteher besiegeln.«
    Ghepp. Das war der Mann, den ich als Verwalter meines Besitzes ausgewählt hatte. Denn der Tempel erlaubte nur einem anerkannten Lord oder Kriegerfürsten, eine Brutstätte zu regieren. Als Sohn des berühmten Roshu-Lupini Re erfüllte Ghepp die Kriterien des Tempels.
    »Guter Wein und reichhaltiges Essen!«, brüllte Gen an meinem Ohr. Er war fast berauscht von unserem Erfolg. »Seidene Roben und reife Früchte! All das gehört jetzt dir, Babu!«
    Und in den Stallungen meiner Brut würden Reittiere sein, giftige Drachen, die für den Kampf ausgebildet waren. Das bedeutete, es gab Gift.
    Erneut durchzuckte mich die Erregung, unmittelbar gefolgt von Abscheu über mich selbst. Ich hatte dem Gift längst abgeschworen, hatte gelobt, mich nie wieder von seiner mächtigen Verlockung versklaven zu lassen. Ich verfluchte mich, dass ich überhaupt an das flüssige Feuer der Drachen

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