Das Gift von Argus
neue Arbeit zuteilen, als er es sich doch anders überlegte. Schließlich schuldete er dem riesenhaften Schwarzen eine Menge, sein Leben, beispielsweise.
»Okay, Kurt. Wenn Miß Robinson nichts Besseres zu tun hat. Aber nehmen Sie beide Lasergewehre mit und bleiben Sie nahe genug, daß Leutnant Smith Sie noch auf den Schirmen sehen kann.«
»Danke, Boß. Wir werden vorsichtig sein.« Kwango wandte sich an Mirlena. »Na, was hab’ ich dir gesagt, Kleines? Der gute Commander hat ein Herz aus purem Gold.«
Conrad seufzte. »Ich fliege jetzt zu den Bergen. Vielleicht mache ich ein paar Aufnahmen. Wir haben noch etwa drei Stunden Tageslicht. Ich werde ungefähr neunzig Minuten ausbleiben und das Schiff alle fünfzehn Minuten anrufen. Sollte ich das nicht einhalten, wird Leutnant Smith mich anrufen. Gebe ich keine Antwort, wissen Sie, was Sie tun müssen.«
Kwango nickte. »Es wäre ja nicht das erste Mal. Aber bitte machen Sie keine teuren Geräte zuschaden – und sich selbst auch nicht. Es ist so ein schöner Tag heute, und so soll er uns auch in Erinnerung bleiben.«
Um der alten Freundschaft willen verbiß Conrad sich die Antwort lieber, aber er startete den Hubschrauber etwas abrupt und sah, als er hochschoß, zufrieden, daß er Kwango und Robinson umgeblasen hatte. Er ging dreihundert Meter hoch, kreiste um das Sternenschiff und blickte hinunter. Alles schien in Ordnung zu sein. Die Exos lagen Seite an Seite – drei scheinbar schlafende Metallgiganten. Zwei Roboter – wahrscheinlich Luke und John – stellten eine Duraluminhütte auf für die Geräte, die außerhalb des Schiffes gebraucht werden würden. Und Kwango und Mirlena waren wieder aufgestanden.
Sieben oder acht Kilometer außerhalb der Basis weidete eine Herde Vierbeiner. Conrad ging auf fünfzig Meter herunter und machte Teleaufnahmen. Es waren große Tiere, die an Flußpferde erinnerten, mit unverhältnismäßig großen Köpfen. Langsam kreiste er um die Herde. Die Tiere rannten aufgeregt hin und her, sie waren verwirrt von dem Geräusch und wütend, daß sie nicht an diese Lärmquelle heran konnten. Conrad bemerkte, daß etwa zehn der größten in Verteidigungsstellung, rund um die Herde verteilt, gingen. Zweifellos handelte es sich um Bullen. Er fragte sich, ob diese Vierbeiner genießbar waren und sie den Kolonisten als Schlachtvieh dienen konnten. Das war etwas, womit Robinson und O’Brien sich befassen mußten. Plötzlich sah er die Tiere vor seinem inneren Auge durchgehen. Falls sie das wirklich täten und die Richtung der Santa Maria einschlügen, wären sie imstande den Elektrozaun einfach zu überrennen, als gäbe es ihn nicht. Er nahm sich vor, Kwango Holz herbeischaffen zu lassen, damit sie auch noch einen Palisadenzaun errichten könnten. Oder vielleicht wäre es weniger zeitraubend, rings um den Elektrozaun einen tiefen Graben auszuheben und mit Wasser zu füllen. Eine Wasserzuleitung wäre auf jeden Fall nützlich. Morgen sollte Maleter gleich mit seinen seismischen Geräten herausfinden, wo es unter der Argusoberfläche Wasser gab, damit die Roboter einen Brunnen bohren konnten. Hiesiges Wasser würde das Recyclingsystem des Schiffes entlasten.
Während er diesen Gedanken nachhing fiel sein Blick auf seinen Elektrochrono. Es war Zeit, das Schiff anzurufen.
» Santa Maria, melden Sie sich.«
»Ich höre dich, James. Ist alles in Ordnung?«
Gereizt kratzte Conrad seine silberne Augenbinde. »Verdammt, Leutnant, duzen Sie mich nicht und nennen Sie mich nicht beim Vornamen. Wir sind beide im Dienst!«
Indiras Stimme klang nun leicht kühl. »Nach dem Ausdruck befinden Sie sich sieben Komma sechs Kilometer genau nördlich vom Schiff. Ich sehe sogar einen Punkt auf einem Schirm. Das könnte Ihr Hubschrauber sein. Was hält Sie auf?«
»Ich bin auf eine Herde Vierbeiner gestoßen, aber Näheres darüber, wenn ich zurück bin. Ich werde sie jetzt weiter nordwärts treiben.«
»Okay, Cowboy. Viel Spaß. Over and out.«
»Verdammt, Smith!« brüllte Conrad. »Im Dienst verlange ich den gebührenden Respekt!« Aber er bekam keine Antwort.
Kwango und Mirlena befanden sich etwa hundert Meter außerhalb des Elektrozauns. Sie warfen einen Blick zurück auf das hochaufragende Schiff. Kwango verspürte eine plötzliche Zuneigung für die Santa Maria . »Die alte Blechbüchse hat schon eine Menge Lichtjahre auf dem Buckel«, sagte er, »und sie war schon so manchesmal die erste … Ich möchte es nicht sein, der Conrad sagen muß, daß
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