Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gift von Argus

Das Gift von Argus

Titel: Das Gift von Argus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
Vom Netzwerk:
der Kühne sich wieder zu dem Fremden und bedachte ihn mit einem festen Blick, dann streckte er ihm eine der Birnen entgegen.
    Kwango nahm sie. »Danke«, sagte er.
    Der leicht pavianähnliche Affe setzte sich nieder, schälte seine Frucht und aß sie. Kwango folgte seinem Beispiel.
    Sofort schienen sich alle anderen Affen zu entspannen. Sie kamen heran und einige betasteten Kwangos Overall, seine Arme und Beine, seine Schultern, ja sogar den Kopf.
    Die Frucht war hart und schmeckte bitter, aber Kwango aß sie mit stoischer Ruhe, und ungerührt ließ er auch die Betastung über sich ergehen. Von da an machte er rapide Fortschritte. Es war, als hätte der Stamm plötzlich beschlossen, den Fremden anzuerkennen.
    Schon am ersten Vormittag fand Kwango eine Menge heraus. Unter anderem stellte er fest, daß der Stamm einen Führer hatte. Er hatte bereits bemerkt gehabt, daß ein besonders alt aussehender Pavian häufig von den anderen konsultiert wurde, und wenn der alte etwas sagte, schwieg der Rest. Zwei weibliche Affen bemühten sich ständig um ihn. Sie fütterten ihn mit kleinen Früchten von Trauben- oder Haselnußgröße, die offenbar als besondere Delikatesse erachtet wurden, denn Kwango sah keinen anderen Affen dergleichen essen.
    Kwango versuchte seinen Gastgebern klarzumachen, daß er sich für die Untergrundheime interessierte. Schließlich verstand man ihn. Mit einer Reihe von Grunzlauten und Gesten bedeutete der Alte ihm, in das größte Eingangsloch zu steigen. Da Kwango fast doppelt so groß wie die Paviane war, mußte er auf Händen und Knien gehen.
    Die Wohnungen hatten strohgedeckte Dächer, die hochgeklappt und mit Stangen offengehalten werden konnten. Kwango staunte, mit welch schönen, bearbeiteten Steinen die Wände bedeckt waren und auch über die so feingeflochtenen Matten auf dem Boden. Er fragte sich, weshalb die Paviane ihre so sorgfältig errichteten Heime halb unter der Oberfläche versteckten, da es doch keine Raubtiere gab und das Klima angenehm warm war. Nein, räuberische Säugetiere gab es nicht, wohl aber die Piranhalibellen. Die Wohnungen waren also auf diese Weise erbaut worden, um Schutz gegen diese gefährlichen Insekten zu gewähren, schloß er.
    Am Ende des ersten Tages herrschte bereits eine völlig entspannte Atmosphäre zwischen Kwango und den Pavianen. Er hatte auf sich gedeutet und einige Male seinen Namen wiederholt, und er hatte auch mehrmals versucht die einfacheren Affenlaute nachzuahmen – sichtlich zur allgemeinen Erheiterung. Der Mensch war also offenbar nicht das einzige Säugetier, das lachen konnte.
    Als es Zeit wurde aufzubrechen, fiel es Kwango schwer, seinen neuen Freunden klarzumachen, daß er den Wald verlassen mußte.
    Den Führer ergrimmte es offenbar ungemein, als Kwango sich ans Gehen machte. Er hüpfte verärgert herum und wiederholte mehrmals einen recht barschen Laut. Kwango zuckte die Schultern und zog sich zurück. Es wäre hoffnungslos gewesen, den Pavianen zu erklären, daß er beabsichtigte, am nächsten Tag zurückzukommen.
    Conrad wirkte bedrückt, als Kwango ihm nach dem Abendessen Bericht erstattet hatte, aber der Ökologe kümmerte sich nicht weiter darum, weil er hoffte, mit Hilfe des Schiffscomputers die Bedeutung einiger der aufgenommenen Affenlaute zu ergründen und die anderen zu extrapolieren. Auch bemühte er sich, ein paar der einfacheren Laute nachzuahmen. Er strapazierte dabei zwar seine Stimmbänder, erzielte jedoch Fortschritte.
    Am nächsten Tag machte er sich bei den Affen erneut an das schwierige und zeitraubende Problem, zu einer Verständigung zu kommen.
     
    Zu spät erkannte Indira, wie dumm es von ihr gewesen war, die Felsformation hochzuklettern. So oft hatte Conrad davor gewarnt, Risiken einzugehen. Gerade sie als Veteranin hätte wissen müssen, daß sie sich auf ihre Aufgabe zu beschränken hatte!
    Die Insektenwolke war von beachtlicher Größe. Sie schwebte ruhig etwa fünfzig Meter über dem Luftkissenwagen, als überlegte ihr Kollektivgeist, was dieses seltsame Ding wohl sei.
    Indiras Gedanken überschlugen sich. Alles wäre gut, wenn sie in den Wagen gelangen könnte, aber sie hatte ihn gute hundert Meter entfernt abgestellt. Kwango hatte berichtet, daß die Piranhalibellen sehr schnell waren. Mit der Geschwindigkeit ihrer Prothesenbeine würde sie es vermutlich bis zum Wagen schaffen, ehe die Insekten angreifen konnten, aber die Tür war verschlossen, und sie würde kostbare Sekunden beim Öffnen und Einsteigen

Weitere Kostenlose Bücher