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Das giftige Herz

Das giftige Herz

Titel: Das giftige Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Doyle
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augenblicklich hin, oder ich muss Sie mit auf die Wache nehmen.«
    Wetzel zögerte. Einen Moment lang hatte Wanner den Eindruck, der Gewürzhändler würde erwägen, ob er nicht lieber mit auf die Wache sollte. Aber dann setzte Wetzel sich endlich auf einen Sessel und nestelte am weiten Ärmel seines Kimono herum.
    »Also nun, bitte«, sagte er pikiert, »wenn sie meine Spezialitäten verschmähen.«
    »Ein andermal, Herr Wetzel.«
    Der Gewürzhändler zuckte mit den Schultern und tat eingeschnappt.
    »Erzählen Sie mir etwas von Ihrem Verhältnis zum ermordeten Ratsherrn Ehrenhoff.«
    Wetzel blickte den Inspektor forschend an. »Was soll ich erzählen? Was geht mich der Mann an?«
    »Er wurde hier bei ihnen aufgehängt gefunden. Sie haben Glück, dass Sie nicht schon allein wegen dieser Tatsache verhaftet worden sind.«
    »Aber …« Wetzel breitete die Arme aus. »Kann ich etwas dafür, wenn dieser Mann sich ausgerechnet an meinem Haus aufhängt? Bin ich deswegen schuldig?«
    Wanner spürte, wie Ärger in ihm aufstieg. Dieser Kerl war wirklich dreist.
    »Sie meinen also, er hätte sich selbst hier aufgehängt?«
    »Zweifellos.«
    »Dann könnte es doch immerhin sein, dass Sie doch einen Teil der Verantwortung tragen.«
    »Ach was!«
    »Herr Ehrenhoff war bei Ihnen verschuldet. Es könnte sich also um eine Verzweifelungstat gehandelt haben, an der Sie mit Schuld haben.«
    Wetzel blickte den Inspektor erstaunt an.
    »Ich?«
    »Ganz recht. Sie sind in den Fall verwickelt.«
    »Hören Sie, niemals …«
    »Es waren sehr hohe Schulden, Herr Wetzel. Offenbar haben sie sich über Jahre hinweg angehäuft. Wie konnte das geschehen?«
    »Das war rein geschäftlicher Natur.«
    »Sie hatten mit Ehrenhoff geschäftlich zu tun?«
    »Ja, sicherlich.« Wetzel schob sich den Fes zurecht, der auf seinem schweißnassen Schädel verrutscht war.
    »Mir wurde aber versichert, Herr Wetzel, dass Ehrenhoff niemals mit Gewürzen handelte.«
    »Ich bin nicht auf eine Ware spezialisiert«, sagte Wetzel mit aufgesetzter Unschuldsmiene. »Sie sehen doch … auch Möbel und Kunstgegenstände …« Er deutete auf seine Einrichtung.
    »Sie haben Ehrenhoff also Waren verkauft?«
    »Selbstverständlich. Und er hat sie mitunter erst später bezahlt. Das ist doch ganz normal.«
    »Anscheinend haben Sie ihm großzügige Bedingungen eingeräumt.«
    »Er war ein treuer Kunde.«
    »Was haben Sie ihm verkauft?«
    Wetzel zögerte. »Es waren … Gegenstände …«
    »Welcher Art?«
    »Religiöser Art, würde ich sagen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Christliche Objekte.«
    »Objekte?«
    »Ja.«
    Wanner wurde ungeduldig. »Können Sie sich nicht präziser ausdrücken? Statuen? Figuren?«
    »Ja, so in etwa.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es waren eher Teile von Figuren.«
    »Ich möchte gerne, dass sie mir diese Figuren einmal zeigen.«
    »Oh«, Wetzel breitete die Arme aus. »Da müssen Sie sich selbstverständlich an die Familie Ehrenhoff wenden.«
    Wanner stand ruckartig auf. »Nun gut«, sagte er. »Dann führen Sie mich doch bitte nochmal in ihr Lager.«
    »Der Turm?« Wetzel wurde bleich.
    »Ganz recht.«
    »Aber nein.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie waren bereits da. Sie werden dort nichts Neues finden.«
    »Das zu beurteilen ist doch wohl allein meine Sache.«
    »Es wäre wohl angebracht, dass Sie mir eine schriftliche Anordnung vorzeigen, bevor ich Ihnen Zutritt verschaffe.«
    Wanner spürte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Sie weigern sich?«
    »Eine Anordnung, schriftlich.« Wetzel lief ein Schweißtropfen über die Wange. Sein Fes war schon wieder verrutscht.
    »Die werde ich schneller haben, als Sie glauben!«
    »Gut, gut«, sagte Wetzel hastig. »Dann kommen Sie eben wieder.«
    »Genau das werde ich tun.«
    Wütend verließ Wanner den überheizten Salon. Im Vorraum mit seinem exotischen Durcheinander fiel sein Blick zufällig in eine Ecke. Unter einer afrikanischen Maske entdeckte er etwas. Er bückte sich und hob das Ding auf.
    »Was tun Sie da?«, fragte der Gewürzhändler beunruhigt.
    Wanner drehte sich um und zeigte ihm, was er gefunden hatte.
    »Eine Hasenpfote?«, sagte Wetzel.
    »Sieht so aus. Gehört die nicht Ihnen?«
    Wetzel zuckte ratlos mit den Schultern.
    »Wenn nicht, nehme ich sie mit«, sagte Wanner und steckte sie in die Manteltasche.
    »Auf Wiedersehen.«
    Kaum war der Inspektor nach draußen getreten, warf Wetzel die Tür hinter ihm ins Schloss, hakte die Kette ein und schob einen Riegel vor.
    Zögernd

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