Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das gläserne Tor

Titel: Das gläserne Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wassermann
Vom Netzwerk:
Papierwerkstätten zu ersaufen. Für einen entflohenen Sklaven hatte man keine Verwendung, nicht einmal, wenn er einer der Zehn war. Es gab Herren, die sich zu Gnadenakten hinreißen ließen, aber zu hoffen, dass Mallayur sich als solcher entpuppte, war mehr als dumm. Gab es in dieser waldigen Gegend eine zweite Papierwerkstätte, von der Anschar nichts wusste? Oder etwas dergleichen? Was gab es in diesen Wäldern für einen Sklaven zu tun? Zedern fällen? Dazu waren sie viel zu tief ins Innere vorgestoßen; niemand holte von so weit her Holz. Was es auch war, es erklärte nicht, warum sich Mallayur die Mühe machte herzukommen.
    Eines zumindest glaubte Anschar zu wissen: Diese Scheune war nicht das Ziel. Hier sollten sie nur auf Mallayur warten. Sie war groß, mehr als drei Manneslängen hoch und mit abgeschrägtem Dach. So etwas gab es nur in den Bergen, wo es öfter als in der Ebene regnete. Ein Gitter von dicken Balken, die das Dach stützten, unterteilte sie in drei Bereiche. In einem standen die Pferde, im zweiten hockte er, und im dritten waren die Herscheden dabei, ein Lager herzurichten, das einigermaßen erträglich für einen König war. Sie fegten den Boden, beseitigten Unrat, schleppten heran, was sich an Möbeln fand – ein schiefer Tisch und ein Hocker -, und füllten Wasser in einen kupfernen Kessel. Es sah nach frischem Quellwasser aus, was seinen Durst wieder anheizte, aber er verlangte nicht noch einmal, dass man ihm zu trinken gab. Als es dunkelte, legten sich die Männer schlafen, bis auf die drei, die ihm gegenüber Wache hielten.

    Eine einsame Kerze brannte auf dem Tisch. Anschar bewegte seine Finger, damit das Blut besser floss. Es war zermürbend, so zu sitzen, Stunde um Stunde. Ab und zu nickte er ein, aber an richtigen Schlaf war nicht zu denken. Als er die Geräusche eintreffender Menschen hörte, war er hellwach. Die Tür öffnete sich, Sklaven kamen herein und brachten Felle, Decken, Kissen und Kästen. Sie bereiteten ihrem Herrn, der ihnen müden Schrittes folgte, ein bequemes Lager. Im Schein der Lampe sah Anschar, wie Mallayur seine Reisekleidung abstreifte, sich über den Kessel beugte und den Staub von seinen Gliedern wusch.
    »Gab es Tote?«, hörte er ihn fragen.
    »Nein, er verhielt sich weitgehend ruhig«, antwortete der Anführer des Trupps, der bei seinem Eintreten aufgesprungen war und am Rand des Lichtscheins wartete. »Er hockt dort drüben und ist sicher verwahrt.«
    »Ist er unverletzt?«
    »Ja, Herr.«
    Angespannt lauschte Anschar, doch es wurden keine weiteren Worte gewechselt. Der Anführer kehrte zu seinem Ruheplatz zurück und legte sich schlafen. Auch die Sklaven, die Mallayur mitgebracht hatte, machten sich daran, Plätze für ihre Grasmatten zu suchen. Eine verhüllte Frau trat ein, hinter sich zwei Sklavinnen, die weitere Körbe und Decken trugen. Sie trat zu Mallayur, küsste ihn und streifte die Kapuze ihres Mantels ab. Langes schwarzes Haar ergoss sich über ihre Schultern.
    »Es ist wirklich kalt in den Wäldern«, beklagte sie sich, während sie im Kessel notdürftig die Hände wusch.
    »Ich sagte, du musst nicht mitkommen.«
    »Aber ich will ihn doch sterben sehen.« Suchend blickte sie um sich. Selbst in der Düsternis waren ihre silbernen Augen deutlich zu erkennen. »Wo ist er?«

    »Ich bin hier«, sagte Anschar.
    Ihr Kopf ruckte hoch. Sie entdeckte ihn und lächelte kühl. Das Bedürfnis, ihn sich näher anzusehen, hatte sie jedoch nicht, denn sie folgte Mallayurs stummer Aufforderung, zu ihm zu kommen. Er saß bereits auf dem Lager, nackt und mit gierig aufgerichtetem Glied. Langsam streifte Geeryu den Mantel ab und kniete vor ihm. »Die Männer hätten ein Feuer machen sollen«, nörgelte sie.
    »So kalt ist es nun wirklich nicht. Und in ein paar Stunden ziehen wir ja weiter. Komm her, gleich wird dir warm.«
    Die Nihaye ließ sich von ihm auf die Felle drücken. Aufreizend räkelte sie sich, während er ihr Gewand hochstreifte und ihre Beine spreizte. Von dem, was darauf folgte, sah Anschar nur den schwach beleuchteten Leib des Königs. Sein Hinterteil hob und senkte sich im Takt seines schweren Atems. Geeryu gefiel es, denn sie stimmte in sein Stöhnen ein. Es sah anders aus als an jenem Morgen vor dem Zweikampf, als sie Mallayur mit unsichtbaren Schlägen gepeinigt hatte. Anschar konnte einen Anflug von Neid nicht leugnen. So verhasst ihm diese beiden Menschen waren, sofern man von Geeryu als einem Menschen sprechen konnte, sie hatten etwas, das

Weitere Kostenlose Bücher