Das Glück eines Sommers
beeindruckt aus. »Wann können Sie anfangen?«
»Sobald ich das Material habe«, antwortete Jack. »Ich werde einen Kostenvoranschlag erstellen, damit Sie wissen, wie groß das Loch in Ihrer Brieftasche werden könnte.«
Mikki platzte heraus: »Mein Dad ist super in seinem Job. Er kann alles bauen.«
Jenna lächelte. »Ja, das glaube ich.«
Mikki ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Sag mal, Liam, wo sind deine Noten?«
Er tippte sich an den Kopf. »Alles hier oben.«
»Aber was ist mit neuen Stücken? Du brauchst doch Notenblätter, um sie zu lernen.«
»Ich kann keine Noten lesen. Ich spiele nach Gehör.«
»Willst du mich auf den Arm nehmen?«
Er grinste. »Möchtest du mich auf die Probe stellen?«
Mikki schaute auf die Gitarre, die sie noch immer in Händen hielt. Erst jetzt sah sie, was für ein Modell es war, und riss die Augen auf. »Das ist ja eine Gibson EB-3 aus den 60ern! Das ist eine echte Antiquität. Wie bist du da rangekommen?«
»Bei E-Bay. Ich hab zwei Sommer lang dafür gespart und einen guten Deal gemacht. Der Sound ist unheimlich klar. Das Ding ist genial. Ich glaube, es ist die beste Bassgitarre, die je gebaut wurde. Jack Bruce von Cream hat eine gespielt.«
Jenna schaute zu Jack. »Ich weiß ja nicht, wie es bei Ihnen ist, aber ich spreche diese Sprache nicht. Möchten Sie einen Kaffee, während unsere Kinder ein bisschen fachsimpeln?«
Jack zögerte, doch nach einem flehentlichen Blick Mikkis sagte er: »Klar.«
Nachdem sie gegangen waren, sagte Mikki: »Okay, Mr. Ich-spiele-nach-Gehör. Hier ist dein Test.« Mikki spielte ein kurzes Stück von einer Minute, das sie erst vor Kurzem komponiert hatte. Dann gab sie Liam die Gibson und sagte: »Leg los.«
Liam hängte sich den Bass um und spielte den Song perfekt nach. Es gab nicht einen falschen Ton.
Mikki rief: »Hey, das ist ja der Hammer! Warst du je in einer Band?«
Liam verzog das Gesicht. »Es gibt keine Bands in Channing.«
»Wen hörst du denn gerne?«
»Jimi Hendrix, AC/DC, Led Zeppelin, Cream, Aerosmith …«
»Mann, das sind auch meine Lieblingsmusiker!«
Liam griff zu seinen Drumsticks. »Hast du Bock, ein paar Nummern zu spielen?«
Mikki hängte sich wieder den Bass um. »Klar. Mal sehen, wo die Kraftpunkte in meinen Fingerspitzen sind.«
KAPITEL 27
Jenna und Jack saßen mit ihrem Kaffee auf der hinteren Veranda, als die Musik einsetzte. Der ganze Boden schien zu vibrieren.
»Verstehen Sie jetzt, warum ich dringend eine Schallisolierung brauche?«, fragte Jenna.
Jack lächelte. »Ja, das ist schwer zu überhören. In Cleveland war es uns irgendwann gelungen, Mikki zu überreden, im Haus einer Freundin zu üben. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich auf dem rechten Ohr vielleicht schon taub bin.«
»Ja, das lange Leiden von Eltern eines musikalischen Sprösslings. Hätten Sie Lust, mit unserem Kaffee zum Strand runterzugehen? Mir tut jetzt schon der Kopf weh.«
Gemeinsam schlenderten sie über den Sand. Es war schon weit nach acht, aber noch immer war es hell draußen. Ein Jogger kam ihnen entgegen, und ein älteres Ehepaar ließ einen pummeligen Labrador einen Tennisball apportieren. Während der Hund dem Ball nachjagte, spazierten der Mann und die Frau Hand in Hand am Strand entlang.
Jenna blickte zu den beiden und sagte: »So sollte es eigentlich sein.«
Jack schaute sie an. »Was sollte so sein?«
Sie deutete auf das alte Ehepaar. »Das Leben. Die Ehe. Das gemeinsame Altwerden. Jemand, mit dem man Händchen halten kann.« Sie lächelte. »Und ein übergewichtiger Hund, für den man Bällchen werfen kann. Gemeinsam.«
Nun sah auch Jack sich die beiden alten Leutchen an. »Ja, da haben Sie recht.«
»Ihre Frau ist hier aufgewachsen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Sind Sie deshalb hier runtergekommen? Erinnerungen?«
»Ich nehme es an«, antwortete Jack bedächtig. Er blieb stehen und wandte sich Jenna zu. »Eigentlich wollte meine Frau diesen Sommer mit den Kindern hierherfahren. Da habe ich mir gedacht, ich tue das für sie … irgendwie … und ich wollte den Ort auch mal sehen.«
»Sie waren noch nie hier?«
Jack schüttelte den Kopf. »Lizzie hatte eine Zwillingsschwester, die an Meningitis gestorben ist. Nach ihrem Tod haben sie noch eine Zeit lang hier gelebt, aber irgendwann ging es einfach nicht mehr.«
»Verstehe«, murmelte Jenna.
Jack setzte sich wieder in Bewegung.
»Und wie kommen die Kinder mit dem Umzug zurecht?«, fragte Jenna.
»Bei drei Kindern hat man drei verschiedene
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