Das Glück eines Sommers
Notiz an die Tür geklebt, dass die Hintertüren unverschlossen seien. Sammy und Jack trugen das Material ins Haus. Nachdem sie Liams Instrumente und Möbel mit Planen abgedeckt hatten, machten sie sich daran, den Putz von der Wand zu schlagen. Sie wollten Isoliermaterial einbauen, um die Wand schalldicht zu machen.
Gegen ein Uhr hörten sie oben jemanden.
»Hallo?«, rief Jenna.
»Wir sind hier unten«, antwortete Jack.
Jenna kam herunter. Sie hielt eine große weiße Tasche in der Hand. Jack stellte sie Sammy vor.
Jenna hob die Tasche. »Ich hoffe, Sie haben noch nichts gegessen.«
»Das war doch nicht nötig«, sagte Jack.
»Also, ich freue mich!«, rief Sammy. »Ich hab nämlich Hunger.«
Jenna lächelte und packte zwei große Truthahnsandwiches auf einen Tisch an der Wand, dazu Pommes, Mixed Pickles, Cookies und Soda. Dabei ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. »Sie waren ja ganz schön fleißig.«
Jack nickte. »Es läuft besser, als ich gedacht habe. Und das bedeutet, dass es billiger für Sie wird.«
Sammy legte seine Werkzeuge beiseite, wischte sich die Hände an einem sauberen Lappen ab, ging zum Tisch und schaute auf das Essen, das Jenna gebracht hatte. Dann verneigte er sich steif und sagte: »Sie sind wahrlich eine Göttin, die zwei müden Wanderern zu Hilfe kommt.«
Jenna lachte. »Es ist immer schön, einen Mann zu treffen, der weiß, wie man eine Dame zu behandeln hat.«
Jack wusch sich die Hände mit Wasser aus einer Flasche und mit einem Lappen. Dann setzte er sich Sammy gegenüber, schaute zu Jenna und fragte: »Haben Sie nichts für sich selbst mitgebracht?«
»Ich esse immer früh, bevor die Mittagsgäste kommen. Dann ist der Laden rappelvoll, und mir fehlt die Zeit. So ist es jeden Sommer.«
»Sie haben wohl eine richtige Goldmine hier«, bemerkte Jack.
Jenna setzte sich auf ein kleines Sitzkissen und schlug die Beine übereinander. »Wir kommen zurecht«, sagte sie. »Aber die Gewinnspanne ist klein und die Arbeitszeiten lang.«
»Ein Kumpel von mir hatte auch mal ein Restaurant«, erzählte Sammy, nachdem er ein Stück Sandwich gegessen hatte. »Er hat immer gesagt, es sei die härteste Arbeit gewesen, die er je gemacht hat.«
Jack fragte: »Warum haben Sie sich dann ausgerechnet für diesen Job entschieden, Jenna?«
Jenna trug einen schwarzen Rock und eine weiße Bluse. Sie trat sich die Schuhe von den Füßen und rieb sich die Zehen. Unwillkürlich starrte Jack auf ihre langen Beine, wandte aber rasch den Blick ab. Falls Jenna es bemerkt hatte, ließ sie sich nichts anmerken.
»Ich bin mein eigener Chef und bin gerne mit Menschen zusammen. Und es verschafft mir noch immer einen Kick, wenn ich ins Little Bit komme und weiß, dass alles mir gehört. Außerdem kann ich später alles Liam hinterlassen … natürlich nur, wenn er will. Vermutlich wird er irgendwann mit einer Band auf Tour gehen, aber das Restaurant wird immer für ihn da sein.«
»Ein schönes Erbe für Ihr Kind«, sagte Sammy.
»Haben Sie auch Kinder, Sammy?«
»Nein, Ma’am. Onkel Sam war meine Familie. Das hat mir gereicht.«
»Onkel Sam?«
»Sammy war in der Army«, erklärte Jack. »In Vietnam. Und danach bei den Deltas.«
Jenna schaute Sammy ehrfürchtig an. »Das ist ziemlich beeindruckend.«
Sammy wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Nun, da Jack viel zu bescheiden ist und es Ihnen nie sagen wird, gebührt die Ehre wohl mir.«
»Sammy«, warnte ihn Jack. »Nicht.«
»Er hat zwei Purple Hearts und einen Bronze Star«, sagte Sam, schaute Jack trotzig an und deutete auf die Schusswunde an dessen Arm. »Dafür gab es das erste Purple Heart.« Sein Finger wanderte zu Jacks vernarbten Schenkeln. »Und dafür das zweite. Und den Bronze Star hat er bekommen, weil er seine Kameraden bei einem Hinterhalt gerettet hat und dabei fast sein Leben verloren hätte.«
Jenna starrte Jack an, die Lippen leicht geöffnet und mit großen Augen. »Das ist ja …«
»Es ist vor allem verdammt lang her«, sagte Jack. Er beendete seine Mahlzeit, zerknüllte das Papier und warf es in die weiße Tasche, in der Jenna das Essen gebracht hatte. »Vielen Dank für das Mittagessen, Jenna.« Er stand auf. »Komm, Sammy. Wir müssen jetzt weitermachen.«
Jack brach weitere Stücke aus der Wand heraus.
Jenna schaute zu Sammy. Leise sagte er: »Er ist ziemlich kompliziert.«
Jenna drehte sich zu Jack um, der auf die Wand einschlug. »Das kommt mir allmählich auch so vor.«
KAPITEL 31
Später an diesem
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