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Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Titel: Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Kiefer
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Fotokameras konnte ich zu diesem Zeitpunkt schon recht gut umgehen. Ich war inzwischen bereits in einige Studios zum Shooting eingeladen und von Fotografen abgelichtet worden, die auch mit Profi-Models arbeiten. Die Termine liefen alle nach dem gleichen Schema ab. Als Ines, wie Ines nun mal aussieht, setzte ich mich vor den Spiegel. Dann wurde ich gepudert, geschminkt, getuscht und frisiert. Am Ende saß eine schöne fremde Frau vor dem Spiegel, die zufällig auch Ines hieß. Bin das wirklich ich? Ja! Ich bewunderte die Stylisten, wie sie das schafften. Ich genoss es, sie zaubern zu lassen. Ich brauchte nichts tun, nur ihren Anweisungen zu folgen. Augen zu, Augen auf. Mund spitzen, Mund zu, jetzt nicht klimpern, nach oben schauen. Am liebsten mochte ich das Gefühl, wenn ein Pinsel zart übers Augenlid strich.
    Die passive Zeit in der Maske war wie eine Tiefenentspannung zur Vorbereitung auf das Shooting. Dann war ich aktiv »in Action« gefragt. Und das machte mir einen Riesenspaß. Ich liebe es, mit der Kamera zu flirten. Keine Ahnung, warum, aber es ist mir immer leichtgefallen. Ich begriff schnell, worauf es ankam, und konnte die Anweisungen der Fotografen gut umsetzen. Ich vergaß alles um mich herum, war total da, im Jetzt – und wahrscheinlich sogar glücklich, was ich in dem Moment allerdings gar nicht merkte, weil ich so konzentriert bei der Sache war. Ich guckte in die Linse, setzte die gewünschten Blicke auf und flirtete drauflos. Und da wusste ich, warum ich das alles machte: Weil es mir so viel Freude bereitete.

Erste Gehversuche als Model.
    Ich habe mich nicht beworben, um ein berühmtes Fotomodell zu werden oder nach New York, London, Tokio, Paris zu jetten. Ich bin eher der häusliche Typ und fühle mich pudelwohl, wenn ich nicht ständig unterwegs sein muss. Doch hin und wieder kleine Ausflüge und dann wieder zurück – das gefiel mir. Ich machte mir keine Gedanken, wohin das alles führen sollte. Spontan, aus einer Laune heraus hatte ich mich beworben, und genauso spontan machte ich weiter.
    Natürlich meine ich es ernst, wenn ich sage, dass Menschen mit Behinderung Zuspruch und Ermutigung benötigen und die meisten Menschen viel zu wenig darüber wissen, was es bedeutet, als behindert eingestuft zu werden. Ich bin mir auch bewusst über meinen Auftrag als »Botschafterin«. Dennoch ist dies niemals mein Antrieb gewesen.

    Fernsehen war noch mal eine Spur aufregender. Da musste ich nicht bloß gucken, sondern auch noch reden. Hilfe! Und mich bewegen. Und zwar ganz natürlich: »Stell dir einfach vor, Ines, die Kamera sei gar nicht da. Bleib ganz locker.« Klar doch. Nichts leichter als das. Ich war tierisch nervös. Aber auch das ging vorüber.
    Die Fernsehauftritte brachten mir die Erkenntnis, dass Schauspielerin nicht mein Traumberuf ist. Trotzdem mochte ich diese Auftritte, denn ich sammelte neue Erfahrungen und lernte viel. Es ist wie immer, wenn ich vor Herausforderungen stehe. Zuerst will ich nichts damit zu tun haben, dann motiviere ich mich – und schließlich bin ich mit Feuereifer dabei. Nachträglich bin ich sehr froh, dass ich nicht gekniffen habe – und manchmal richtig stolz auf mich.
    Die Ausflüge in die Medienwelt waren wie kleine Prüfungen für mich. Am schönsten war es, alles absolviert zu haben und wieder zu Hause zu sein. Hin und wieder kam auch ein Filmteam zu mir und drehte dort einen Beitrag. Das machte mir ebenso Spaß – und es war auch schön, wenn sie wieder weg waren und ich Zeit für die wirklich wichtigen Dinge meines Lebens hatte. Medien sind Zeitfresser. Alles dauert ewig. Für einen Fünf-Minuten-Beitrag wird ein ganzer Tag verschwendet, wenn nicht gar zwei. Und ich musste doch lernen. Und wollte mit Tim spielen. Und mit Sita Gassi gehen. Denn zu meiner großen Freude – wenn auch im unpassenden Moment – kam Sita zurück.

    Eines Tages klingelte es überraschend an meiner Tür. Da stand Markus – mit Sita: »Ich habe einen neuen Job. Da kann ich keinen Hund mitnehmen. Entweder du behältst Sita oder ich bringe sie jetzt sofort ins Tierheim.«
    Das war typisch Markus. Anstatt sich zu entscheiden, wälzte er die Entscheidung auf mich ab. Ich überlegte keine Sekunde und bedankte mich artig bei ihm, dass er mir Sita gebracht hatte. Nicht auszudenken, er hätte sie tatsächlich im Tierheim abgegeben und mir womöglich nichts davon gesagt! Als Markus weg war und ich Sita ausgiebig begrüßt hatte, war es Zeit, mir Gedanken zu machen. Die Frage, ob

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