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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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ich.
    »Haydn scheint ihr zu liegen, und beim langsamen Satz von Köchelverzeichnis 271 hat sie geschnieft.«
    |144| »Tatsächlich? Da schniefe ich auch. Offenbar haben Schlumpel und ich den gleichen musikalischen Geschmack.«
    »Tolle Katze. Hat ihr Großvater ebenfalls –?«
    »Der war eher ausübender Musiker. Hat großartig gesungen, sehr ausdauernd, allerdings nicht zu jedermanns Freude.«
    Dann war es zu Ende mit Bach, und die Ansagerin teilte uns dreien mit, der Pianist habe auf einem der hochberühmten Goldbergflügel
     gespielt, weshalb man diese Variationen auch die
Goldbergvariationen
nenne. Die Ansagerinnen und Ansager sagen immer öfters solche putzigen Sachen, weshalb Konrad, das ist so seine liebe Art,
     seine Stimme schärfte und gleich beim Sender anrief und ganz ruhig und bescheiden sagte, dem sei nicht so, dem sei anders,
     Goldberg sei kein Flügel, sondern, nach letztem Erkenntnisstand, ein Musiker, der diese Variationen einem hohen Tier vorspielen
     mußte, weil dieses Tier nicht einschlafen konnte, und was die Ansagerin da von sich gegeben habe, sei ein Hammer. Dann schnauzte
     ihn der Redakteur vom Dienst an und war beleidigt, daß überhaupt einer zugehört hatte, wovon sie nämlich beim Sender nicht
     ausgehen.
    »Entschuldige dich!« riet ich Konrad, der jedoch den Hörer hinknallte, was Schlumpel so erschreckte, daß sie vom musikalischen
     Sessel heruntersprang, |145| sich platt wie einen Pfannkuchen machte und unter die Truhe kroch, unter der schon ihr Großvater Gewitter abzuwarten pflegte.
    Nun entschuldigte Konrad sich doch, aber bei Schlumpel, legte sich lang auf den Fußboden und lockte sie dadurch wieder ans
     Licht, daß er den Weinkorken, den er an eine Schnur gebunden hatte, vor ihr hin- und herzappeln ließ, wobei er ihr folgenden
     wunderschönen Kanon vorsang, allerdings nicht als Kanon, weil er ja alleine sang: »Kohomm, ko-homm, komm ge-lieb-te Ka-tze!
     Kohomm, ko-homm, reich mir dei-ne Ta-tze!«
    Diesem Gesang konnte Schlumpel ebensowenig widerstehen wie die wilden Tiere einst dem des Orpheus, sie kam unter der Truhe
     hervor, erledigte den Korken, der auf einer Flasche
Ihringer Käsleberg
gesessen hatte; den trinken wir jetzt, weil der Rioja zu teuer geworden ist und weil Schlumpel die besseren Büchsen kriegt,
     die seit dem Euro doppelt so viel kosten wie zuvor, obwohl nichts Besseres drin ist. An der Katze spar ich nicht. Dann reichte
     sie Konrad, wie Zerlina dem Don Giovanni, voll Anmut ihre Tatze, die dieser länger als nötig in seiner Tatze hielt, meine
     Tatze hält er nie so lang. Den Rest des Abends saß meine Schlumpel auf seinem Schoß und ließ sich bei spanischer Gitarrenmusik
     von ihm ohne Gezeter eine dicke, vollgesoffene Zecke aus dem Fell herausdrehen.

|146| Es weihnachtet sehr
    Das tut es zwar alle Jahre wieder, aber für meine Katze weihnachtete es zum ersten Mal. Für Konrad und mich zum zweiundneunzigsten
     Mal, aber wie sich das aufteilt, sag ich nicht.
    Eines Abends lehnte jemand groß und grün an der Mauer neben der Haustür, neugierig umtänzelt von Schlumpel.
    »Wo kommt der denn her?«
    »Das ist ein Christbaum, den hab ich heut morgen auf dem Weihnachtsmarkt in Höchenschwand gekauft, hab ihm gesagt, wo unser
     Haus ist, und nun steht er da.«
    »Da hat er aber lange gebraucht.«
    »Er hat ja auch nur ein Bein.«
    »Was will der hier?«
    »Er will ins Zimmer und geschmückt werden. Morgen. Am Heiligen Abend.«
    »Ich kratz ihn ein bißchen«, sagte Schlumpel, »dann freut er sich.« Und sie wetzte ihre Krallen an ihm.
    |147| »Jetzt muß ich wieder in die Küche, Kartoffelsuppe kochen.«
    »Ich auch«, sagte Schlumpel. In der Küche sprang sie auf die Sitzbank, ließ sich von mir das Kissen mit der draufgestickten
     Katze bringen, nahm auf der Katz Platz, und das Verhör ging weiter. »Wieso ist morgen ein Heiliger Abend?«
    »Weil da der Christbaum angezündet wird.« Ich gab die gewürfelten Kartoffeln in die Brühe, dazu ein Lorbeerblatt, sehr fein
     geschnippelte Gelberüben, Sellerie und Lauch.
    »Dann ist er hin«, sagte Schlumpel nicht zu Unrecht.
    »Ich meine natürlich, nicht der Christbaum wird angezündet, sondern die Kerzen.«
    »Wer ist denn nun heilig?« fragte Schlumpel, »der Morgen, der Abend oder der Baum?«
    »Heilig«, sagte ich, »ist eigentlich nur das Kind in der Krippe, die unter dem Christbaum stehen wird.« Nun kam getrockneter
     Majoran dazu und eine Spur Knoblauch, aber nur so viel, daß Konrad es nicht

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