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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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hatte Christian gesagt, während sie zusammen mit Per-Henrik und Vivi in einer Cantina in der Nähe des Stadtparks Tapas aßen. »Allerdings hofft sein Vater, dass er eines Tages an der Seite seines Bruders und seiner Schwester eine leitende Position bei TierraMundo übernimmt.«
    »Vielleicht könnte er ja die geologische Firma übernehmen«, meinte Vivi und warf Mia einen verstohlenen Blick von der Seite zu.
    »Vielleicht.« Christian zuckte die Schultern. »Wobei sie nicht zu den zukunftsweisenden Säulen des Firmenimperiums zählt. Umwelttechnologie ist dagegen ein wachsender Industriezweig, mit dem sich viel Geld verdienen lässt. Irgendwann wird Alejo wahrscheinlich auf diesen Zug aufsteigen. Schließlich ist TierraMundo ein grünes Unternehmen, und etwas für die Umwelt zu tun, das entspricht ja auch seiner Lebenseinstellung. Ernesto lässt
seine Kinder erst einmal eigene Erfahrungen sammeln, um sie irgendwann wieder um sich zu scharen. David, Alejos Bruder, ist bereits im Vorstand des Imperiums. Und Teresa, seine Schwester, ist die Leiterin der Forschungsabteilung. Als Jüngster hat Alejo noch Narrenfreiheit. Aber irgendwann wird auch er seinen Platz in der Unternehmensleitung einnehmen. Und nun, da Belén ein Kind bekommt« – Christian zögerte einen Moment, ehe er fortfuhr  –, »da werden sich die Dinge ohnehin ändern.«
    Stimmt, dachte Mia, die Dinge haben sich bereits geändert.
    »Was für eine erstklassige Verbindung«, fügte Christian hinzu, während er sich eine Olive in den Mund schob. »TierraMundo und Banco del Valle.«
    »Banco del Valle?« Mia sah ihn fragend an.
    »Die Bank gehörte Beléns Familie«, erklärte Christian. »Vor ein paar Jahren wurde sie von einer der größten spanischen Banken übernommen, wobei die Familie noch immer einen beträchtlichen Teil der Aktien besitzt.«
    »Das heißt, sie ist ebenfalls stinkreich?«
    Christian grinste. »Noch stinkreicher, als Alejo es je sein wird. Die Riveras haben altes Geld. Die Arizas sind neureich.«
    »Ach, so ist das«, sagte Mia, als ihr bewusst wurde, wie stark das Band war, das die Ehe der beiden zusammenhielt, viel zu stark, um von ihr gesprengt zu werden. »Jetzt ist mir alles klar.«
    Wenn sie jetzt also Alejo von seiner Tochter erzählte, würde es so aussehen, als wäre sie hinter seinem Geld her. Eine mittellose Frau, die absichtlich schwanger geworden war, um die sprudelnde Geldquelle der Arizas anzuzapfen, und Beléns ebenso. Nein, sie wollte sein verdammtes Geld nicht. Nicht einmal für Allegra. Geld war nicht alles. Mit Geld konnte man sich auch Glück nicht kaufen.
    Aber Essen, dachte sie. Und Schulbildung und Chancen, und sie hatte nicht das Recht, Allegra all diese Privilegien vorzuenthalten, falls Allejo bereit wäre, sie zu unterstützen. Sie massierte
sich mit den Fingerspitzen die Augenlider. Wenn sie doch nur wüsste, was das Richtige war!
    Sie stand auf und ging ins Haus. In den Sechzigerjahren erbaut, hatte es weiß getünchte Wände und einen Terrakottaboden aus den gleichen Fliesen wie die Veranda. Auch die Möbel waren vorwiegend traditionell – Stühle aus honigfarbenem Pinienholz mit Rattansitzflächen und hohen Lehnen, ein großer Pinienholztisch und -schrank und – als einziges modernes Möbelstück – ein breites, weiches orangefarbenes Sofa, auf dem sich Mia und Allegra an kalten Winterabenden einigelten.
    Auf dem Tisch lag die Lokalzeitung. Mia hatte sie auf dem Rückweg vom Kindergarten mitgenommen, als sie einen Abstecher in die panadería gemacht hatte, um Brot zu kaufen. Die Zeitung brachte vorwiegend Lokalnachrichten, Ankündigungen bevorstehender Ereignisse (in Sierra Bonita fanden oft irgendwelche Feste statt; die Einheimischen fanden immer einen Anlass, um eine Fiesta zu veranstalten) sowie Anzeigen örtlicher Geschäfte und wichtige Telefonnummern. Mia ging die Stellenannoncen durch. Im Sommer, wenn der Ort voller Touristen war, gab es mehr Jobangebote, dann fand fast jeder, der arbeiten wollte, eine Stelle. Aber die Hochsaison hatte noch nicht begonnen, außerdem konnte Mia nur einen Job annehmen, der mit den Kindergartenzeiten vereinbar war.
    Wie schaffen andere alleinerziehende Mütter es?, fragte sie sich, während sie ein Jobangebot nach dem anderen verwarf. Bin ich zu gar nichts zu gebrauchen? Oder hat Mum recht, und ich bin verrückt, weil ich unbedingt ohne fremde Hilfe zurechtkommen will?
     
    Später am Abend, nachdem sie mit Allegra zu Abend gegessen und sich Allegras

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