Das Glück reicht immer für zwei
schmucken Offiziere sah sie lächelnd an, während das Beiboot am Steg anlegte. »Wir hoffen, Sie haben einen wunderschönen Aufenthalt, und wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Schatzsuche.« Er reichte Mia ein goldenes Briefkuvert. »Die Aufgaben finden Sie in diesem Umschlag.«
»Wir brauchen bitte zwei davon«, sagte Mia. »Leo gehört nicht zu uns.«
»Mia!« Britt bedachte sie mit einem strengen Blick.
»Na ja, das stimmt doch. Pro Kabine eine Teilnahmeberechtigung, und Leo wohnt ja wohl in einer anderen Kabine. Außerdem bin ich sicher, dass er selbst den Ring gern gewinnen würde. Im Übrigen ist er bestimmt so brillant, dass er keine Hilfe benötigt.«
»Weder bin ich brillant«, sagte Leo, »noch will ich den Ring haben.«
»Sie bekommen bestimmt auch Manschettenknöpfe, wenn Ihnen das lieber ist«, sagte Mia. »Oder Sie nehmen den Diamantring! Für den Fall, dass Sie mal einen brauchen.« Sie lächelte ihn scherzhaft an, doch Leo sagte nichts. Mia bemerkte die gleiche steinerne Miene, die sie schon am Abend zuvor bei ihm wahrgenommen hatte. »Oder Sie verkaufen ihn«, fügte sie sanft hinzu.
Britt stieß ihre Schwester an. »Nun lass den Mann doch in Ruhe«, sagte sie leise. »Wenn er nicht an dieser Massenschnitzeljagd teilnehmen will – denn dazu artet das Ganze bestimmt aus –, dann ist das seine Sache.« Sie sah Leo an. »Tut mir leid. Aber Sie können natürlich tun und lassen, was Sie wollen.«
»Sicher, aber ich finde, Sie sollten sich die Schatzsuche nicht entgehen lassen, Leo«, sagte Mia. »Es wäre schade, wenn Sie nicht mitmachten.«
»Hör auf damit, Mia«, sagte Britt, der die Anspannung in Leos Gesicht ebenfalls nicht entgangen war. »Lass uns zum Strand gehen und die Aufgaben ansehen.«
Sie ging den Steg entlang, und Mia bemerkte, dass ihre langen Beine bereits einen leichten Bronzeton angenommen hatten. Mia zögerte einen Moment lang, dann folgte sie ihr.
Der Strand war bereits bevölkert mit Passagieren von der Aphrodite , und sie brauchten eine Weile, bis sie zwei freie Liegestühle nebeneinander fanden. Sie zogen sie in den Schatten einer Palme.
»Du hast mich vor Leo dumm dastehen lassen«, sagte Mia und ließ ihre Tasche auf die Strandliege fallen. »Hast mit mir geredet wie mit einem Kind.«
»Dieser Mann wollte nicht an der Schatzsuche teilnehmen, und du hast auf ihn eingeredet und ihn in eine unangenehme Situation gebracht.«
»Nein, habe ich nicht. Ich mag Leo. Wir haben uns gestern
Nacht lange unterhalten. Er kann sehr liebenswürdig sein, auch wenn er ein bisschen spröde wirkt. Ich glaube, er ist schüchtern. Und unangenehm war es bestimmt nicht für ihn.«
»Wenn du meinst«, sagte Britt abweisend.
Mia öffnete den Mund, um etwas zu kontern, schloss ihn aber wieder. Es hatte keinen Sinn, sich mit Britt zu streiten, weil Britt immer das letzte Wort hatte. Mia konnte sich nicht an ein einziges Mal erinnern, bei dem ihre Schwester die weniger guten Argumente vorgebracht hätte, selbst wenn sie ganz klar falschlag. Sie hatte diese verblüffende Fähigkeit, den Spieß umzudrehen, und mochte man sich zuvor auch im Recht gefühlt haben, brachte sie einen unweigerlich dazu, seinen eigenen Standpunkt in Zweifel zu ziehen.
»Nun mach schon«, sagte Mia resignierend, »öffne den Umschlag und lies vor, was wir tun müssen. Offensichtlich sind wir hoffnungslos hintendran.« Sie deutete zum Strand, wo andere Passagiere entweder schnell auf und ab gingen und immer wieder einen Blick auf das Blatt Papier in ihrer Hand warfen oder wild damit gestikulierten oder grüppchenweise unter Palmen saßen und sich berieten.
»Man muss zehn Rätsel lösen«, sagte Britt, nachdem sie den Papierbogen entfaltet und gelesen hatte. »Und fünf verschiedene Gegenstände finden.« Sie runzelte die Stirn. »Ich kann nicht glauben, dass sie von uns verlangen, irgendwelche natürlichen Sachen von der Insel mitzunehmen. Steht das nicht im Widerspruch zu ihren Ökostandards?«
»Sie werden bestimmt nicht von uns erwarten, dass wir irgendetwas entwenden, was das ökologische Gleichgewicht der Insel durcheinanderbringt. Was an sich schon mal ein Hinweis wäre, meinst du nicht auch?«
»Damit könntest du recht haben … Außerdem, was mit dem ersten ›Schnitzel‹ gemeint ist, weiß ich schon«, sagte Britt. »›Bewahren Sie sich einen herzlichen Moment.‹ Meinst du nicht auch,
das könnte das Ticket bedeuten, das wir bekommen haben, um mit dem Boot zu fahren? Darauf befindet sich nämlich
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