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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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mich flach hinwerfen und mich an einen Felsvorsprung klammern. Tomarvan war in der Luft, die Nase etwas aufwärts, aber die ganze Maschine senkte sich. Dann stieg sie und behielt eine lange gleitende Bewegung bei. Taucher hatte eine Luftströmung erwischt, die ihn sicher hinabtragen würde.
    Plötzlich stockte die Maschine sichtlich, erbebte und stieg in einer weiten ruckartigen Spirale nach Norden. Zu uns auf dem Felsen drang ein leises Surren. Wir sahen, daß die Drehräder in Gang gesetzt worden waren und mit ihnen verwandelte sich Tomarvan … er wurde zur echten Maschine. Wir alle drei – Brin, Narneen und ich selbst – schrien aufgeregt. Taucher stieg immer noch und zog seine Kreise, indem er Windströmungen fand und Tomarvan zwang, ihnen zu folgen. Aus der Ebene erklang Jubel – Mamor, Roy und sogar die Hirten winkten und tanzten.
    Tomarvan flog in einem weiten Bogen und senkte sich, um dann wieder zu steigen. Er war nicht so sehr ein Vogel als ein helles Insekt, das vorwärts schoß und surrte und gelegentlich von Windströmungen hochgehoben und über die Inlandebene getragen wurde. Taucher wendete, schwebte leicht über den Felsen, flog niedrig über das feste Haus – auf dessen Dach sicherlich Gwin und Tomar standen – und überquerte den Fluß. Ich hatte Zeit, Angst zu haben; mir war übel und schwindlig, als flöge ich selbst die Maschine. Taucher in Richtung Inseln verschwunden. Dann hörte ich Narneen lachen, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Sie kroch aus ihrer Nische zu mir und legte eine Hand auf meinen Arm.
    „Er kommt wieder …“, sagte Narneen.
    „Großer Nordwind“, flüsterte Brin. Sie stand groß und warm in unserem Rücken; ihr Haar hing lose herab, sie warf den Kopf zurück und betrachtete den Himmel. Ich sah sie als Eenath die Geisterheldin, nicht als Beutelmutter, die von ihrem Webstuhl aus die Herrschaft führte.
    „Kinder“, sagte sie, „unser Glück wird den Wettbewerb des Vogel-Clans gewinnen!“
    Tomarvan flog mit schwirrenden Drehflügeln tief über unsere Köpfe und wieder hinaus und herum, den Troon hin und her überquerend, wohin Taucher eben fliegen wollte.
    Nach diesem Probeflug flog Taucher täglich, und wir gewöhnten uns daran, Tomarvan, seine Flügel zu halten und so weiter. Bald trafen wir Vorbereitungen, den Weißfelsbruch zu verlassen, und sortierten unser Eintrittsentgelt für den Vogel-Clan aus. Ich fühlte mich sicher und glücklich: viel Essen und etwas, auf das ich mich freute. Aber wenn ich nachts oder frühmorgens in meinem Schlafsack lag, überkamen mich Augenblicke tiefer Ungläubigkeit. Geschah dies alles wirklich? War es ein langer Traum, aus dem ich bei fallendem Schnee auf dem Hingstull erwachen würde? Wie war es nur möglich, solche Veränderungen zu ertragen? Ich betrachtete Tomar in seinem Schaukelkorb mit gewisser Angst; bald würde er erwachsen sein, die Zeit würde für ihn so verrinnen wie für mich, wie für uns alle. Wie hätte ich im letzten Frühling glauben können, daß Dorn Brinroyan sich an ein festes Haus und eine Flugmaschine gewöhnen könnte?
    Eines Nachts, als die letzte kleine Dunkelheit noch anhielt, weckte mich ein Schrei. Narneen saß aufrecht in ihrem Schlafsack und schrie in einem bösen Traum auf. Ich sagte ihr, sie sollte sich wieder hinlegen, aber das wollte sie nicht. Sie schrie zwischen Schlaf und Wachsein auf, bis Brin zu ihr kam. Ich kuschelte mich wieder hin, um zu schlafen, aber das Gerede hörte nicht auf, und jemand brachte Tauchers Zauberlampen.
    „… kein Traum“, schluchzte Narneen, „denn ich kann wieder lauschen!“
    „Bist du befragt worden“, fragte Brin.
    „Es waren zwei, und sie fragten mich nach meinem Namen und dem Namen meiner Fünf.“
    Ich war nun hellwach. Wir setzten uns alle um Narneen, meine junge Verwandte, herum, und sie hatte einen starren, seltsamen Blick im kühlen Licht. Die Alte Gwin sang leise vor sich hin, einen Lobgesang für einen Segen.
    „Was bedeutet das?“ fragte Taucher neben meinem Ellbogen.
    „Ich glaube, es bedeutet, daß Narneen eine Zeugin ist. Irgendein anderer Zeuge hat sie gefunden und befragt.“
    Brin hörte sich Narneens Bericht über alles, was von Anfang an geschehen war, an.
    „Ich dachte, es wäre ein Traum“, sagte Narneen. „Ich wurde gerufen und antwortete auf meinen Namen. Dann ging die Befragung weiter, und es war in meinem Kopf.“
    „Es ist ein Segen“, sagte die Alte Gwin, „eine Macht, die wir uns seit der Geburtsfünf meiner

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