Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
Vom Netzwerk:
angeblich aus Metall, und eine große Person überwachte die Operation; die Bauern im Dorf waren dafür bezahlt worden, nichts zu bemerken. Die Mannschaft und gewisse Passagiere auf dem Kahn erwachten fluchend, nachdem sie einen ganzen Tag lang geschlafen hatten, und brachen hastig nach Rintoul auf. Das sagte uns genug: an dieser Stelle hatte Nantgeeb das Luftschiff durch Anwendung von Willenskraft oder einfacher Schlafkräuter gestohlen. Wenn Tsorl-U-Tsorl zur Untersuchung des Kahns an Bord gewesen war, hatte er mit den übrigen geschlafen. Vielleicht hatte der Große Älteste seinen Zorn an denjenigen ausgelassen, die seine Beute verloren hatten.
    Taucher rief uns eines Tages, ungefähr zwei Stunden vor Esders Untergang, und wir fanden ihn mit dem Kapitän am Bug. Das Land um uns herum war besonders schön, mit ausgedehnten Schilffeldern, in denen die Wasservögel nisten und brüten. Nicht weit davon teilte sich der Troon zweimal, denn wir hatten das Delta erreicht. Taucher zeigte nach vorne und starrte wie jemand im Traum; wir starrten alle ebenfalls hin, und der Traum bemächtigte sich unser. Ein Flechtwerk feiner Linien wurde größer und schwebte am Horizont durch die Luft, verschwand aus unserer Sicht, um dann wieder deutlich aufzutauchen und sicher zur Erde herabzugleiten. Es hätte ein gewaltiger Hain weißer Bäume oder die hohen Felssäulen und Kämme einer Bergkette sein können; dann änderte sich das Licht, und es war ein Netz, ein Netzwerk aus reinem Gold – die Türme, die Bastionen, die Konturen und Silhouetten der großen Stadt Rintoul.
     
     
    Rintoul ist, sogar in meiner eigenen Zeit, errichtet und zerstört worden, aber der Traum bleibt; die traditionelle Perfektion und Anmut inspirieren diejenigen, die dort bauen, diejenigen, die dort leben, so daß diese Stadt sich jedesmal erneuert und immer schöner wird. Blut wurde in den breiten weißen Straßen vergossen, aber sie wurden durch den Einlaß der See wieder reingewaschen; Türme sind eingestürzt und durch geschmeidigere ersetzt worden. Rintoul hat keine Schattenseite, alles dort ist wohlgestaltet, schmuck verputzt, klug verflochten, mit Korbaufzügen zu den höhergelegenen Teilen und Wällen aus alter Zeit, die sich nahtlos in die Häuser aus Glas und Stein einfügen, in denen die Granden wohnen.
    Die Umgebung von Rintoul ist herrlich; als wir durch das Deltagebiet weitersegelten, betrachtete ich die Felder und Bäume und Wasserwege und fragte mich, wie es wohl sein würde, dort zu leben. Das Land ist gebändigt und bebaut worden, aber es fehlt nicht an guten Stellen zum Fischen und Baden; die Alte Gwin begeisterte sich für die Blumenfelder; Brin und Roy schauten sich die Vogelfarmen genauer an. Mamor war unruhig und stand mit Tauchers Fernrohr am Bug, als wir durch den östlichen Kanal segelten, der Curweth genannt wird. Die Stadt erhob sich zu unserer Rechten und nahm den ganzen Raum hoch und tief in Anspruch, aber Mamor blickte nach Osten, und am nächsten Abend stieß er einen Schrei aus und rief mich an seine Seite.
    „Da ist es“, sagte er und gab mir das Fernrohr. Ich starrte nach Osten und erblickte einen Lichtstreifen; er hob und senkte sich, als wäre der Himmel mit Wolken und sonst allem auf die Erde herabgefallen.
    „Aber was ist das denn?“ fragte ich, ohne den Blick davon abwenden zu können. Der Streifen hatte sich in eine flache unglaublich weite Ebene verwandelt, die sich noch über die Ebene von Torin selbst hinaus erstreckte und von seltsamen blassen Farben gesprenkelt war.
    „Oh“, sagte Mamor, „das ist des Nordwinds eigener Verwandter, der jedes Feuer löscht. Das ist der Große Ozean …“
    An diesem Tag fuhren Vel Ragan und Onnar mit ihrem Segelboot an uns vorbei durch einen anderen Kanal in die Stadt. Wir segelten weiter und gelangten in Esders Licht zu den Gärten und Kornspeichern und runden, niedrigen Lagerhäusern am Rande von Rintoul. Die Stadt liegt zwischen See und Land am Ufer der Bucht; wir segelten durch das Osttor, Curweth-Ma, hinein, wo der Kapitän das Schiff vertäute. Dann überquerten wir die Kais zum Stadtkanal und segelten in einem der bunten Leihboote durch meilenlange ruhige Straßen. Ich saß mit Tomar und Narneen zusammen, und wir zählten zehn Springbrunnen, manche still, andere sprudelnd, in der Dämmerung vor Estos Aufgang, bis wir zu einem Landungssteg in der Nähe unserer Straße gelangten. Wir gingen ein kurzes Stück zu Fuß und wurden im Haus des Perückenmachers empfangen, das

Weitere Kostenlose Bücher