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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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wirkten sie besonders hoch, wie Steinklippen.
    Gestalten waren auf den Hochgängen zu sehen, die Vögeln auf Baumwipfeln glichen. Auf jedem Hochhaus waren, wie exotische Früchte auf den Dachbalken zusammengedrängt, goldene Kugeln, gestrichen mit der Goldfarbe, die die Granden für ihr Freiluftflechtwerk benutzen. „Das sind Schlafzellen“, erklärte der Führer. „Kleine Korbgemächer, in denen die Granden in Schlaf gewiegt werden. Die Clanangehörigen in dieser Stadt leiden an einer merkwürdigen Krankheit … ihnen fällt das Schlafen schwer.“
    Das brachte uns alle zum Lachen; dennoch erinnerte ich mich an Zeiten, in denen es schwer war zu schlafen.
    Wir konnten auf das Rondell der Freundschaft hinabblicken, einen hübschen Platz mit Bäumen und Bänken und Imbißbuden und einem großen Mosaikpflaster, das bis in die Lagune hinaus reichte.
    „Was ist das, Freund?“ rief ein Städter und zeigte darauf.
    „Diese Insel?“ fragte der Führer. „Das ist die Glas-Insel … ‚auf halbem Wege nach Itsik’, wenn Ihr versteht, was ich meine.“
    Wir konnten die hohen Sandhaufen im Licht der Sonnen glitzern sehen und die Kuppelgebäude, aus deren Schornsteinen Rauch emporstieg. Als wir uns von der Gruppe trennten und die Stufen zum Rondell der Freundschaft hinunterliefen, sagte der Harfner: „Diese Stadt wird von Feuer-Metall-Magie versorgt. Was könnten die in der Feuerstadt noch mehr haben?“
    „Rolltreppen“, sagte ich. „Meine Füße tun mir weh.“
    „Taucher hat dir Erdmärchen erzählt!“
    Dies war unser erster und einer unserer längsten Rundgänge durch die Stadt. Eines Morgens gingen wir alle zusammen zum Rondell der Freundschaft, um dort Vel Ragan und Onnar zu treffen. Es war wirklich ein angenehmer Platz, an dem wir uns sicher und wohl fühlten. Die Alte Gwin setzte sich mit Tomar unter einen Baum, und der Harfner wurde immer wieder gebeten, seine Volkslieder zu singen. Brin nahm mich zu den Nachrichtenbäumen mit; das sind Holzgestelle, an die Nachrichtenbänder und andere Botschaften gehängt werden; sie stehen an jeder Straßenecke und werden von bestimmten Schreibern unterhalten. Taucher und Mamor standen an der Balustrade, die Aussicht über die Lagune bis zum Meer hatte, und beobachteten die an den Kais ein- und auslaufenden Schiffe. Ablo nahm Narneen mit, um einen Sonnenschirm zu kaufen, und sie rannte mit noch etwas Neuem zu Brin zurück … mit einer wie ein Grande gekleideten geschnitzten Figur in einem langen Seidengewand und einer Pelzpelerine.
    „Es ist eine Puppe“, sagte Brin. „Ablo verschwendet seine Silberstücke für dich, mein Kind.“ Aber Narneen drückte das Ding an sich und nannte es ihr liebes kleines Clan-Geschöpf, ihr Püppchen, ihr Beutelkind.
    „Was fängt man damit an?“ fragte ich.
    „Man spielt damit … es ist ein Spielzeug wie der Bogen, den Mamor für dich gemacht hat“, sagte Brin. „Die Stadtkinder spielen mit Puppen, und vermutlich hätten wir eine Bude mit ihnen in Otolor finden können.“
    Danach schaute ich mir Läden voller Spielwaren an und überlegte mir, welches Spielzeug mir gefallen könnte, entdeckte aber keins. Dennoch war die Stadt voller Dinge, die ich begehrte … Schreibgarnituren, Lederstiefel, Beutel, Karren; am Stadtkanal gab es sogar eine Werkstatt, in der kleine Segelboote angefertigt und verkauft wurden.
    Eines Tages brachte Vel Ragan die Fünf zu Orn Dohtroys Hochhaus, der auch Margan, der Friedensstifter, genannt wurde. Alle waren ausgegangen, und wir blieben mit Ablo daheim und warteten. Als sie zurückkehrten, waren sie enttäuscht, redeten aber viel über die dortige Pracht. Sie hatten im achten Stock mit vielen Bittstellern für den Friedensstifter antichambriert und einen Blick vom Sonnengemach erhascht. Dieser riesige Raum führte in einen Wassergarten, in dem es, nach den Worten des Harfners, gezähmte Plattschnäbler gebe. Aber Orn Margan sei abwesend, wie seine Diener verkündeten, oder empfange zumindest an diesem Tag keine Bittsteller. Vel Ragan schickte seinen Namen hinein, aber ohne Erwähnung seines Anliegens, und das Runenband kam mit der höflichen Auskunft zurück, er möge in drei Tagen wieder vorsprechen.
    Der Schreiber war bedrückt und irritiert, daß die Fünf nicht empfangen worden waren.
    „Macht Euch keine Sorgen“, sagte Taucher. „Ich bin sicher, daß sich uns Möglichkeiten bieten, weil der Friedensstifter uns nicht empfangen hat.“
    „Er ist vorsichtig“, sagte der Schreiber.

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