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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Leben dieser Waldmenschen, und wenn sie in dicker Freundschaft zusammenhielten, dann hatten sie eine kleine Welt für sich, um die man sie beneiden konnte.
    Die beiden Holzhauer bemerkten ihn nicht, und er stand unbewegt im Gehölz, bis sie bergauf verschwunden waren. Das schauernde Naß von den Ästen streifend, suchte er wieder auf den Steig zurück. Der Nebel machte diesen Herbstnachmittag auf den Berghöhen dunkel wie eine hellgrauende Nacht und das Tappen der Tropfen begleitete ihn hinüber zum Hoch-ruck. Er wollte in der verlassenen Hütte des Waldhirten nachsehen, wie er es nun fast täglich tat, und er ließ sich Zeit. Weiße Schwaden zogen über die freie Waldweide, verfingen sich im Wald und vermischten sich mit den tiefhängenden Wolken.
    War es ein ungewohnter Laut, der ihn plötzlich anhalten ließ, oder warnte ihn sein Gespür, das mit den Jahren und den vielen Waldgängen in ihm gewachsen war: etwas veranlaßte ihn am Waldrand anzuhalten.
    Es mußte von der niederen Hütte hergekommen sein, und vorsichtig nahm er sein Gewehr unter dem Umhang hervor. Die Hüttentüre knarrte nun leise, und im ziehenden Nebel huschte ein Schatten über die Waldlichtung abwärts. Mit langen Sprüngen setzte er dem Schatten nach, der zwischen den Bäumen verschwinden wollte und brüllte:
    »Halt!«
    Schon deckte das unbestimmte Dunkel unter den Bäumen den Schatten, als es aufblitzte und zugleich mit dem Knall sirrend eine Kugel an seinem Kopf vorbeiflog. Da riß auch er das Gewehr hoch und feuerte in die Richtung die Ladung groben Schrotes. Ein heulender Fluch und das Stampfen eilender Schritte, das sich abwärts im Wald verlor, ließ den Förster alle Vorsicht vergessen, und er rannte hinter dem Flüchtenden her. Nun hörte er nur mehr das Geräusch seiner Schritte, das Rauschen der dürren Blätter, das Krachen der kleinen Äste unter seinen Schuhen, und er mußte anhalten, um zu horchen und sich zu orientieren.
    Unter den Fichten, um die naßglänzenden Stämme drängte sich der Nebel wie dichter Rauch. Die düstere Dämmerung hatte den Unbekannten verschluckt, und kein Geräusch deutete die Richtung seiner Flucht an. Es war wieder unheimlich still, nur die schweren Tropfen tappten und trommelten auf den Boden. Stand der Bursche irgendwo hinter einem Stamm und lauerte? Hockte er in einem Dickicht und wartete, bis die Gefahr für ihn vorbei war? Oder schlich er nun schon weit drunten davon?
    Der Lump mußte etwas von seinem Schrotschuß abbekommen haben und würde sich dieses Treffen merken, dachte Greiner grimmig. Der offene Kampf hatte also begonnen, und das konnte ihm nur recht sein. Er würde ihn nicht so viel Nerven kosten wie das hinterhältige Schlingenlegen und das Herumwildern.
    Langsam ging er zurück und versuchte festzustellen, von wo aus der Wilddieb auf ihn geschossen hatte. Bei einem Baum am Waldrand fand er einen grünen Filzhut mit einer Geierfeder. Hatte er diesen Hut nicht schon einmal gesehen? War ihm nicht auch die im Nebel dahinschleichende Gestalt bekannt vorgekommen? Der Schrei? Die Stimme?
    Es war alles so überraschend schnell gegangen, und nun mühte er sich vergeblich, den ganzen Vorgang noch einmal ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Ein umgebautes Militärgewehr hatte der Schütze benützt, der scharfe, schneidende Knall sagte ihm das, und er war aufs Ganze gegangen, denn die Kugel war knapp vorbeigegangen. Könnte das auf den Holzhauer Weber zutreffen? Vielleicht! Hoffentlich war der Denkzettel, den der Bursche erwischte, so kräftig gewesen, daß er ihn nicht verbergen konnte.
    Es war ihm kalt geworden, und seine innere Erregung war vergangen. Die Gendarmerie mußte sofort verständigt werden, vielleicht gelang es den Beamten bald, den Verletzten ausfindig zu machen. Auf geradem Weg rannte er zum Forsthaus zurück und rief die Gendarmeriestation in der Stadt an, nannte auf die Frage nach einem etwaigen Verdächtigen auch den Namen des Weber.
    Schon eine Stunde später trafen zwei Gendarmen in Stinglreut ein und suchten geradewegs das Haus des Holzhauers auf. Die erschrockene Frau Weber atmete sichtlich erleichtert auf, als sie merkte, daß der Besuch nicht ihr, sondern ihrem Manne galt.
    »Im Wirtshaus sitzt er, wie alleweil«, gab sie verdrossen Bescheid.
    Sie fanden den Gesuchten auch beim Reibenwirt und mußten sich von allen anwesenden Männern aus dem Dorf bestätigen lassen, daß der Weber seit dem Mittag das Wirtshaus nicht verlassen hatte. Es war zwecklos, hier weiterzufragen oder

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