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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Haus und schlang das Halstuch enger. Ein eisiger Wind fegte über die Gschwend und trug die ersten weißen Flocken mit und schüttelte die Baumgipfel, doch das Rauschen war nicht das des Sommers. Unter den Gipfeln rührte sich nichts, und der Wald stand wie eine schwarze Mauer. Erst als der Winddruck von den gegenüberliegenden Höhen zurückschwellte, fegte er auch in das Unterholz und säuberte es von den letzten Schleiern des Spätherbstnebels.
     
    Im Forsthaus auf der Guglwies waren die grünen Fensterläden im Erdgeschoß noch geschlossen. Diese Waldlichtung lag windgeschützt, und die alten Bestände umschlossen sie wie die Wände einer Stube. Weiter unten fiel der Wind wieder ein und riß das dürre Buchenlaub vom Geäst. Die kleinen Wässerchen, die in den vergangenen Tagen auf den Fahrrinnen des Weges abwärts geflossen waren, glänzten nun im Eis. Als der Teufelsbach herankam, kündete er sich nicht mehr durch das tosende Aufbrausen am Bachgestein an, sondern er war stiller und träger geworden. In seine Quellen droben auf den Höhen hatte sich schon der Frost eingenistet.
    Trist und farblos war das Dorf geworden. Es lag wie ausgestorben, der Dorfplatz war menschenleer in dieser frühen Stunde. Als im Reibenwirtshaus eine Tür knallte, schrak er fast zusammen. An Kirche und Friedhof vorbei stieg er den Hang zur Sägmühle am Teufelsbach hinunter. Die Sägegatter ruhten, den Müller sah er mit dem gebeugten Rücken gegen das Fenster in der Stube sitzen, und dumpfes Reden drang in den Hausgang heraus. Wärme und der Dunst gekochter Kartoffeln schlug ihm entgegen.
    »Der Kaspar? Heut bist du aber früh dran!« begrüßte ihn die Müllerin, und als besorgte Mutter fragte sie auch gleich, wie es der Burgl gehe.
    »Die Säge steht? Habt ihr heute einen Feiertag?« interessierte sich Kaspar, und an Stelle des Müllers antwortete seine Frau:
    »Grad sind die Gendarmen dagewesen, und da hat der Vater abgestellt. Nach dem Sagknecht haben sie gefragt, ob der gestern nachmittag bei der Arbeit gewesen sei, wollten sie wissen, und als wir gesagt haben, daß er nicht gearbeitet habe, weil ihm am Mittag ein Block auf die Zehen gefallen wäre, da sind sie wie die Wilden zu ihm ins Stübl hinauf und haben alles durchsucht. Sogar den Verband hat er aufmachen müssen. Da hat der Gendarm Schneider gesagt, daß das keine Schußwunde wäre, und dann sind sie wieder weg. Erst vor einer Viertelstunde.«
    Nun kam auch der Müller zu Wort.
    »Seid froh, daß ihr da droben seid! Da herunten ist der Teufel los! Jeder Bauernbub hat heute mehr Geld in der Tasche als ich. Bin neugierig, wie lange das noch weitergeht. Muß allerhand los sein, auch bei euch droben an der Grenze.«
    »Wir wissen nix und kümmern uns um nix. Über die Gschwend hinauf geht kein direkter Weg zur Grenze, und was im Wald drüben in der Nacht passiert, das ist uns gleich.«
    »Könnte den Finanzern schon was sagen«, ärgerte sich der Alte. »Hab selbst schon gesehen, wieviel Vieh drüben vorbeigeht. Alles der Stadt zu.«
    »Wenn einmal der Schnee liegt, dann werden sie sich schon nimmer trauen. Die Spur im Schnee läßt sich net verwischen«, sagte der Kaspar.
    »Tät jetzt einen Sagknecht brauchen«, nörgelte der Müller weiter, »aber meinst du, da tat sich nur einer rühren? Obwohl sie keine Arbeit haben und stempeln müssen.«
    Nun mischte sich die Schwiegermutter wieder ein und wollte wissen, ob und wie sie für den Winter schon vorgesorgt hätten, und wann die Lina unddie Burgl ins Wochenbett kämen. Das gemahnte den Kaspar wieder an den Zweck seines Besuches, und bald verabschiedete er sich wieder, die für zwei Wiegen zugeschnittenen Bretter auf den Rucksack gebunden. Bei der Krämerin kaufte er noch Farbe, und als er wieder auf die Dorfstraße trat, sah er gerade noch, wie die Gendarmen den Ort in Richtung Stadt verließen. Die Neugierde plagte ihn. Zwei Männer drückten sich durch den Wirtsgarten des Reibenwirtes in den hinteren Hauseingang, und vom Dorfe herauf kamen nun auch einige Burschen, dem Wirtshaus zusteuernd. Wenn er nun auch auf eine Halbe Bier einkehrte? Heute war er allein, und niemand kommandierte ihn am Wirtshaus vorbei. War es nicht immer schön, wenn man ein paar Neuigkeiten heimbringen konnte, über die man dann noch lange redete und darin eine kurzweilige Unterhaltung fand?
    Ein Tisch voll Männer hatte sich in der Gaststube zusammengefunden, und einer machte gerade in den großen Ofen ein Feuer. Die schlechte Luft des vergangenen

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