Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
tiefen Raucherstimme und verzog den Mund zu einem Grinsen, so dass ihr fehlender Zahn sichtbar wurde. » Jefa , meine ich natürlich.«
»Schon gut, Tansy. Sie dürfen mich Schätzchen nennen. Aber nur Sie.« Wie magisch von dem duftenden Teig angezogen, schlenderte sie zu ihr. »Und was haben wir hier?«
»Nur Churros.«
»Was so wäre, als würde Michelangelo ›nur Statuen‹ sagen.« Die mit Zimt und Zucker bestreuten Teigstreifen lagen zum Auskühlen auf dem Hackblock. Elena nahm eines der noch heißen Exemplare und biss genüsslich hinein. »Wenn ich die esse, muss ich immer an die Feiertage zu Hause denken, als ich noch ein kleines Mädchen war.«
»Essen beschwört in uns allen Erinnerungen herauf, so viel steht fest.«
»Mmm.« Außen knusprig, innen luftig und heiß. Die Zucker-Zimt-Mischung brachte die Erinnerung an einen Tag vor vielen Jahren zurück – sie konnte nicht mehr sagen, wann es gewesen war -, als sie mit ihren Geschwistern im Gemeindesaal der Kirche saß, allesamt im Sonntagsstaat und mit Churros in fettverschmierten Papierservietten in der Hand, jeder einzelne Bissen ein wahrer Hochgenuss.
»Wow«, sagte sie. »Ich muss dringend etwas essen. Ich bin völlig ausgehungert.«
»Juan sagt, um vier ist das Personalessen fertig.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Nicht mehr lange.«
»Gut. Haben Sie alles? Alles vorbereitet für morgen?«
»So perfekt, wie es nur geht. Ich bin sicher, alles läuft glatt, Boss. Die Crew arbeitet gut zusammen, und die Karte ist sensationell.«
»Danke.« Elena öffnete die Tür zum Kühlraum und ließ den Blick befriedigt über die Tamale-Reihen, klein und groß und nach Farben auf Tabletts sortiert, wandern.
»Wo ist eigentlich Ihre Mutter?«, fragte Tansy.
»In Española. Dort bin ich aufgewachsen.«
»Nicht sehr weit entfernt.«
Elena lächelte dünn. »Weiter, als Sie sich vorstellen können.«
Von unten drang ein Schrei herauf, und Elena stürzte los. Auf halbem Weg die Treppe hinunter hörte sie jemanden auf Spanisch rufen. » Jefa ! Wir brauchen Sie dringend hier unten.«
Sie stürzte in die Küche, wo das reinste Chaos herrschte, und blieb abrupt vor Hector stehen, um dessen Hand ein blutiges Geschirrtuch gewickelt war. Rote Tropfen fielen auf den weißen Boden.
»Er hat sich geschnitten«, erklärte Ivan und trat mit Eis und einem feuchten Tuch neben ihn. »Sagen Sie ihm, wir müssen die Blutung stoppen, um Himmels willen! Herrgott, das ist der Grund, weshalb ich zweisprachige Küchen so hasse.«
Als gäbe es welche, in denen nur eine einzige Sprache gesprochen wurde. Sie beugte sich vor, um Hectors Hand in Augenschein zu nehmen. »Wir müssen die Blutung mit Druck stoppen, aber zuerst will ich mir die Wunde ansehen«, sagte sie auf Spanisch.
Sie schüttelte den Kopf beim Anblick des tiefen Schnitts unterhalb seines Daumens. »Das muss im Krankenhaus genäht werden. Juan, Sie fahren ihn hin.«
Es wurde still im Raum. Juan sah sie an, dann Ivan. Hector starrte kläglich seine Hand an.
»Was ist?«, fragte Elena.
»Schon gut, Jefa «, sagte Ivan. »Ich fahre ihn. Wir sind bald zurück.« Er bedeutete Hector, ihm zu folgen. »Los, auf geht’s, Mann.«
Elena musterte Juan mit zusammengekniffenen Augen. »Was soll das?«
Juan zuckte auf diese typische Latinoart mit den Schultern. »Niemand mag amerikanische Medizin.«
Aber da war noch etwas anderes. Wieder kniff sie die Augen zusammen. »Los, raus damit, Juan, was läuft hier?«
» De nada «, sagte er, legte ihr die Hand auf die Schulter und bugsierte sie Richtung Speiseraum. »Los, kümmern wir uns ums Essen.«
Sie stand einen Moment lang da, horchte auf ihre Instinkte. Irgendetwas stimmte hier nicht, doch sie kam nicht darauf, was es sein könnte. »Gehen Sie«, sagte sie zu Ivan.
Sie sah, wie die beiden Männer wortlos einen Blick wechselten, ließ es aber dabei bewenden, als ihr ein Gedanke kam. »Verdammt, wer wird Hector ersetzen, wenn er ausfällt?«
»Ich höre mich um.« Juan rührte wieder in seinem Suppentopf. »Aber Hector wird schon nicht ausfallen.« Er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. » Dinero .«
Julian wanderte im Haus umher, in sein Arbeitszimmer, dann ging er wieder nach unten in die Küche, um sich einen Kaffee zu holen, eine Scheibe Käse oder sonst etwas. Nichts sprach ihn an, egal wie viele Schränke er öffnete. In Wahrheit war es nicht der Hunger, der ihn antrieb.
Eine reichlich mitgenommen aussehende Portia erschien mit zwei leeren
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