Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
Küche war es still. Viel zu still. Leicht irritiert sah sie auf die Uhr, registrierte das leise Summen der Geräte, das Fehlen von Musik. »Hallo?«, rief sie, stellte die Schachtel auf der Arbeitsfläche ab und lief in den Speiseraum. »Hallo?«
Nichts. Sie runzelte die Stirn. Es war erst neun Uhr, trotzdem sollte längst jemand hier sein. Wo waren sie alle?
Mit einem Anflug von Panik ging sie ins obere Stockwerk. »Hallo?«
Um den Tisch in der Bar hatte sich ein Grüppchen Leute versammelt. Alan, die Barkeeperin der Tagschicht, Peter, Tansy, Patrick und Ivan. Sie sahen sie mit langen Gesichtern an. »Hey, Jefa .« Ivan saß mit gekreuzten Armen da.
Elena legte die Hand auf ihren Bauch, spürte die Furcht, die in die Leere in ihrer Bauchhöhle vordrang, wo sich einst ihre Organe befunden hatten. »Was ist los? Wer ist gestorben?«
»Niemand ist gestorben, Chef, aber schlimm ist es trotzdem«, antwortete Alan.
»Was ist passiert?«
»Die Steuerbehörde in Carbondale hat eine Razzia gemacht und ein paar Leute hoppgenommen«, erklärte Ivan. »Großer Rundumschlag, der zufällig am ersten Tag der Skisaison passieren musste.«
Elena dachte an den Vorarbeiter in ihrer Wohnung, an
seine Flüche am Funkgerät. »Scheiße. Wie viele haben wir verloren?«
Schweigen senkte sich schwer auf den Raum. »Wie viele?«, wiederholte sie.
»Alle.«
»Aber nicht Juan .« Sie sah Ivan an. »Sie haben gesagt, Sie hätten sämtliche Greencards überprüft. Und Sie haben persönlich für Juan gebürgt.«
»Es ist -«
Sie starrte ihn sprachlos an. Was sollten sie jetzt tun? »Wer hat diese Razzia veranlasst?«
Ivan zuckte mit den Schultern. »Die Regierung. Wahrscheinlich haben sie sich mit Absicht den heutigen Tag ausgesucht.«
Elena schüttelte den Kopf, gelangte zu einem Entschluss. »Wieso sitzt ihr hier noch herum? Schwingt eure Hintern hoch, und macht euch an die Arbeit. Peter, ruf alle deine Kumpels an – sag ihnen, wir zahlen ihnen das Doppelte von dem, was sie normalerweise an einem Abend verdienen. Tansy, Sie rufen jeden an, der uns übers Wochenende helfen könnte.«
»Wollen Sie ernsthaft heute eröffnen?«, fragte Alan.
»Wir haben keine andere Wahl. Wir haben in der ganzen Stadt geworben, haben Gutscheine verteilt, und die Radiowerbung läuft wahrscheinlich genau in dieser Sekunde.« Bei der Vorstellung, wie ihre Karriere in diesem Moment in Flammen aufging, zog sich ihr Magen zusammen. Sie schob den Gedanken beiseite, band ihr Haar im Nacken zusammen und zeigte mit dem Daumen auf die Küche. »Auf geht’s, Leute. Wir haben jede Menge vorzubereiten. Tansy, Sie brauche ich in der Hauptküche – tun Sie einfach, was sie Ihnen sagen.«
»Ich muss zu Hause anrufen und dafür sorgen, dass jemand
auf meine Enkeltochter aufpasst«, sagte sie in ihrer rauen Raucherstimme. »Aber ich bin sicher, meine Schwester übernimmt das.«
»Sollen wir die Karte vielleicht ein wenig herunterfahren?«, fragte Ivan. »Ein paar Gerichte herausnehmen, die uns zu sehr aufhalten?«
Sie nickte. »Übernehmen Sie das. Nehmen Sie alles heraus, was am meisten Zeit braucht, und der Servicecrew sagen wir, sie sollen sich auf die Tamales konzentrieren. Davon sollten wir ausreichend im Haus haben.«
Die Köche machten sich auf den Weg in die Küche. »Alan«, sagte Elena. »Sie fahren die Sitzplätze um jeweils zwanzig Prozent zurück. Marta, Sie müssen sich darauf vorbereiten, dass sich dadurch mehr Gäste an der Bar aufhalten. Irgendwelche Vorschläge, wie wir die Wartezeit versüßen können? Kostenlose Drinks, kleine Häppchen?«
»Wie wär’s mit Sangria und mexikanischem Kaffee? Den regulären Kaffee können wir gratis anbieten, wenn die Gäste einen Schuss Rum dazu wollen, kostet es einen Dollar.«
»Schenken Sie den mit Rum auch kostenlos aus.« Elena schürzte die Lippen. »Wie wär’s, wenn wir ein paar Maispuffer dazu anbieten? Mit Paprikasauce und Pancho-Villa-Honig?«
»Ja, prima Idee«, sagte Marta. »Ich kümmere mich darum.«
Elena holte tief Luft. »Noch etwas?«
»Die silbernen Schälchen sind ein bisschen knapp. Wenn der Spüler in Verzug kommt, könnte das ein Problem werden.«
»Wer kümmert sich überhaupt ums Geschirr?«
»Dafür finden wir schon eine Lösung«, schaltete sich Patrick mit einem Blick auf die Uhr ein. »Kümmere du dich um die Küche.«
Sie begegnete seinem Blick. »Showtime.«
Er lächelte schwach und verbeugte sich knapp. »Stets zu Diensten, Madam.«
Sie ging in ihr Büro, setzte
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