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Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness

Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness

Titel: Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara O'Neal
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betrat, ja nicht einmal einen Fuß ins obere Stockwerk setzte. Sie hatten sich nicht geliebt. Elena war viel zu erschöpft dafür gewesen. Bereits beim Nachhausekommen war sie kaum fähig gewesen, die Stufen zu erklimmen, und nach dem kurzen Bad hatte sie offenbar noch viel größere Schmerzen gehabt.
    Irgendwann war sie eingeschlafen, doch es war kein erholsamer Schlaf – sie hatte einen Fuß seltsam abgewinkelt, eine Hand ausgestreckt. Sie drehte sich um, so dass er ihren Rücken erkennen konnte, die alte Narbe, die sich in einer langen Diagonale von der Schulter bis hinunter zu ihrer Hüfte zog. Er ertappte sich dabei, wie er seine Finger über die schlangenförmigen Wülste auf dem Schulterblatt wandern ließ. Die Narben gehörten zu ihr. Waren ein Teil von ihr.
    Und doch sah er im düsteren Licht die Gewalt, die sich dahinter verbarg, den schmerzlichen Verlust, für den diese Narben standen. Den ganzen Morgen über hatte sie den Vorfall mit dem Jungen mit keiner Silbe erwähnt, und das erfüllte ihn mit Sorge. Wie konnte man so etwas einfach wegstecken, immer wieder aufs Neue? Er wünschte, sie würde sich öffnen, in Tränen ausbrechen, ihrer Wut über den Verlust ihres Zuhauses Luft machen, weil ein Junge mit dem Wagen hineingefahren war und sie ihre wertvollsten Küchenutensilien verloren hatte.
    Stattdessen verriet ihre Miene keinerlei Regung. Erst jetzt, in der Dunkelheit, hörte er ihr leises Stöhnen, ihren unterdrückten Protest. Die Narbe schien förmlich zum Leben zu erwachen, als erhebe sie sich aus dem Bett, um ihm Geheimnisse preiszugeben, die er nicht kennen sollte. Er streckte die Hand aus und berührte ganz behutsam den
Schwung der Schlange auf ihrer Hüfte, wo sie vor bösartiger Hitze förmlich zu glühen schien. Und er bildete es sich nicht nur ein – das Gewebe war viel heißer als in den umliegenden Arealen, ein Schmerz, der aussprach, was sie nicht zu sagen vermochte.
    Großer Gott, wie konnte er ihr nur helfen?
    Mit einem Ruck fuhr sie aus dem Schlaf hoch und stieß einen Schrei aus. Julian riss die Hand zurück, beschämt, weil er sie gestört hatte. Einen Moment lang bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen, dann strich sie über ihre Wangenknochen, ihren Kiefer, blinzelte desorientiert. Beruhigend legte Julian ihr den Arm um die Schultern. »Es ist alles gut«, sagte er leise. »Du bist hier, bei mir.«
    »Tu das nicht«, stöhnte sie. »Tu das nicht.«
    »Komm, leg dich wieder hin.« Er versuchte, sie in die Kissen zurückzudrücken. Sie rückte neben ihn, und er presste seine Stirn gegen ihren Oberarm. »Du musst schlafen.«
    Sie wandte sich von ihm ab. »Ich habe gespürt, wie du die Narbe angefasst hast.« Sie griff nach hinten und kratzte sich, als jucke oder prickle die Haut von seiner Berührung. »Ich hasse das. Ich hasse es!« Sie richtete sich auf, schlug die Decke zurück und stand auf. Er wich zurück, beobachtete erschüttert, wie sie steifbeinig wegging, ihr Rücken eine schmerzende, gekrümmte Säule in der Finsternis, ihre Schulter, ihre Hüfte erhellt vom nächtlichen Licht.
    Er sprang auf und streckte die Hände nach ihr aus. »Elena, komm zurück ins Bett.« Er versuchte, sie an sich zu ziehen, ihren kalten, steifen Körper zu wärmen.
    Doch sie stieß ihn von sich. »Nein. Du hast keine Ahnung. Du verstehst das nicht. Ich hasse es.«
    Sie war ein völlig anderer Mensch heute Nacht. Feindselig, eisig, mit einer düsteren Schwere, die ihn abstieß und zugleich anzog. »Tut mir leid. Ich mache mir nur Sorgen um
dich. Es ist kalt. Komm zurück ins Bett. Ich werde dich nicht mehr anrühren, versprochen.«
    »Oh.« Sie stieß einen Seufzer aus, fast ein Schluchzen, und schlug sich erneut die Hände vors Gesicht. »Es geht nicht darum, dass ich nicht von dir angefasst werden will, sondern ich habe das Gefühl, als würde ich zerbrechen. Aber das darf ich jetzt nicht, Julian. Nicht jetzt.«
    Er griff nach ihrer Hand, bekam einen Finger zu fassen, die Haut so trocken und rissig wie ein Kaktus. »Komm wieder unter die Decke.« Er zog sie unter die Decke und schlang sie eng um sie. Eine dünne Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. Mit einem Anflug von Zärtlichkeit strich er sie zurück, berührte ihre Stirn. Sie zog die Hand unter der Decke hervor und legte sie um sein Handgelenk.
    »Nicht«, sagte sie und schloss die Augen. Tränen quollen unter ihren Lidern hervor. »Ich kann das heute Abend nicht ertragen. Freundlichkeit, Mitgefühl, deine Zuneigung. Es macht mich

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