Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
erscheint.«
»Ach, verdammt, wir essen etwas Anständiges.« Er pflückte das Geld zwischen ihren Fingern ab. »Ich bin in zwanzig Minuten wieder hier.«
Draußen zündete Ivan sich eine Zigarette an und machte sich auf den Weg zum Sandwich-Shop. Eine Frau mit wippendem Pferdeschwanz starrte ihn finster an, woraufhin er den Rauch gen Himmel blies. Unter normalen Umständen hätte er sich mit ihr angelegt. Schließlich lebte er hier und sie nicht, darauf ging er jede Wette ein. Einheimische waren hier so selten wie Pinguine in der Wüste und die Kluft zwischen ihnen und den geradezu obszön reichen Touristen, die glaubten, ihnen gehöre hier alles, gewaltig.
Aber heute war er mit den Gedanken bei der Neuen.
Sie hatte den Raum betreten – begleitet von dieser Aura einer Schneekönigin aus einem uralten Märchen mit ihrem hellen Haar, dem exotischen Gesicht und einer Tragik, die Ivans Zorn verrauchen ließ. Hinter ihr hatte sich der junge Mann aufgebaut wie ein Bodyguard, schützend und zu allem entschlossen. Im ersten Moment hatte er im hellen Sonnenschein gestanden, so dass Ivan ihn erst hatte sehen können, als er aus dem Lichtkegel in den Raum getreten war.
Etwas regte sich in ihm, heiß, orange. Die Königin hatte ihren Prinzen mitgebracht, einen Prinzen, den das Flair von Geld und Privileg umgab, eine unumstößliche Sicherheit, wie die Dinge zu laufen hatten. Ivan, Zyniker bis ins Mark, durchlebte einen scheinbar endlosen Moment fassungsloser Überraschung, die ihn selbst in Erstaunen versetzte. Patrick war nicht sein Typ.
Trotzdem.
Scheiße , dachte er und stieß eine weitere Rauchwolke aus, dann beugte er sich vor und drückte die Zigarette in einem mit Sand gefüllten Topf aus. Scheiße, scheiße, scheiße . Das Leben war schwer genug. Er brauchte keine neue Herausforderung. Einen weiteren Absturz. Es grenzte ohnehin an ein Wunder, dass er nicht längst tot war. Ein weiterer Absturz würde ihn wahrscheinlich endgültig umbringen.
Mit dem hier würde er vorsichtig sein müssen. Vorsichtig, vorsichtig, ganz vorsichtig. Er betrat den Laden.
Als sich alle um zwei zusammengerückte, mit Sandwiches, Kaffee und großen Gläsern Limonade und Wasser beladene Tische versammelt hatten, legte Elena ihre Vision des Restaurants dar. Alan und Patrick im Frontbereich, wobei Alan für die Koordination zwischen Restaurant und Küche zuständig sein sollte und Patrick sich um Personal- und Servicefragen kümmern würde. »Ich wäre trotzdem gern beratend in die letztendlichen Entscheidungen eingebunden«, erklärte Alan.
»Beratend«, bestätigte Elena, »aber die endgültige Entscheidung liegt bei Patrick.«
Er sah mürrisch zu Ivan hinüber. »In Ordnung.«
»Ivan«, sagte sie, »erzählen Sie mir von den beiden Küchen. Wie funktioniert das? Was würden Sie ändern?«
»Ich müsste eine Weile darüber nachdenken«, sagte er und gab Tomaten, Gurken, Ziegenkäse und Oliven auf ein Croissant. Seine Finger waren kräftig, die Bewegungen natürlich und wunderschön, auch wenn sie diesen Gedanken sofort beiseiteschob. »Wir haben das untere Stockwerk als Restaurant genutzt, das obere als Pub, deshalb war die Speisenauswahl auch nicht exakt gleich.«
Elena machte sich Notizen. Ihr schwebte eine Verbindung der beiden Etagen vor. Die obere Küche würde als Patisserie dienen, die untere als Hauptküche. Die Räume oben konnten ebenfalls zum Erwärmen und Vorbereiten genutzt werden. »Wie gut funktioniert der Speisenaufzug?«
»Tadellos.«
»Wir brauchen eine Liste von allem in der Küche, was nicht oder nicht reibungslos funktioniert.« Sie deutete mit dem Stift auf die drei Jungköche. »Das gilt für euch alle. Ich
möchte alles wissen, was Ärger machen könnte. Natürlich werden wir an der zentralen Ausstattung nichts ändern können, aber was könnte ansonsten verbessert werden?«
Sie sahen einander an, dann kamen zögerlich die ersten Vorschläge. Sie notierte sie. »Ich will, dass ihr bis nächste Woche alles aufgeschrieben habt, was euch einfällt.«
Allgemeines Nicken.
»Wie sieht die Karte aus?«, erkundigte sich Peter.
»Genau das ist der Grund, weshalb wir hergekommen sind. Für ein Brainstorming.« Elena klopfte auf einen Folder mit Kopien der Listen vorstellbarer Zutaten, die sie in den letzten Tagen gesammelt hatte, und einer kurzen Abhandlung über ihre Philosophie. »Als Erstes würde ich gern ein Gefühl dafür bekommen, in welche Richtung Ihr eigener Geschmack geht. Lassen Sie sich
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