Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
Herausforderungen, die Verluste, die Kämpfe, denen man sich aussetzen musste. »Einfach ist es nicht«, räumte sie ein. »Aber ich würde es für nichts auf der Welt eintauschen.« Wieder machte sie eine Geste in Richtung der Gäste. »Sehen Sie sich ihre Gesichter an. Wie viele bekommen die Chance, anderen Menschen so ein Gefühl zu geben?«
Katya nickte. »Ich glaube, das würde mir gefallen.«
»Überlegen Sie es sich. Wenn Sie einen Job wollen, rufen Sie mich an.«
»Ehrlich?«
»Sie haben Talent.«
In diesem Moment kehrten Patrick und Ivan zurück und begannen, neue Köstlichkeiten auf Tellern zu arrangieren.
Zwei Stunden später stand Ivan rauchend in der Kälte auf der Veranda und beobachtete die illustre Gesellschaft durchs Fenster. Wie wäre es wohl, so viel Geld zu besitzen? So perfekt zu sein? Dieses hinreißende Geschöpf in dem Jean-Harlow-Kleid war so exquisit wie frische Trüffel – ihre Haut, glatt und weich wie Milch, spannte sich über zarten Knochen, und ihre Brüste waren klein und fest. Ihr Gesicht war perfekt, ihr Haar, ja selbst die langen schmalen Hände. Absolut perfekt. Wie konnte man ein Geschöpf wie sie jemals vögeln?
Er registrierte einen Luftzug neben sich. Patrick. »Wir
sind fast fertig«, sagte er mit diesem kaum wahrnehmbaren Akzent, ein wenig britisch, ein wenig Boston, und viel, viel Upperclass.
»Geben Ihre Eltern auch solche Partys, Patrick?«
Er warf Ivan einen argwöhnischen Blick zu. »Ja.«
»Und mögen Sie sie?«
»Früher jedenfalls nicht«, antwortete er und schluckte, eine winzige Geste, die Ivan verriet, dass auch Patrick nicht in die Welt seiner Eltern passte. Ein irischer Junge, eine Welt der Machos, der Herrscher des Universums – und inmitten davon der schwule Patrick, der sein Glück in der Gastronomie suchte. Wie konnte Ivan das bislang nur entgangen sein?
Weil er viel zu beschäftigt mit seinem eigenen Komplex und seiner Übellaunigkeit war, wie immer.
»Ist Ihnen kalt?«, fragte Ivan, knöpfte seine Jacke auf und legte den Kopf auf diese typisch ironische Weise schief, um Patrick Gelegenheit zu geben, nein zu sagen. Patrick sah ihn an, zögernd, während Ivan dastand, mit geöffneten Armen, bemüht, seine Ironie im Zaum zu halten. Es schien, als flirre die Luft vor Hitze, als Patrick abrupt vortrat.
Einen scheinbar endlosen Moment lang stand Ivan da, reglos und mit geschlossenen Augen. Patrick war klein, stämmig und kompakt, mit Schultern, die perfekt unter Ivans ausgestreckten Arm passten. Er zog ihn an sich, wobei ihm eine Woge des Dufts nach Seife, Aftershave und Haargel in die Nase stieg.
Verlangen flackerte zwischen ihren Körpern auf, lodernde orange Flammen in der nächtlichen Kühle, und Ivan spürte, wie sämtliche Luft aus seinen Lungen wich, als ihn die Sehnsucht übermannte, so gewaltig, dass es fast körperlich schmerzte, gepaart mit der Angst, sich seiner Lust nicht ungestraft hingeben zu können. Schmerz und Gier und Resignation verschlangen sich zu einem unauflöslichen Band,
und er hasste sich für das Zittern seiner Hand, als er sie anhob und um Patricks glatten, sorgfältig rasierten Kiefer legte. »Ich stinke nach Zigaretten«, sagte er entschuldigend.
»Du riechst nach dir«, erwiderte Patrick. »Ich mag den Geruch.«
Ivan küsste ihn. Patricks volle Lippen fühlten sich weich an, wie frischer Teig, sein Mund eine heiße, dunkle Höhle. Es war ein zärtlicher Kuss, müßig und voller Sehnsüchte, die in Ivans Innerem schlummerten.
»Nicht hier«, sagte Patrick. »Lass uns gehen. Zu mir.«
»Ja«, stimmte Ivan zu, dessen atemlose Begierde das gewohnte Dröhnen aus seiner Stimme vertrieben hatte. »Gute Idee.«
Als die Küche aufgeräumt und sauber war, schickte Elena Katya nach Hause und drückte ihr eine Visitenkarte in die Hand. »Wenn Sie von der Pike auf Kochen lernen wollen, rufen Sie mich an. Aber ich warne Sie – ich bin eine echte Fanatikerin, was Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit betrifft. Sabe ?«
Das Mädchen nickte.
Während es sich die Gäste bei Kaffee und Digestifs im Wohnzimmer gemütlich machten, goss Elena einen Schluck des köstlichen spanischen Rotweins in eines der langstieligen, hauchdünnen Gläser und setzte sich auf einen Barhocker in der Küche. Auf einer schweren Keramikplatte waren einige Reste der Köstlichkeiten angerichtet, die das Personal bekommen würde. Sie zupfte ein winziges Stück von einer Zucchiniblüte ab und schob sich eine dünne Scheibe Enten-Tamale in den
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