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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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kommen, diese Ruinen
wieder zu Wohnhäusern zu machen.«
     

    »Ich
würde da jedenfalls nicht einziehen.« Dóra
lächelte dem {61 }Fahrer zu. »Mir hat das, was ich
letztens gesehen habe, schon gereicht. Unabhängig von den
Leichen im Keller.«
    »Meine
Frau und ich würden dich gerne morgen Abend zum Essen
einladen«, sagte Leifur, während er den Wagen vor dem
Hoteleingang parkte. »Euch, meine ich. Es wird nichts
Besonderes geben, aber es ist netter, als in ein Restaurant zu
gehen. Davon gibt es hier sowieso nicht
viele.«  
    Dóra
schaute nach hinten zu Bella, die achtlos mit den Schultern zuckte.
»Gerne, vielen Dank.«
    Leifur
ließ es sich nicht nehmen, ihnen die Taschen ins Hotel zu
tragen. Als sie ihre Zimmerschlüssel bekommen hatten,
verabschiedete er sich. »Und ruft bitte an, wenn ich euch
irgendwie helfen kann. Ich kenne die Insel wie meine Westentasche.
Selbstverständlich möchte ich alles tun, um meinem Bruder
zu helfen.« Er reichte Dóra eine Karte mit seiner
Handynummer, drehte sich auf dem Absatz um und
ging.
    »Der ist
irgendwie komisch«, sagte Bella, als sie durch die
große Fensterscheibe in der Lobby beobachteten, wie Leifur
ins Auto stieg.
    »Warum?«,
fragte Dóra verwundert. Sie hatte ihn sehr angenehm
gefunden, wenn auch ein wenig zurückhaltend.
    »Irgendwie
spooky, der Typ«, antwortete Bella und ging ohne weitere
Erklärungen zur Treppe.
    Als Adolf sich
auf die Seite drehte, streikte sein Magen. Mitten in der Bewegung,
noch bevor er die Augen öffnete, wurde er sich über die
Situation in seinem Bett klar. Der Geruch, der ihm in die Nase
stieg, war eine Mischung aus Parfüm und Alkohol. Das Rumoren
in seinem Magen wurde stärker; er versuchte, es zu
unterdrücken, und atmete durch den Mund ein, damit er sich
nicht übergeben musste. Als es besser wurde, bedauerte er es,
nicht einfach auf die Frau neben ihm, an deren Namen er sich
unmöglich erinnern konnte, gekotzt zu haben, damit sie sich
aus dem Staub machte und sich nie wieder blicken ließ. Er
betrachtete sie und {62 }versuchte, sich daran zu erinnern, was er
an ihr attraktiv gefunden hatte. Jedenfalls nicht die Nase, die aus
der Nähe betrachtet voller Mitesser war. Ihre dicke schwarze
Wimperntusche war verschmiert – wie wenn man neben Alice
Cooper aufwachte. Adolf überlegte, ob er vorsichtig die
Bettdecke anheben und ihren nackten Körper in Augenschein
nehmen sollte – womöglich hatte sie eine gute Figur. Die
Erhebungen unter der Decke ließen erkennen, dass sie nicht
besonders dick war, eher mager. Aber vollkommen egal, ob dick oder
dünn – es war ein verdammter Fehler gewesen, sie
abzuschleppen. Es war wichtiger denn je, dass er sich
zurückhielt. Wütend auf sich selber kniff Adolf wieder
die Augen zusammen. Warum konnte er sich nie an seine Vorsätze
halten? Zwei Bier trinken und dann aufhören. Nach Hause gehen.
Allein.
    Das
Mädchen regte sich. Adolf hielt die Luft an und hoffte, dass
sie nicht aufwachte. Er brauchte noch ein bisschen Zeit, um zu sich
zu kommen, bevor er mit dieser Tussi sprechen konnte, an die er
sich nur undeutlich erinnerte. Was machte sie und wie alt war sie?
Kein Wunder, dass er ihren Namen nicht wusste. Man stellte sich
selten mit Namen vor, wenn man miteinander ins Gespräch kam.
Das wusste er aus langjähriger Erfahrung. Er musste sich auf
die unangenehme Vertrautheit vorbereiten, die sie ihm
entgegenbringen würde. Außerdem musste er sich etwas
einfallen lassen, wie er sie wieder loswürde, ohne sie zu
verletzen oder zu beleidigen. Da Sonntag war, konnte er nicht so
tun, als müsste er zur Arbeit. Adolf überlegte, wie
spät es sein könnte. Er versuchte, auf den Wecker auf dem
Nachttisch hinter dem Mädchen zu schauen, aber dafür
musste er den Kopf heben. Er achtete darauf, dass das Bett nicht
knarrte. Es war erst halb elf. Er atmete auf. Er wusste nicht mehr
genau, wann sie nach Hause gekommen, geschweige denn, wann sie
eingeschlafen waren. Der Geruch im Zimmer ließ darauf
schließen, dass es noch nicht allzu lange her war. Er
spürte, dass er den letzten Tropfen erst sehr spät in der
Nacht getrunken hatte.
    Warum zum
Teufel hatte er sich nicht an den Rat seiner Rechtsanwältin
{63 }gehalten? Warum war es so furchtbar schwer, sich ein paar
Monate lang von Frauen fernzuhalten? Die Zeit würde schnell
vorbeigehen, und im Grunde würde er gar nichts vermissen. Das
Gute war, dass es ihn inzwischen sogar langweilte, wie leicht er
sie rumkriegte. Er musste sich nur an irgendeine

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