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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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wehender Toga um und marschierte drei Etagen tiefer, am zweiten Gang rechts ab, begab sich nach links und ließ sich in eine riesige Grotte hinunter, in der es von prunkvoll verpackten Geschenken für das glückliche Paar nur so wimmelte.
    Da gab es die üblichen Dinge: echte Frottierföne, Kissen aus Bambussplittern; Terrakottarasierbecher für Ihn und Sie (und dazu passende Halter); Bademäntel mit dazugehörigen Küchengewändern und Wasserkastenwärmer … Alles, was das Herz frisch vermählter Ehepaare begehrte, um aus einer Bruchbude ein Heim zu machen. Es ging sogar das Gerücht um, jemand hätte ihm zwölf Schock Spitzenhöschen und ihr eine Schnurrbartbinde geschenkt. Aber das war nur ein Gerücht.
    Hayrath marschierte zum Podest hinauf und gaffte die Geschenke an. Er wußte, daß Luphan Burk beliebt war … aber war er so beliebt? Er schätzte rasch die Arbeitsmenge ein, dann verkündete er: »Also los, teilt euch in zwei Gruppen. Laßt den Platz in der Mitte frei. Jede Hälfte kümmert sich um die Hälfte der Geschenke …«
    Seine Stimme verstummte, denn als er sich umdrehte, sah er sein Team sitzen. Es war bereit anzufangen.
    »Tja, dann mal los. Ihr wißt ja, was ihr zu tun habt«, befahl er lahm. Manchmal fragte er sich wirklich, wozu er überhaupt da war.
    Der Rest seines Teams wußte genau, wozu er da war. Beim Packen kam es immer zu Streßphänomenen. Jeder, der in Axolotl irgend jemand war, konnte ein Lied davon singen.
    Es war allgemein bekannt, daß ein Geschenk, das von einem Menschen verpackt wurde, der mit weniger als höchster Begeisterung bei der Sache war, eine Zeitbombe aus Kummer und Elend hervorbringen konnte. An irgendeiner Stelle in der Zukunft konnte der ganze angesparte Abscheu in einem plötzlichen Knall hervorspringen. Eine in gereizter Laune eingepackte Strycknadel konnte ausschlagen und einem ins Auge stechen. Ein Fußbänkchen, Jahrzehnte zuvor von einem wütenden Gast verpackt, konnte sich plötzlich drei Fuß zur Seite bewegen und zu einem übel verstauchten Knöchel führen.
    Es war der Job des Chaosbewertungsteams, Päckchen dieser Art herauszusuchen und zu entschärfen. Und heute war die Arbeit mehr als anstrengend, da die meisten Frauen in Axolotl mehr als nur vorübergehende Abscheu für ein gewisses Fräulein Ferona am Busen nährten.
    Hayrath flitzte begeistert zwischen den Reihen seiner Teamhälften hin und her, reichte ihnen die Geschenke und sprach dabei ein paar Worte der Ermutigung, die sie nur mit einem Ohr vernahmen. Seine Gefährlichen Päckchen-Aufspürer hielten die Pakete wie ein Mann an die Stirn, fingen an zu summen und schickten mentale Frettchen aus, um jeden in ihnen enthaltenen Verärgerungsrückstand aufzuspüren und zu eliminieren.
    Erst als sich der grottenhafte Geschenkraum mit einschläferndem Gesang füllte, wurde Hayrath von einer erschreckenden Wahrheit getroffen.
    Er hatte etwas Lebenswichtiges vergessen. Er mußte den traditionellen Segen von Muh Linneks, dem Göttlichen Oberwächter über die Haushaltsgeräte erflehen.
    Er sank mit einem Winseln auf die Knie, faltete die Hände und landete mit dem Gesicht nach unten in Demutshaltung Nr. 59 (d). Er sang laut, bevor er sich hinlegte und den großen Muh Linneks zu erscheinen bat, um großzügig Segen und Glückszapfen über sie und das glückliche Paar zu entleeren, für das die Geschenke bestimmt waren.
    In der Luft erklang ein Heulen und Wirbeln, die Atmosphäre füllte sich mit Ozongeruch, und plötzlich entstand ein blendender Lichtblitz.
    »Hallo«, sagte Muh Linneks zu dem auf dem Bauch liegenden blinzelnden Hayrath. »Ich bin gekommen, um … mmmmmh … mmmmmh!«
    Die beiden in Decken gehüllten Dämonen, die plötzlich dem Geschenkestapel entsprangen, packten ihn am Hals und zerrten ihn durch ein rauchendes Loch im Boden, so daß er leider keine Chance mehr hatte, etwas Genaueres zu sagen.
    Eine Sekunde später befand sich das gesamte Chaosbewertungsteam fingernägelkauend und zitternd draußen im Korridor und hatte nur noch einen gemeinsamen Gedanken.
    Es gab offenbar wirklich jemanden, der das glückliche Paar nicht ausstehen konnte.
     
    Ex-Prediger Ölyg der Dritte eilte mit langen Sprüngen durch das verzwickte Netz der Straßen, Gassen und von Stalagmotten genagten Passagen, aus denen Mortropolis bestand. Er war dem Mann von der Mission der Heiligen Laudatia dicht auf den Fersen. Sein Herz klopfte heftig, als er um Ecken fegte, Kreuzungen überquerte und weiterrannte, ohne sich

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