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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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eilte durch die Gasse weiter. Es hatte keinen Sinn, wertvolle Predigtzeit an diesen depperten Blödian zu vergeuden. Er brauchte große Menschenmengen. Es war doch idiotisch, seine Zeit damit zu verschwenden, sich mit Einzelpersonen zu unterhalten. Eins wußte er verdammt genau: Von einer gut sichtbaren Kanzel aus konnte man eine Menge in den Bann ziehen, ohne mehr Energie zu verschwenden als gegenwärtig. Dann konnte er Hunderte in einer einzigen schillernden Sekunde der Pracht bekehren.
    Ölyg stand eine kurze Sekunde lang überrascht da und schaute der herrisch wehenden Soutane hinterher, die da und dort am Boden viel Staub aufwirbelte. Was hatte er gesagt? Was hatte er falsch gemacht?
    Er eilte wieder hinter Zorn her. »Warten Sie doch mal, ähm, nicht so schnell. Erzählen Sie mir doch mal von Wendepunkt-Willis Seelenretterzymbeln. Ich weiß genau, daß ich an sie glauben werde, wenn ich erst mal alles über sie weiß. Bitte! Hallo? Könnten Sie wohl etwas langsamer gehen?«
    Es war Krallwochmorgen, und das elende pergamentene Bürokratengekritzel, das in der Einwanderungsbehörde des Dämonischen Dienstes fortwährend die unzufriedenen Seufzer untermalte, wurde von Hufschlag und einer aufgetretenen Tür unterbrochen. Als hätte irgendein übelriechender Wirbelsturm ihn herangeschleppt, trat Byrernst freudig um sich tretend ein. Das breite, aufgeregte Grinsen, das auf seiner Miene lag, war ein schreckliches Omen.
    »Arbeit einstellen, sofort!« brüllte er quer durch das infernalische Amt und suhlte sich in der Echos werfenden Autorität seiner Stimme. »Sofort, hab ich gesagt!« fauchte er und riß mit einem tödlichen Hieb seiner Krallen einem in der Nähe stehenden Bürokraten den Glühfederhalter aus der Klaue. Ein Blatt Pergament sank in herbstlicher Lässigkeit bodenwärts. »Liegen lassen!« bellte Byrernst. Er stützte seine Klauen fest in die Hüften, und Ärger legte sich wie der Mundschutz eines Chirurgen auf sein Gesicht. »Ich muß etwas verkünden. Das Pergament ist ab sofort gestorben! Folgen Sie mir!«
    Ganz am Ende des Büros schüttelte Nabob den Kopf und schluckte nervös. Das klang aber gar nicht gut.
    Byrernst fuhr auf dem Huf herum und stampfte in Richtung Tür. »Los, mitkommen.« Er verbeugte sich, eine klickende Kralle kitzelte die Luft neben dem Türrahmen. »Sie brauchen keine Angst zu haben. Legen Sie den Glühfederhalter hin und kommen Sie mit. Auf der Stelle!« Als die überraschten Bürokraten aufstanden und sich, die geschuppten Achseln zuckend, hinter ihm aufstellten, kicherte er hinter vorgehaltener Klaue.
    Das einzige Geräusch war ein gelegentlich verwirrtes Murmeln, das Klappern von Spalthufen und das Gedonner der Fußbodenheizung, als Byrernst die Bürokraten durch labyrinthische Korridore und in die Tiefe führende Treppenhäuser in die Eingeweide des Felsenkratzers führte. Und während dieser Zeit nahm die Neugier der Bürokraten zu, denn sie waren von dem überwältigenden Gefühl beseelt, daß sie gleich einer neuen Byrernstschen Leistungsfähigkeitsentwicklung gegenüberstanden.
    Damit hatten sie recht, doch mit der Annahme, daß sich dies auf ihre Arbeitsbedingungen auswirkte, lagen sie granatenschief. Nur Nabob ahnte allmählich, was sie gleich sehen würden, denn der Weg, den sie nahmen, war ihm eigenartig vertraut.
    Byrernst geleitete die Einwanderungsbürokraten wie ein junger Flötenspieler eine Horde gehörnter Ratten, dann blieb er vor einer gesicherten Schiefertür stehen, grinste gefährlich und drehte den Schlüssel im Schloß. Nabob schluckte alarmiert.
    Eine Sekunde später war Byrernst im finsteren Inneren des dahinter befindlichen Raumes verschwunden und winkte den anderen enthusiastisch zu. Die Bürokraten traten im Gänsemarsch gehorsam ein und waren sich glückseligerweise der zwölf klobigen Angehörigen der Knochenbrecher nicht gegenwärtig, die befehlsgemäß aus einem Seitengang kamen und mit bösartigen Mienen abwartend stehenblieben.
    Nabob wußte zwar nicht genau, warum, aber er sank plötzlich auf die Knie, rutschte vorwärts und tauchte zwischen zwei riesigen kristallinen Formen in den noch dunkleren Teil ein.
    »Meine verehrten Satansbraten«, sagte Byrernst in der ihn tarnenden Finsternis, »ich habe eine kleine Überraschung für Sie.« Er ließ eine Kralle aufblitzen, zog an einem Hebel, und auf der Stelle wurde der Raum vom rostigen Glanz der Lavalampen erwärmt. Die Einwanderungsbürokraten keuchten auf, als drei riesige Obsidianplatten

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