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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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befinden. Ohne die leitende Gegenwart der Untergottheit der Sitzordnung, die unsere Wege leitet, können wir nicht eintreten.«
    »Platzl auch?« fauchte Happa. »Wo ist er?«
    Pyngel zuckte unhilfreich die Achseln und schaufelte ein paar Pfund Verdammniserde mehr ins Grab des Schuldbewußtseins.
    Happa knirschte mit den Zähnen, und sein Magen knurrte auf sehr ungöttliche Weise. »Tja, ihr könnt meinetwegen hier draußen rumgammeln und auf ihn warten. Ich weiß genau, wo ich sitze!« Er schob die Tür mit der Schulter auf, stampfte hinein und erstarrte auf der Stelle.
    Seine Nüstern schnaubten, er holte Luft, seine Laune sank elendig in seine Socken. Irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Wie der einsamen Nacktheit eines Hauses, das man ganz unzeremoniell der Weihnachtsdekoration entkleidet hat, mangelte es der Geruchslandschaft Manna Ambrosias ganz und gar am beruhigenden Duft von Luitschi Fabritzis berüchtigtem Drachonzola-Knoblauchbrot.
    Alle Bewohner des Hymmelreiches vernahmen Happas klagendes Geheul, als er schluchzend zu Boden sank und sich schwor, nie wieder ein schnelles Urteil über den Zustand des Tages zu fällen, bevor sein Mittagessen nicht dampfend vor ihm stand.
    Plötzlich fegte aus der endlosen Bläue ein Englein heran, flatterte mit den Schwingen und stieg herab. Es schwebte neben einem kleineren Gott, der eine lange, blaßgraue Trenchtoga und einen dazu passenden Panamahut trug.
    Syffel beobachtete mit dem zunehmend nervöser werdenden Gefühl eines schlechten Gewissens, daß der Engel der Gottheit etwas ins Ohr flüsterte und einen Blick in seine Richtung warf. Schnyffler, die Obergottheit für Spionage, Desinformation und Agententum, schob die Fäuste tiefer in die Taschen seiner Trenchtoga und warf Syffel einen undurchdringlichen Blick zu. Kurz darauf schlug er den Kragen hoch und stürmte dem Wolkenpark entgegen. Angela flatterte aufgeregt hinter ihm her.
    Als Syffel sie gehen sah, hatte er plötzlich keinen Hunger mehr.
     
    Die Atmosphäre auf dem Synderplatz und dessen näherer Umgebung summte in den widerhallenden Wellen unfaßbarer Spannung. Das Epizentrum war Byrernst. Er wußte, daß seine Zukunft als Obertotengräber von Mortropolis von der überwältigenden Zustimmung eines bestimmten Teufels abhing – Fürst d’Eibele höchstpersönlich. Er wußte: Eine Unze geringfügiger Verstimmung reichte, dann war er draußen, weg vom Fenster, ausgestoßen.
    Doch tief im bösartigen Inneren seiner Innereien wußte er, daß es nie dazu kommen würde. Nicht bei dieser vollkommenen Zurschaustellung schierer Leistungsfähigkeit, der überwältigenden Augenweide und der von ihm persönlich inszenierten Choreographie. Er hatte jede Einzelheit eigenklauig überwacht und jedem Unterdämon, der sich erfrechte, den kleinsten Fehler zu begehen, eine freudige Begegnung mit seiner privaten neunschwätzigen Katze versprochen. Nun war alles fertig, geprobt, gewetzt: eine perfekte Mischung aus Qualen und Schmerzen, mit der er sein Selbstbildnis höllischer Leistungsfähigkeit zu malen gedachte.
    Nur eine winzige Kleinigkeit fehlte noch: Fürst d’Eibele.
    »Wo ist er denn?« knurrte Byrernst. Er ging mit laut klickenden Hufen auf und ab, und die Spannung irritierte ihn allmählich so sehr, als hätte er Ameisen in der Hose. »Er verspätet sich. Warum verspätet er sich? Was hält ihn auf? Er müßte doch längst hier sein!«
    Asmodeus richtete den Blick nach unten und nagelte die letzte Flagge an den Balkon im dreizehnten Stock. Vier riesige scharlachrote Rechtecke wogten nun herrisch über dem Horst. Jeder wies in der Mitte einen großen weißen Kreis auf, die Perle reiner Unschuld, auf die gekreuzte Spalthufe schissen, sowie den Dreizack des mortropolischen Regimes. Rings um den Synderplatz brüllten Echos dieses Motivs in schweigendem Gehorsam zurück. Sie wurden von Jubeldämonen, die in den Dienst gepreßt waren, geschwenkt. Sie würden auf ein bestimmtes Zeichen hin ein Verhalten an den Tag legen, das mit Schweigen kaum umschrieben werden konnte.
    Byrernsts Krallen trommelten gereizt auf die Balkonbrüstung, und er biß sich auf die Reißzähne. D’Eibele hätte inzwischen längst hier sein müssen. Er hätte neben ihm stehen müssen, links von ihm, um sich als perfekter Diktator zu gebärden.
    Eine Entscheidungskrise tauchte bedrohlich in Byrernsts Geist auf. Genau jetzt war die verabredete Zeit. Sollte er den Beginn der Kundgebung verschieben, bis d’Eibele eintraf? Und das Risiko

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