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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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lassen und ihn fast ebenso viel Zeit seiner wachen Momente gekostet hatte, wie die angeblichen Sichtungen der Gefürchteten Schneebestien der eiskalten Apokalypse.
    Hauptmann Zuphall wandte sich Ferona Veldmusch in der sie umschmeichelnden Leopardenfelltoga aus Steinbockwolle zu und bemühte sich eifrig, ihr großzügig verziertes Dekollete nicht zu beachten. Ein Schweißtröpfchen lief über seine Stirn und verschwand in einer buschigen Augenbraue.
    »Willste ihn haben?« stellte er die übliche Frage. »Sag ›Ja, Luphan‹.«
    Ihre Antwort ersoff im vollkehligen Aufschrei der Menge, die einfach nicht anders konnte und zurückschrie: »Sag ›Ja, Luphan!‹« Doch alle sahen, daß Feronas schmollige Lippen sich ebenso bewegten wie die ihren, und damit war die Sache gegessen.
    Zuphall, dessen tröpfelnde Stirn das Schlaglicht fast ebenso wirkungsvoll reflektierte wie die besseren Spiegel, wandte sich Luphan Burk, dessen radikal neuer Frisur und seinem ziemlich juckig aussehenden Sackleinenenschwalbenschwanz zu und fragte: »Willste sie haben? Sag ›Ja, Luphan‹.«
    »Ja, Luphan!« grölte die Menge, als Luphan einfach nur hektisch nickte. Sein Publikum hatte geantwortet, es hatte die Ehe überschwenglich gutgeheißen. Und wenn die Leute es so wollten – konnte er dann etwa den Gedanken haben, sich ihnen zu verweigern? Hätte er es getan, wäre seine Karriere ruiniert gewesen.
    Nun lag es an dem schweißtriefenden Hauptmann Zuphall, die Zeremonie weiterzuführen. »Sie gehört dir«, gab er auf uralte und traditionelle Weise bekannt.
    Das Ploppen der geöffneten Avocado-Wacholderflaschen Marke ›Quizmaster Nr. 1‹ übertönte absolut alles, nur nicht die aufbrandende Woge des lauten Gegurgels, als Tausende von Axoloten den alkoholischen Tribut durch ihre Kehle spülten.
    Lyndor wußte zwar, daß es eine Generation lang dauern würde, die Korken wegzuräumen, aber in diesem Augenblick war es ihm egal. Es war ihm völlig schnuppe.
    Schließlich standen als nächstes der Konfettischneesturm und die Feier an.
     
    In einem winzigen Gäßchen hinter den Feuergruben von Mortropolis scharrte unerbittlich eine Schaufel und echote hohl in den Begrenzungen eines Lieferfuhrwerks. Schoysal beobachtete ihn seit zehn Minuten aus der Finsternis. Er wartete aufgeregt auf einen bestimmten Moment, und sein Herz schlug in nervöser Erregung.
    Der Dämon, der den Schwefel angeliefert hatte, leerte die letzte Schaufel in das riesige Maul eines Trichters, richtete sich auf, wischte sich über die glänzende Stirn und reckte knurrend und mit einem Knacken seiner teuflischen Gräten den schmerzenden Rücken. Dann wischte er sich mit einem ramponierten Unterarm die Nase ab, packte das Lieferpergament und sprang mit Hufgeklapper zu Boden.
    »Fertig?« fragte Schoysal, der nun aus dem Dunkel hervortrat und auf den Dämon zuging.
    »Jo, alle fuffzehn Ton’n sind im Trichter. Unnerschreimse hier.« Er hielt ihm Schoysals Formular hin und deutete mit einer knorrigen Klaue auf ein gekritzeltes ›X‹. Schoysal grinste, schrieb irgend etwas hin und gab ihm das Formular zurück. »Bis näxte Woche«, grunzte der Dämon und drehte sich um.
    Er wußte nichts von der Schaufel, die hinter ihm mit seiner Schädeldecke auf Kollisionskurs war. Er erfuhr erst davon, als er das Scheppern hörte und sechs Stunden später mit wahnsinnigen Kopfschmerzen aufwachte.
    Schoysal ließ die Schaufel fallen und sprang auf den Kutschersitz des Fuhrwerks. Sekunden später klatschten die Zügel laut über den Rückenschild der Stalagmotte und leiteten sie unaufhaltbar in Richtung Innenstadt. Minuten später hielt er quietschend vor Nabobs Höhle an. Er blieb genau neben einem zweiten geklauten Fuhrwerk stehen.
    »Los, los! Die Zeit drängt!« schrie er Nabob zu, als er die Tür auftrat. »Lad sie auf. Fünf bei mir, vier bei dir.«
    Nabob sprang von seinem Kieselsack und trieb ein Gottheitenquartett zu seinem Fuhrwerk hinaus, wobei er sich verzweifelt bemühte, die nagenden Zweifel zu ignorieren, die sich störend in seinem Hinterkopf breitmachten.
    Im Vergleich zur Entführung und zum Einschmuggeln von neun illegalen Einwanderern sowie dem geplanten Umsturz des legal gewählten Obertotengräbers von Mortropolis in einem wilden und wagemutigen Überfall, war Fuhrwerkdiebstahl nur ein kleines Vergehen.
    »Du wartest einfach auf mein Zeichen, klar?« bellte Schoysal heiser. »Fang bloß nicht ohne mich an. Der richtige Zeitpunkt ist ultrawichtig! Du weißt, was du

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