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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Lücken zwischen seinen Zehen sah.
    »Ein letztes Bier?«
    Zorn schüttelte nervös den Kopf, als die letzten Holzfasern unter ihm zerbröselten. Die Planken brachen auseinander, und mit einem lauten »Jucheeeeeeee!« verschwand der Mietprediger Gottfried Zorn in der Schlucht.
    Eine Gestalt in weißer Uniform mit dazu passender Kappe schüttelte auf dem axolotischen Wachtturm den Kopf. »Ich hab’s doch gesagt«, sprach er vor sich hin. »Ich hab ihn gewarnt.«
    Er drehte sich um und ging zu den Feierlichkeiten zurück, wo er, wie er jetzt schon wußte, in zehn Minuten einer Frau einen Zahnstocher aus dem Hals ziehen mußte.

 
HÖLLISCHE LEISTUNGSFÄHIGKEIT
     
     
    Das unverkennbare Geräusch von Hufen hallte in den Gängen des Dämonischen Dienstes wider. Draußen ahnte das Reich Höllien nichts von dem, was sich in Kürze zutragen würde. Noch nie zuvor war irgendwo ein Vorhaben dieses Umfangs durchgeführt worden. Nichts würde je wieder wie früher sein.
    Mit kreischenden Scharnieren öffnete sich die Tür zur Einwanderungsbehörde und ließ einen neun Fuß großen Dämonen ein, der einen Stapel Nimmerbrenn-Pergamente in den Klauen hielt. Ihm folgte ein kleinerer Dämon mit hoher, schuppiger Stirn, der einen langen schwarzen Kittel trug.
    »Na schön, Leute. Setzt euch gerade hin und hört zu!« bellte Byrernst, der Obertotengräber von Mortropolis. Er knallte einen perforierten Pergamenthaufen mit einer theaterreifen Geste auf den nächstbesten Schreibtisch. Das dämonische Büropersonal lugte nervös hinter Pergamentstapeln hervor und schüttelte sich. Byrernst schlug mal wieder zu. Jetzt würde er wieder ein neues Arbeitsablaufsystem einführen. Das mußte es sein. Fast augenblicklich waren alle Gehirne nur mit zwei Fragen beschäftigt: »Was ist denn jetzt schon wieder?« und »Wer ist der kleine Trottel in dem Kittel?«
    »Ich habe eine Frage«, verkündigte Byrernst freudig. Seine gewundenen Hörner erreichten fast die niedrige, grob geschnitzte Decke. »Was ist der Unterschied zwischen diesem Pergament und dem Zeug, das ihr verwendet?«
    Bedrückende Stille breitete sich im Büro aus, die nur vom Krachen eines blutroten Blitzes draußen gestört wurde. Den Tonfall kannten sie alle. Seit dem Tag, an dem er zum Obertotengräber von Mortropolis gewählt worden war, kam Byrernst ständig in diese und andere Abteilungen des Dämonischen Dienstes gestürmt und hatte ein eifriges Beben in der Stimme. Das ganze Büro ließ den Kopf hängen. Die Sache hatte immer zwei Folgen: Ein neues, supereffizientes System wurde eingeführt. Und sie bekamen alle einen Haufen zusätzliche Arbeit.
    »Also los«, bellte Byrernst ärgerlich. »Was ist der Unterschied?«
    »Das Zeug da ist nicht vollgeschrieben«, nuschelte ein Dämon namens Nabob im hinteren Teil des Büros. Er starrte aus blutroten Augen finster über einen Stapel Einwanderungspapiere hinweg, die auf seinem Schreibtisch lagen und Bearbeitung forderten.
    »Falsch!« verkündete Byrernst und wendete den Pergamentstapel. Er hob mit vorsichtigen Klauen das oberste Blatt hoch. Drei weitere Blätter des Endlospapiers folgten dem ersten. »Ratet noch mal!« stichelte er sarkastisch.
    »Ähm, sie hängen alle aneinander«, grunzte ein Buchhalter aus der ersten Reihe.
    »Was soll das sein? Eine Sparmaßnahme im Pergamentwerk, oder was?« knurrte Nabob.
    »Nein!« rief Byrernst. »Dies ist Leistungsfähigkeit!«
    »Sieht mir immer noch nach einem Pergamentstapel aus.« Nabob schüttelte unglücklich den Kopf.
    »Dies ist die Zukunft!« bellte Byrernst hysterisch. Seine Nasenflügel bebten wie die eines Zuchthengstes.
    »Warum? Füllt es sich selbst aus?« nuschelte Nabob.
    »Kann es sich selbst abheften?« hoffte der Buchhalter in der ersten Reihe. »Das wäre wunderbar.«
    »Trottel«, murmelte Nabob und erforschte sein Nasenloch mit geübter Neun-Zoll-Klaue.
    »Weder noch«, rief Byrernst. »Es ist viel bahnbrechender! Moloch, erklären Sie es ihnen.« Mit einem Klauenschwung schnappte er sich den Dämonen im Kittel und schubste ihn nach vorn.
    »E-es ist n-nagelneu«, stotterte Moloch nervös. Ein Leben in dunklen Kammern, in denen er Tag und Nacht mit interessanten Kristallen herumspielte, hatte ihm nur geringe rhetorische Fähigkeiten verliehen. Er verschränkte die geschuppten Arme und trommelte auf seine Rippen.
    »Zeigen Sie’s ihnen einfach, sie werden die Erklärung eh nicht verstehen.« Byrernst versetzte Moloch einen flinken Huftritt in den Rücken. »Ich

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