Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
wirkte einen Augenblick lang verwirrt. »Gesagt?« erwiderte er, wobei er sich ernsthaft fragte, ob die gemeinnützige Arbeit nicht vielleicht doch langwierigere Auswirkungen auf den Verstand hatte, als er sich vorstellte. Es war schlimmer als befürchtet. Schoysal hatte seinen Schicksalsschlag offensichtlich verdrängt. Und alles wegen einer blöden Stalagmotte. Ob er in diesem üblen Zustand überhaupt noch in der Lage war, das Geheimnis in seiner Tasche zu entschlüsseln? War es ein schwerer Fehler gewesen, hierher zu kommen? Wenn irgendwelche neugierigen Augen sie beobachteten … Ihm schauderte bei dem Gedanken, welch erfreuliche gemeinnützige Aufgabe Byrernst sich für ihn ausdenken würde.
    »Ich habe immer gewußt, daß Tierheime ungesund sind«, schluchzte Schoysal wütend. »Sie haben mir versprochen, daß sie gut behandelt wird …«
    »Moment mal.« Nabob schüttelte den Kopf, als er wieder auf Schoysals Wortschwall hörte. »Tierheime? Wovon sprichst du eigentlich?«
    »Kiesela. Sie haben sie mir weggenommen. Haben gesagt, mir stünden keine Privilegien zu.«
    »Na, dann ist’s ja gut«, erwiderte Nabob mit einem erleichterten Seufzer. Schoysal hatte doch noch wenigstens die Hälfte seiner Tassen im Schrank. Er war doch noch zu etwas zu gebrauchen.
    »Gut? Wie kannst du so was sagen, wenn du mir erzählst, daß sie sie um … umge … irreparabel beschädigt haben? Ach, warte nur, bis ich diese Mörder in meine Klauen kriege, dann …« Schoysal watete durch das Abwasser. Er hielt den Griff der Schaufel so fest gepackt, daß seine schuppigen Knöchel grau wurden.
    Und Nabobs Vertrauen in Schoysals geistige Fähigkeiten schwand wieder. Welche Hälfte seiner Tassen war denn jetzt im Schrank geblieben? »Du hast mir das erzählt, oder?« begann er matt, als er versuchte, den Verlauf der Unterhaltung im Kopf zu rekapitulieren. Er war nun, was das Ableben der bewußten Stalagmotte betraf, vollends verwirrt.
    Schoysal kletterte gerade wütend und tropfend ans Ufer, als es bei Nabob dämmerte. »Warte mal!« rief er und hielt Schoysal am Arm fest. »Du hast gesagt, du hättest sie verloren. Und ich habe versucht, dich zu trösten …«
    Schoysal wirbelte herum. Sein Ärger hatte den Siedepunkt erreicht. »Trösten? Nennt man das jetzt so? Dann tröste dich hieran!« Die verschmierte Schaufel glitt durch die Luft und traf Nabob seitlich am Kopf, so daß dieser taumelte und beinahe stürzte. Das Paket aus Pergamenten fiel aus seiner Tasche, landete auf einem spitzen Stein und platzte auf. Der Ordner segelte ans Ufer, wo er auf einer kleinen Erhöhung liegenblieb.
    Und so lag er gespenstisch leuchtend da, zog Schoysals ganze Aufmerksamkeit auf sich und fachte die Flamme seiner Neugier zu einem alles verzehrenden Inferno an. »Was, zum …?« grunzte er mit der Schaufel hoch über dem Kopf, da er vorgehabt hatte, sie erneut gegen Nabobs Schädel zu schmettern. Eine ganze Zeit lang schwankte er zwischen einer Entladung seiner in drei Monaten angestauten Verbitterung, indem er wild mit der Schaufel auf Nabobs Anatomie eindrosch, und der Befriedigung seiner Neugier auf das seltsame, eigentümlich dampfende Dokument.
    Nabobs Ohr war unendlich erleichtert, daß er sich für letzteres entschied. Die Schaufel fiel klirrend zu Boden, und Schoysal näherte sich wie hypnotisiert dem unheimlichen Hefter. Er streckte die Klauen danach aus …
    »Halt!« grunzte Nabob über häßlich anschwellende Lippen. »Faß ihn nicht ohne …«
    Ein Schrei dämonischen Schmerzes deutete darauf hin, daß Nabobs Warnung ein Sekündchen zu spät gekommen war.
    »… Handschuhe an«, vollendete Nabob den Satz, gerade als Schoysal es selbst herausfand. Als er seine Klaue in Überraschung und zugleich Schmerz schüttelte, flog der Hefter im hohen Bogen durch die Luft und versank zischend im Abwasser.
    Nabobs Kinnlade klappte erschrocken herunter. Dann schnappte er sich, ohne nachzudenken, die Schaufel und hastete auf die blubbernde Stelle zu. Mit einem Glückstreffer und unter mühsamem Einsatz seiner dämonischen Armmuskeln schaufelte er den Hefter sowie eine ordentliche Portion Bohneneintopf vom Vortag ans Ufer.
    Die beiden starrten den dampfenden Haufen einen Augenblick lang an. Der mysteriöse Ordner lag ein Stückchen rechts, er war blitzsauber, wie eine in Klarsichtfolie eingeschweißte Erstausgabe.
    »Wie hat er das gemacht?« stammelte Schoysal begeistert.
    »Keine Ahnung«, gab Nabob zu. »Nicht mal ’ne Pergamotte konnte den

Weitere Kostenlose Bücher