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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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leise. Drei Jahrhunderte Einzelhaft klangen im Vergleich dazu gar nicht schlecht.
    Er fauchte – nicht zum ersten Mal –, als er sich an seinem Arbeitsplatz umsah. Diesmal war Byrernst zu weit gegangen. Gemeinnützige Arbeit? Verfluchtes Schwein! Und verfluchter Nabob! Hielt einfach die Klappe über ihre Partnerschaft, nur weil es schiefgegangen war. So ein verdammtes, unzuverlässiges, hinterhältiges Stück …
    »Hallo, Schoysal«, sagte Nabob gezwungen fröhlich. »Schönes Wetter heute, was?« Seine Klaue strich über das Pergamentpaket tief in seiner Tasche.
    »Ja, klar«, fuhr Schoysal ihn an, rammte die Schaufel vor sich hin und stützte sich auf den Griff. Tödliche Wut kroch wie eine Schlange durch sein Innerstes. Bleib ganz ruhig, sagte er sich. Es war nicht nötig, seinen Rachegelüsten unmittelbar nachzugeben. Schließlich sagt man, daß Rache Blutwurst ist. Und wer zuletzt ißt, ißt am längsten. Oder so ähnlich. »Ein ganz wunderbarer Tag! Genau richtig, um bis zur Hüfte hier drin zu stecken!« bemerkte er mit einer, wie er hoffte, Schaufelvoll Sarkasmus.
    »So, ähm, so habe ich es zwar nicht gemeint, aber …«
    »Was willst du hier? Willst dich auch noch lustig machen, was? Willst dich wie was Besseres fühlen, weil du nicht zu verfluchter gemeinnütziger Arbeit verurteilt worden bist?« Dünne Rauchfahnen des Zorns entkamen seinen Nasenlöchern trotz der Klammer. Schoysal war, das mußte man zugeben, pikiert.
    »Nein, ich …«
    »Seit drei Monaten bin ich schon hier, und du bist kein einziges Mal zu Besuch gekommen! Herzlichen Dank!«
    »Ich wäre ja gekommen, aber …«
    »Du gehörst genauso hierhin wie ich!« fauchte Schoysal.
    »Also, jetzt laß uns mal nichts übereilen. Ich will dich um einen Gefallen bitten.«
    »Einen Gefallen? Wie nett!« knurrte Schoysal triefend vor Sarkasmus und Abwasser. »Du läßt mich hier in der Gülle im Stich, aber wenn du meine Hilfe brauchst, heißt es plötzlich ›Hallo Schoysal, schönes Wetter heute.‹« Obwohl er äußerlich kochte, gab es in ihm einen kleinen Teil, der ungeheuer neugierig wurde. Ein Gefallen? Das konnte nur heißen, daß Nabob ein Problem hatte, aus dem er nicht schlau wurde. Und wenn er damit zu ihm kam und das Risiko einging, mit ihm gesehen zu werden, mußte es ernst sein. Und geheimnisvoll. Schoysal war auf das Geheimnisvolle spezialisiert. Für den Dämon, der tief in der Scheiße steckte, klang Nabobs Gefallen immer interessanter.
    Aber jetzt mußte er erst einmal Dringenderes, wenn auch Kindisches loswerden. Nun würde er Nabob ein schlechtes Gewissen einreden, das dieser hoffentlich nie verarbeitete.
    »Ich hoffe, du bist zufrieden damit, wie sich alles ergeben hat«, begann er. »Oder schämst du dich etwa? Also, du hast nicht mal versucht, dich bei mir zu melden. Nicht mal eine Beileids- oder Mitleidskarte …«
    »Weswegen?«
    »Du herzloser … wegen Kiesela. Ich hab sie verloren!« stöhnte Schoysal. »Ich habe meine Lieblingsstalagmotte verloren!«
    »Tja, sie werden ja auch nicht so alt …«
    »Ich hatte sie schon jahrelang …«
    »Aber im Geröll gibt’s doch noch reichlich davon«, stellte Nabob fest.
    »Keine wie Kiesela. Das schneeweiße Rechteck auf ihrer Vorderklaue, die Art, wie sie genüßlich mit den Zähnen knirschte, wenn ich ihr den Bauch geschmirgelt habe …« Schoysal seufzte. Manchmal wußte er nicht genau, was an seiner augenblicklichen Lage das Schlimmste war. Die gemeinnützige Arbeit oder die Tatsache, daß sie Kiesela gewaltsam abgeholt hatten.
    »Ich mach dir ’n Vorschlag«, grinste Nabob. Schoysals erbärmlicher Versuch, an sein weiches Herz zu appellieren, war gründlich fehlgeschlagen. (Es lag höchstwahrscheinlich daran, daß Nabob sein weiches Herz schon im Alter von 3000 Jahren hatte operativ entfernen lassen. Wenn ein Dämon eins nicht gebrauchen konnte, dann ein weiches Herz.) »Wenn du mir den Gefallen tust, besorge ich dir eine neue.«
    »Ich will keine neue! Ich will Kiesela zurück!«
    »Schau mal, unsterblich sein, ist manchmal nicht einfach. Ständig kratzen einem die Haustiere ab, und …«
    »Was?« kreischte Schoysal erschrocken. Hatte Nabob etwas von seinem Haustier gehört? Plötzlich lasteten die letzten drei Monate ohne Kiesela schwer auf ihm. Hatte Nabob etwa recht? Hatte sie die Klauen zum letzten Mal gekrümmt? »Willst du etwa sagen, sie ist t … t …?« Dann brauste kalte Wut in ihm auf. »Warum hast du es mir nicht früher gesagt? Du herzloser …«
    Nabob

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