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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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eine Weile über die grellbunte Bühne, während das Publikum sich wie eine Robbenherde austobte. Er wußte, daß er es mit ein paar poppigen Sprüchen an den Rand ekstatischer Rage bringen konnte. Besonders heute, beim großen ›Glücksstern‹-Finale.
    Er wühlte lässig in seinen Taschen, und eine von Talmi glitzernde Assistentin in einer ebenso glitzernden Toga schob einen Tisch auf die Bühne. Mit schiefem Lächeln und schelmischem Zwinkern holte er eine Handvoll reichverzierter Knochenwürfel hervor. »Und nun heißt es wieder: Die Würfel sind gefallen!« verkündete er. Er schwenkte die Hände und warf die Würfel auf den Tisch. Das Publikum schaute ziemlich baff zu. Was machte er da? Er brauchte die Würfel doch gar nicht zu befragen, um herauszufinden, wer die heutigen Kandidaten waren – die Antwort kannte er doch längst. Es war schließlich das Finale. Die Kandidaten waren …
    »Und die Kandidaten sind …« Er starrte die verstreuten Knochen geheimnisvoll an, zuckte die Achseln und lächelte erneut. »Aber das wissen wir doch längst. Nicht wahr, meine Damen und Herren? Sagen Sie ›Ja, Luphan‹!«
    »Ja, Luphan!« schrie das Publikum pflichtbewußt zurück.
    »Ja, so isses! Wir kennen sie schon, wir haben sie angefeuert und die Schicksalsgöttinnen um Barmherzigkeit angefleht. Hier sind sie, wieder auf unserer Schaubühne – die kluge Aliz Knarzer und die wunderschöne Ferona Veldmusch. Applaus!!!«
    Die glitzernde Assistentin führte die Frauen auf die Mitte der Bühne, und Luphan Burk baute sich zwischen ihnen auf. Die Augen fielen ihm fast aus dem Kopf, als die knackige Ferona an ihm vorbeiwippte. Seine Handflächen wurden feucht.
    »Fangen wir mit Ihnen an, Aliz. Sie haben sich vor drei Monaten bei ›Das verflixte Omen‹ äußerst knapp gegen starke Gegner durchgesetzt, um mit Ihrer Voraussage recht zu behalten, daß Sie ins Finale kommen und einen Monat kostenlos von der Firma Aldino mit Lebensmitteln versorgt werden. Sagen Sie ›Ja, Luphan‹!«
    »Ja, Luphan«, sagte Aliz.
    Luphan ließ seinen Blick nun sehnsüchtig auf Ferona Veldmusch ruhen. »Nun … zu unserer atemberaubend schönen Ferona«, verkündete er. Ferona klimperte mit einstudierter Präzision mit ihren langen, schwarzen Wimpern. »Sie, äh, Ihre Maße sind 71-61-81, Sie sind alleinstehend, umwerfend blond, und hier steht, alles sei echt.« Er wedelte einen kleinen Zettel aus einem sonnengetrocknetem Bambusblatt durch die Luft und warf dem Publikum einen schrägen Blick zu. Die Leute lachten pflichtschuldig. »Und Sie sind ohne größere Probleme ins Finale gekommen. Sagen Sie: ›Ja, Luphan‹!«
    »Ooooh ja, Luphan! Es ist so schön, hier zu sein!« säuselte Ferona mit erotischer Stimme und winkte dem Publikum schüchtern zu.
    Aliz Knarzer verzog das Gesicht. Luphans Knie wurden weich. Das Kammbläser- und Okarina-Orchester spielte die Vier-Takte-Version der Erkennungsmelodie und weckte Luphan aus seinen Ferona entkleidenden Tagträumen auf.
    »Und diese Melodie bedeutet, es ist Zeit für ›Die Weissagungs-Spirale‹!« Er legte einen Arm um Ferona und führte sie zu den hüfthohen Holztempeln, auf denen die Namen der Kandidaten standen. Aliz folgte ihnen mit Grabesmiene.
    Ohne zu zögern begann Luphan Burk mit der wohlbekannten Einführung. »Wir haben hundert verschiedenen Propheten eine Reihe von Fragen gestellt und sie gebeten, Antworten darauf zu finden. Ich werde den beiden reizenden Kandidatinnen – pardon, Schlußrundenkandidatinnen – die gleichen Fragen stellen, und sie müssen entscheiden, welche Antwort sie für die richtige halten. Alles klar? Dann kann’s ja losgehen. Frage eins …« Er nahm den Stapel Pergamentkarten von seinem Tempelpult in die Hand, fächerte sie auf und räusperte sich.
    »Frage eins. Wir haben einhundert Wahrsager gefragt, ob sie ihre übersinnlichen Kräfte schon mal dazu eingesetzt haben, eine Schnecke anzugraben. Ihre Antworten lauteten: A) ›Natürlich nicht, es würde die Bedeutung unserer Voraussagen in der axolotischen Gesellschaft herabwürdigen; wie können Sie es wagen, eine derart anmaßende Frage zu stellen!‹ oder B) ›Ja, aber nur, wenn mein Rasierwasser und meine Opfergabe aus frisch verstorbenen Blumen ihr eiskaltes Herz nicht schmelzen konnten; sagen Sie bloß meiner Frau nichts davon!‹ oder C) ›Klar, immer. Wer kann, der kann!‹ Sie haben dreißig Sekunden Zeit, um zu entscheiden, welche der Antworten Ihrer Meinung nach am häufigsten genannt wurde. Ab

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