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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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… jetzt!«
    Das Orchester spielte wieder eine schnarrende Melodie, während die Kandidatinnen unter den faszinierten Blicken des zahlreich erschienenen Publikums nachdachten.
    Die Musik endete allzufrüh, und angespannte Stille breitete sich im Tempel aus.
    »Meine Damen, zeigen Sie uns Ihre Antworten«, bat Luphan lächelnd. Ferona hob ein Bambusblatt mit einem stolzen ›C‹ hoch über den Kopf, während Aliz ein ›A‹ an ihre Brust drückte. Die Menge keuchte.
    »Aha, wie ich sehe, stimmen Sie nicht miteinander überein, meine Damen. Wird eine von Ihnen recht haben und einen wertvollen Vorteil erobern, der sie einen Schritt näher zum ›Glücksstern‹-Hauptgewinn bringt? Oder haben Sie beide unrecht? Wer weiß? Es steht in den Karten!«
    Die Talmi-Assistentin trippelte mit einem goldenem Umschlag auf einem Samtkissen über die Bühne. Sie blieb genau vor Luphan stehen, machte einen Knicks und klimperte mit den Wimpern. Da seine Aufmerksamkeit ganz von Feronas Ausschnitt eingenommen war, ignorierte er sie und riß den Briefumschlag auf. Er wärmte sein Lächeln gerade noch einmal auf, bevor es gefror. Ein dreistes ›A‹ starrte ihm entgegen.
    »Oh, meine Damen, eine von Ihnen hat unrecht. Und so leid es mir tut, ich fürchte, daß es bedauerlicherweise Sie sind, meine liebe Ferona.« Er hielt ihre Hand und sah ihr in die Augen – wie ein Verehrer, der seine Geliebte tröstet. »Werden Sie’s verkraften? Sagen Sie ›Ja, Luphan‹.«
    »Ja, Luphan. Ist ja erst die erste Runde«, stellte sie fest. »Ist doch noch reichlich Zeit zum Aufholen.«
    Luphan strahlte, als er ihre Hand tätschelte und herumfuhr. Wie tapfer, wie tapfer, dachte er hingebungsvoll und hechtete zurück zur Bühnenmitte.
    Aliz sah ihn finster an.
    »Nun, meine Damen und Herren, dann wollen wir mal sehen, wie Ferona aufholt. Frage zwei. Wir haben hundertundfünfzig Hellseher befragt, womit sie ihre Kristallkugel polieren. A) mit Spucke und Putzlumpen; B) mit ›Göttlichem Licht‹, dem nichtkratzenden Kristallreiniger mit Handpflege-Komplex, oder C) durch einen schnellen Wisch mit einem feuchten Fensterleder? – Meine Damen, dies sind Ihre Antwortmöglichkeiten, denken Sie gut nach. Ab jetzt!«
    Das Orchester spielte pflichtschuldig wieder auf, und Luphan wandte sich dem Publikum zu. »Unsere Ferona braucht offenbar keine Pflegetips. Schauen Sie sie nur an! So hübsch zurechtgemacht, so hübsch …«
    Plötzlich hörte die Musik auf, und die Talmi-Assistentin trippelte mit der Antwort auf dem Kissen herbei. Die Kandidaten präsentierten ihre Antworten: Aliz ein entschiedenes ›B‹, Ferona ein eifriges ›A‹.
    »Oooh, und wieder haben wir unterschiedliche Meinungen«, stellte Luphan fest, wobei sein Magen sich vor Aufregung zusammenzog. »Also, jetzt wird’s spannend. Wird Ferona ausgleichen können?«
    Er öffnete ungeschickt den Umschlag und zog die Antwort heraus. Mit akuter Erleichterung hielt er für alle sichtbar das ›A‹ hoch und hielt es dann Aliz unter die Nase. »Falsch! Ha!« höhnte er genüßlich.
    »Frage drei wird entscheiden, wer die Runde gewinnt und ›Das verflixte Omen‹ um den heutigen Hauptgewinn spielen darf. Wir haben fünf Dutzend Aroma-Auguren gefragt, welches ätherische Öl in der heutigen Schau am wahrscheinlichsten zum Erfolg führt. War die Antwort A) Patschuli; B) Wühlmaus oder C) Ylang Ylang? Meine Damen, wählen Sie Ihren Duft!«
    Die Musiker ließen ihre Instrumente fallen, ballten die Fäuste und hämmerten einen behelfsmäßigen Trommelwirbel auf dem Bühnenrand. Leider hatte der Schlagzeuger vor lauter Aufregung über das Finale vergessen, die Kesselpauke einzupacken.
    Dreißig Sekunden trommelnder Fäuste später schnellten Luphan Burks Hände in die Höhe, und er gab den Kandidatinnen ein Zeichen, das Denken einzustellen und einen Buchstaben hochzuhalten. Die Frauen taten dies pflichtbewußt: Aliz mit einem wütend emporgereckten ›A‹, die dekorativ lächelnde Ferona mit einem ›C‹.
    Vor dem Hintergrund eines leisen Trommelns und der stummen Spannung des Publikums meldete sich Luphan wieder zu Wort. »Meine Damen und Herren, nur eine unserer Kandidatinnen wird die Sterne in unserer tollen Endrunde ›Das verflixte Omen‹ herausfordern. Wird es die betörende Ferona sein? Oder Aliz? Zwei verschiedene Antworten. Eine davon ist richtig. Welche ist es?« Er hielt seine Hand auf, und die glitzernde Assistentin brachte gewissenhaft den Umschlag.
    Er ergriff theatralisch den Umschlag und

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