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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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schritt zum vorderen Bühnenrand. »Welche wird es sein?« fragte er melodramatisch.
    Das Publikum hielt den Atem an.
    Natürlich war die tatsächliche Antwort ganz und gar unbedeutend. Luphan wußte, wie es ausgehen würde. Er hatte seit Wochen alles genau geplant. Seit dem Tag, an dem sein gieriger Blick das Dekollete eines gewissen Fräulein Veldmusch zum ersten Mal entdeckt hatte.
    Als einzelne Angehörige des Publikums schon blau anliefen, öffnete er vorsichtig den Umschlag, ließ die Antwort herausgleiten und drückte sie an sein klopfendes Herz. Mit einem kurzen Blick über die Schulter vergewisserte er sich noch einmal der Antworten der beiden Mädchen. Es durfte jetzt auf keinen Fall schiefgehen. Nicht nach all den Anstrengungen, die er unternommen hatte.
    »Wenn auf dieser Karte ein ›C‹ steht, werde ich in der Endrunde ›Das verflixte Omen‹ die wunderbare Ferona willkommen heißen. Bei ›A‹ ist es Aliz«, fügte er trocken hinzu. »Und die Antwort ist …« Er riß die Karte von seiner Brust und starrte ein vorwurfsvolles ›A‹ an.
    »Die … die Antwort ist ›C‹!« verkündete er, zerknüllte die Karte, stopfte sie tief in eine Geheimtasche seiner Toga und hüpfte freudig über die Bühne, um einen Arm um Ferona Veldmusch zu legen und mit ihr zur Erkennungsmelodie einen Walzer zu tanzen.
    »Herzlichen Glückwunsch, Ferona Veldmusch!« rief er einige Minuten später, als er wieder in der Mitte der Bühne stand und das Publikum zu wilder Raserei anheizte. »Meinen Glückwunsch, Sie haben das Finale von ›Du sollst mein Glücksstern sein‹ erreicht.« Er wandte sich widerwillig ab und sprach die Verliererin an. »Aber auch Sie gehen nicht mit leeren Händen nach Hause, Aliz. O nein. Die heutige Schau wurde von den netten Leuten von ›Göttliches Licht‹ gesponsert. Jawohl, Sie haben es erraten: Sie erhalten eine Jahresration ›Göttliches Licht‹ – der nichtkratzende Kristallkugelreiniger mit Handpflege-Komplex! Wenn ich um einen herzlichen Applaus für Aliz bitten darf, sie war eine … eine Kandidatin!«
    Unverzüglich wurde Aliz Knarzer von der mit Pailletten übersäten Glitzer-Assistentin von der Bühne geführt, damit sie die nächsten Wochen damit verbringen konnte, sich zu überlegen, was sie mit einer Jahresration ›Göttliches Licht‹, dem nichtkratzendem Kristallreiniger mit Handpflege-Komplex, anfangen sollte.
    Die Bühne drehte sich, die Spiegel und Linsen stellten sich neu ein, und Luphan Burk und das dralle Fräulein Veldmusch kamen von tosendem Beifall begleitet zurück. Ferona sonnte sich im Applaus und strahlte leidenschaftliche Publikumsliebe aus. Sie ein scheues Mauerblümchen zu nennen, war in etwa ebenso zutreffend, als hätte man die gemeine Schnappschildkröte Königin der Lüfte genannt.
    »So, meine Damen und Herren, hier ist sie also, die diesjährige ›Glücksstern‹-Siegerin, die kurvige Üppigkeit in Person, Ferona Veldmusch. Applaus, Applaus, Applaus!«
    Nur zwei Hände schlossen sich dem hingebungsvollen Klatschen nicht an. Sie gehörten Aliz Knarzer. Sie stand wutschnaubend hinter den Kulissen.
    Es war fast zuviel für Luphan. Die Menge tobte ausgelassen. Aber irgendwie gelang es ihm in den nächsten Minuten, sie mit viel »Bitte, bitte, beruhigen Sie sich doch wieder!« auf ein akzeptables Niveau voyeuristischer Aufgekratztheit herunterzureden.
    Als er sich schließlich sicher war, daß ihn alle hörten, wandte er sich mit lüsternem Speichelfluß Ferona zu. »Nochmals, herzlichen Glückwunsch. Sie haben gewonnen. Wie fühlt man sich so?«
    »Ooooh, ich freu mich so!«
    »Also, wollen wir herausfinden, welcher goldene Preis Sie erwartet?«
    Ferona nickte enthusiastisch mit ihrem blonden Lockenkopf, denn womit hätte sie auch sonst nicken sollen, und Luphan spürte, daß sich in seinen potentiell peinlichen Regionen etwas regte.
    »Na … Na dann mal los. Wir spielen ›Das verflixte Omen‹! Kommen Sie bitte hier herüber.« Einen zitternden Arm fest um ihre Taille gelegt, hüpfte er fast über die Bühne auf die große Auswahl von Karten zu, die verdeckt an einer bunten Wand standen.
    »Tja, Ferona, ich bin mir sicher, daß Sie schon wissen, wie man ›Das verflixte Omen‹ spielt. Aber jenen, denen es entfallen ist …«
    Er warf dem Publikum einen fragenden Blick zu. »… die sollen sich was schämen«, riefen die Zuschauer zurück, wie immer.
    »…werde ich es noch mal erklären. Ferona, meine Liebe, Sie dürfen vier Karten aus den

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