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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Zoll große Modellschiff im See, als die Ketten plötzlich feststellen mußten, daß sie nicht schwimmen konnten.
    Tausend Fuß tiefer, am unteren Ende eines frisch gegrabenen Stalagmottentunnels, rissen sich zwei Teufel gerade einen Schrankvoll Decken vom Leib. Als sie den verblüfften Gott mit dem Dreispitz und dem Kürbisschlafanzug um eine Ecke zogen, um die Gebetsminen aus seinen Taschen zu holen, war ihnen gar nicht klar, wieviel Glück sie gehabt hatten.
    Einige Dutzend Jahrhunderte zuvor hätten sie nicht den Hauch einer Chance gehabt, einen Gott in die Klauen zu kriegen, geschweige denn, ihn im Würgegriff nach Höllien zu entführen. Niemals. Er hätte einen Frevelabwehranzug getragen.
    Obwohl Frevelabwehranzüge ungeheuer klobig, unfaßbar schwer und ohne die Hilfe zweier Engel weder an- noch auszuziehen waren, hatten sie in jener Zeit zur festen Reiseausrüstung jeder Gottheit gehört. Damals konnten eben nicht mal Götter vorsichtig genug sein, da man jederzeit mit einer teuflischen Invasion rechnen mußte. Jeder wußte, daß die Teufel eine reale Bedrohung für das Hymmelreich darstellten. Sie warteten nur auf den günstigsten Zeitpunkt, das war alles. Sie warteten und schmiedeten Angriffspläne. Jahrhundertelang hatten sich die Götter nicht mal getraut, das Hymmelreich zu verlassen und den Segen über ihre Anhänger zu bringen. Bis zur Erfindung des Frevelabwehranzugs.
    In der drei Zoll dicken, sakramentverstärkten Rüstung konnte kein dämonischer Angreifer dem Träger etwas anhaben. Die Oberfläche des Anzugs war mit Fasern aus reinem Glauben beschichtet, die etwaigen Angreifern einen heftigen charismatischen Schlag versetzen konnten. Eine Zeitlang waren sie ein umwerfender Erfolg gewesen.
    Doch als langsam klar wurde, daß die teuflische Invasion wohl doch nicht kam, waren die Götter es nach und nach leid geworden, schwitzend in schwerfälligen Frevelabwehranzügen herumzulaufen, und sie waren wieder aus der Mode gekommen. Heutzutage wurden sie nicht mal mehr von den paranoidesten Gottheiten getragen. Außer vielleicht zu Hause, mit ähnlich veranlagten Partnern, aber das ging niemanden etwas an.
    Im Augenblick hingen am Ufer des Appscheusees die Kinnladen noch immer erschrocken herab.
    »Tja, das war’s dann wohl«, sagte Hermelyn und zuckte linsenrasselnd die Achseln.
    Die Menge wandte sich ihm zu und starrte ihn bedrohlich an.
    »Aber … O nein. Es hat doch nicht mit mir zu tun! Wartet mal, ich kann alles erklären … Ich …«
    In diesem Augenblick fand Hermelyn heraus, wie schnell er laufen konnte.
    Und als die morgendliche Stille sich wieder wie eine brütende Henne aufs Ufer das Appscheusees herabließ, blieb nur eine einzelne Gestalt zurück, die einsam eine Reihe von Luftblasen musterte, die aus dunklen Tiefen nach oben stiegen.
     
    Verwirrte Stimmen hallten durch den Rumpf des Schiffswracks am Ufer der Schleimau, das den Paktisten als Versteck diente.
    »Aber weißt du genau, daß es so passiert ist?« fragte Quack äußerst besorgt. Er starrte verstohlen Fiddels Hände an, ob sie wohl einen Schaden genommen hatten, der seine Fingerfertigkeit irgendwie beeinträchtigen würde.
    »Ich hab’s dir schon ein Dutzendmal gesagt«, ächzte der Geiger. »Wenn ihn nicht irgend etwas abgehalten hätte, hätte der Wächterdämon Zorn das Buch gegeben und …« Er verstummte.
    »Und was?« drängte Quack der Komponist.
    »Weiß ich nicht. Hatte keine Gelegenheit, es rauszufinden«, grübelte Fiddel gedankenverloren. »Aber es wäre gut gewesen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Na, hör mal! Wäre er sonst so enttäuscht gewesen?«
    »Wie enttäuscht?« mischte sich der Ex-Priester Ölyg der Dritte ein. »So schlimm, als wenn du deine Geige verlieren würdest?«
    »Kann schon sein«, sagte Fiddel achselzuckend.
    »Das ist es!« rief Ölyg melodramatisch und schlug mit der Faust in seine Hand. Sein stundenlanges Grübeln über Fiddels Erzählung trug endlich Früchte.
    »Was ist was?« fragten Quack und Fiddel im Chor.
    »Deshalb ist er hier. Sein Pakt! Er rettet hier …«
    »Nein, nein«, unterbrach Fiddel kopfschüttelnd. »Das war ja gerade das Komische an ihm. Ich habe versucht, aus ihm herauszukriegen, welchen Pakt er abgeschlossen hat, aber er sprach immer nur von einem Vertrag.«
    Ölygs Gesicht bot ein Bild überraschter Erkenntnis. »Von einem Vertrag?« stammelte er. Und in den Tiefen seines in sich zurückgezogenen Verstandes webte sich langsam ein komplexes Geflecht des

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