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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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beachten.
    »Drittes Regal von rechts …«
    »Hab sie! Au ja! Komm schon, komm schon!« Schoysal packte den Gebetsminendetektor, stürmte aus der Tür und klapperte die Straße hinab. Mit einem Pfiff befahl er Kiesela bei Fuß.
    Nabob hielt einen Augenblick inne, starrte den noch immer ausgesprochen gefesselten Prediger an, zuckte in hochgradiger Verwirrung die Achseln und lief hinter Schoysal her.
    Irgendwie schien Schoysal zu wissen, was er wollte, und es gab schließlich nur eine Methode, um in Erfahrung zu bringen, was es war.
    »Hallo! Komm zurück. Warte auf mich!«
     
    Hoch oben in der Gebirgsstadt Axolotl rückte der einzelne schwarze Zeiger der Sonnenuhr im Heydenpark auf zehn Grad nach Sonnenaufgang und zog geräuschlos weiter. Im Norden glitzerte die nicht ganz ruhige Oberfläche des Appscheusees blaßsilbern. Der traurige Ruf eines Kranichs hallte von den fernen Geröllhängen wider, als er auf trägen Schwingen herabsank und sich auf einem Bein im flachen Wasser niederließ. Er ignorierte bewußt die am Südende des Sees zahlreich versammelten Axoloten und suchte mit seinem großen Schnabel im bitterkalten Wasser nach einem Frühstück – am liebsten mochte er eisgekühlten Stichling.
    Als die Sonnenuhr 14 Grad nach Sonnenaufgang anzeigte, durchbrach plötzlich ein seltsames Rasseln die Stille des Morgennebels. Für die versammelte Menge klang es verdächtig nach Trockenlinsen, die in einem hohlen Schildkrötenpanzer an einem Stock herumrasselten. Und genau das war es auch.
    Ein einsames Mantra schwebte – gerade hörbar – über dem Linsenrasseln. Es ging von einer gebeugten Gestalt am steinigen Ufer aus, die tänzelnd um den hölzernen Landesteg herumhüpfte.
    Es war die vorbestimmte Zeit [6] , die Zeit, in der man Beschwörungen gen Himmel rief, um den erfolgreichen Abschluß des Lebenswerkes eines bestimmten Mannes bat und flehte.
    Ghorch Vogg mußte vor Stolz fast weinen, als er die schwungvollen Kurven des Schiffsrumpfes betrachtete. Das Schiff ruhte festgekeilt und startbereit am Steg, voller majestätischer Anmut und eleganter Statur. Jeder Axolot, der auch nur die geringste Ahnung von Nautik hatte, sah, daß es etwas ganz Besonderes war. Vom neckisch vorspringenden Bugspriet über die federleichten Bugbäume bis zur edlen Neigung des Ruders war das Schiff ganz auf Geschwindigkeit angelegt. Bei voller Leistung würde die Witzelnde Wellhornschnecke über die Wellenspitzen hüpfen und die leichthufigsten Schimmel übertreffen. Oder, wie die bodenständigeren Axoloten es ausdrückten: »Es würde abzischen wie ’ne gesengte Sau.«
    Eine neugierige Menge hatte sich zum Stapellauf versammelt. Vogg hatte monatelang auf den denkbar günstigsten Zeitpunkt gewartet, um sein schwimmendes Kind zu Wasser zu bringen. Er hatte zig axolotische Hellseher konsultiert, war einem guten Dutzend Propheten auf die Nerven gegangen und hatte wertvolle Informationen aus denen herausgepreßt, die es wissen mußten. Sie alle waren einer Meinung gewesen: Sonntag in drei Wochen sei der günstigste Tag für die Jungfernfahrt. Wahrscheinlich.
    Aber er hatte sich entschieden, die Sache selbst anzugehen und der erste zu sein, der Luphan Burk und seiner betörenden Zukünftigen Ferona Veldmusch in aller Öffentlichkeit gratulierte. Es war eine alte, uralte, fast vergessene Tradition, daß man einem jungen Paar den Segen in Form eines Schiffs darbrachte. Es sollte das Eheglück der Neuvermählten sicher durch die zweifellos vor ihnen liegende stürmische Zukunft bringen. Ganz Axolotl war von der großzügigen Geste sehr beeindruckt. Für Ghorch war es nur unbezahlbare Reklame für seine Werft, aber das tat nichts zur Sache.
    Hermelyn, der gefiederte Oberbeschwörer für Verkehr und Gütertransport, wirbelte wie ein Derwisch umher und gab mit der Hand vor dem Mund ein eigentümliches Trillern von sich. Dies war sein erster richtiger Auftritt vor großem Publikum, und er wollte das Beste daraus machen.
    Ehrlich gesagt war dies sein erster öffentlicher Auftritt, der überhaupt etwas mit Verkehr zu tun hatte. Gewöhnlich brauchte er nur etwas Pulver zu verstreuen oder Salbe zu verschmieren, um zum Beispiel eine wertvolle Vase sicher über den Postweg zu geleiten, ohne daß sie bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert durch den Briefschlitz des Empfängers gequetscht wurde.
    Bis jetzt (Klopf auf Holz und dreh dich dreimal im Kreis) hatte es für ihn kein Unglück gegeben. Dies lag aber wahrscheinlich daran, daß Empfänger

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