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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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tödlichen Noten den Garaus machten. Er seufzte erschöpft, als die akustische Attacke ausblieb.
    Kein Sinn fürs Zeremoniell, dachte er mißmutig, bevor ihn eine Welle wohliger Erleichterung überkam. Er bezweifelte, daß sein Kopf nach dem Wein gestern auf eine derartige Lärmbehandlung wohlwollend reagiert hätte.
    Als Ghorch Vogg Klabauthas übernatürliche Erscheinung bemerkte, nahm er die für einen erfolgreichen Segen nötige Stellung ein: Er lag flach auf dem Kieselstrand, lallte Fürbitten und Gebete und hatte auf traditionelle axolotische Art beide Hände auf die Ohren gepreßt.
    Jahrhundertelange Erfahrung hatte zu dieser Stellung geführt. Sich zu Boden zu werfen, zeigte der beschworenen Gottheit, wie ernst man die ganze Sache nahm – ein günstiges Ergebnis war wichtiger als eine saubere Toga. Das Zuhalten der Ohren war reine Selbstverteidigung. Niemand wollte es hören, wenn man von einem Angehörigen der göttlichen Stämme wegen seines dringenden Anliegens ausgelacht wurde.
    Und so lag Ghorch Vogg mit der Nase in den Kieseln und den Händen auf den Ohren da und rasselte eine Liste von Bitten herunter.
    »… segne, wenn es dir nichts ausmacht, dieses bescheidene Schiff und all jene, die das schlichte Vergnügen haben, mit ihm zu segeln, insbesondere das symbolische Glück Luphan Burks …«
    Völlig unerwartet ertönte ein beunruhigendes Kratzen und Scharren unter dem Heidekraut am Ufer. Das Publikum zuckte erschreckt zusammen. Die ›Omen-Ecke‹ hatte so etwas nicht erwähnt.
    Ghorch bemerkte es nicht, was bei seiner augenblicklichen Beschäftigung nicht weiter überraschte. »… und laß mein armseliges Schiff leicht über die Wellenspitzen gleiten, auf ganz unanmaßend brillante Art, jetzt und in Ewigkeit …«
    Hermelyn hörte vorzeitig auf zu wirbeln und taumelte schwindlig überrascht, als er zu hören glaubte, daß eine ausgesprochen große Klaue von unten an dem Fels kratzte, auf dem sie alle gerade standen.
    »… möge es so geschickt gegen den Wind kreuzen wie ein geölter Aal, möge der Ausleger niemals sinken und die Kimm nur in sauberster Flüssigkeit gebadet werden …«
    Und die Menge schrie auf.
    Zehn Fuß hinter der gähnenden Gestalt Klabauthas explodierte der Boden in einer Geröllwolke, und ein Gewimmel zuschlagender Klauen wurde sichtbar. Ein Wesen mit einem schwarzen Rückenpanzer sprang behende zur Seite, landete mit klapperndem Exoskelett im Heidekraut und glotzte die versammelten Axoloten aus Facettenaugen an.
    Eine Sekunde später tauchten in einer stinkenden Rauchwolke zwei weitere Gestalten auf. Sie waren fast zehn Fuß groß. Arme, Köpfe, Beine und Schwänze waren dick, rund und scheinbar ohne Gelenke. Eine von ihnen starrte gebannt auf das seltsam metallene Gerät in seiner Hand. Zwei löffelförmige Zeiger drehten sich erst launenhaft, um dann anschuldigend auf die Gottheit im Kürbisschlafanzug zu deuten.
    »Der da! Der hat Anti-Personen Gebetsminen in sämtlichen Taschen!« rief Schoysal. Er machte einen Satz nach vorn, drehte Klabautha den Arm auf den Rücken und zerrte den verwirrten Gott in das rauchende Loch im Boden. Mit militärischer Genauigkeit sprang das Ungeheuer mit dem schwarzen Rückenpanzer hinter ihnen her und verklebte das Loch mit einem hochbelastbarem Netz aus einem Dutzend Asbestdrüsen. Der stinkende Rauch verschwand fast augenblicklich.
    Klabautha, der Obergott für Schiffe und dergleichen, war spurlos verschwunden.
    Erschrockene Stille senkte sich endgültig über die Ufer des Appscheusees.
    Na ja, fast endgültig. Ghorch Vogg richtete sich mühsam auf und schritt mit demütig gesenktem Blick zum Landesteg. Er legte ehrerbietig einen Hebel um und löste die Sicherungstaue.
    Die Witzelnde Wellhornschnecke glitt rumpelnd voran. Niemand im Publikum, das wie ein Mann gebannt auf das leicht schwelende Heidekrautgebüsch starrte, schenkte ihr auch nur die geringste Aufmerksamkeit. Die Segel blähten sich in der stetigen Brise, der Bug blickte stolz auf die weite Wasseroberfläche hinaus. Das Schiff beschleunigte zunehmend, und die Holzräder des Landestegs knarrten. Staubwolken wurden aufgewirbelt, als Taue und Ketten das Schiff wie berechnet abbremsten. Ghorch machte Luftsprünge und wedelte jubelnd mit zwei kleinen Fahnen, die er eigens mitgebracht hatte. Er war fast hysterisch vor Freude.
    Der Bug der Wellhornschnecke durchbrach fast lässig die erste Welle und rollte vom Ende der Rampe herab. Mit einem unheilvollen Klatschen versank das sechs

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