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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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geworden wäre.
    Seppli schrie erschreckt auf, als die Säule aus animierten Quecksilbertropfen hinter ihm materialisierte, sich verfestigte und zu einem Lebewesen in einem seidenen Nachthemd wurde, das ein Haarnetz und Lockenwickler trug.
    »Na schön, wem sollen also die Haare gemacht werden?« knurrte Elli. »Na, los, mein Frühstück wird kalt.« Sie äugte müßig an Sepplis kahler Platte vorbei, die aufgrund von vielen Jahren Feldarbeit ziemlich dunkel geworden war. »Du bist es doch wohl nicht, mein Lieber? Dir kann selbst ich nicht mehr helfen. Wo ersucht man um meine Hilfe?«
    Seppli deutete grinsend auf die wogenden Gerstenfelder.
    »Ähem«, machte Elli leise und peilte die güldenen Ähren an. »Um was für ein merkwürdiges Salonspielchen handelt es sich hier, mein Lieber? Falls ich in den vergangenen paar Jahrhunderten keinen schrecklichen Fehler gemacht habe … Auf mich wirkt es eigentlich wie ein Gerstenfeld. Nun weiß ich zwar, daß die Ähren reifer Gerste tatsächlich ein hohes kunstgewerbliches Potential enthalten – man kann zum Beispiel kleine Tierchen aus ihnen flechten –, doch ich verstehe nicht, was ich hier machen soll.«
    »B-Bier und Schampong«, platzte Seppli heraus. Er war platt, er hatte nämlich noch nie eine Göttin mit Lockenwicklern gesehen.
    »Welch schauerliche Mischung. Davon kriegt man das abscheulichste Sodbrennen, glaub mir …«
    Bevor Seppli eine Gelegenheit erhielt, seine Bitte zu verifizieren, eruptierte hinter Elli in einem scharrenden Schauer wilder Klauen der Boden, und dann zerriß der Ausruf »Da ist sie! Schnapp sie dir!« die morgendliche Stille. In einem blaurosa gestreiften Blitz wurde die Gottheit von zwei deckenumhüllten Ungeheuern ergriffen und verschwand in einem rülpsenden Loch. Elli beschwerte sich weiterhin darüber, daß sie noch nicht gefrühstückt hatte.
    Seppli stierte das sich rasch wieder schließende Loch an und kratzte sich am Kopf. Hatte er irgendwas Falsches gesagt? Die falsche Beschwörung gemurmelt?
    Seine Gedankenkette kam jedoch nicht dazu, sich weiter zu entwickeln, denn genau in diesem Augenblick stürmte ein kreischender Axolotenpöbel über den Horizont und strömte aus Richtung Appscheusee seinem Feld entgegen. Seppli erkannte Hermelyn in seiner ganzen Federpracht und fragte sich kurz, warum die brüllende Meute ausgerechnet auf ihn zujagte, und ganz besonders zu dieser morgendlichen Stunde. Er dachte ungefähr so lange darüber nach, wie Hermelyn dazu brauchte, die krakeelende Bande unaufhaltbar an den Außenbereich seines Gerstenfeldes zu führen.
    Hermelyn lief wie ein Irrer im Zickzack, wandte mehrere Dutzend Ausweichmanöver an und leitete die Meute so auf hundert verschiedenen Pfaden zur Gerstenvernichtung an. Seppli griff sich an den Schädel und sah ihm dabei entsetzt zu.
    Wessen Sandalenferse es genau war, die die beiden Feuersteine traf, die zusammenprallten und den katastrophalen Funken entzündeten, bekam zwar niemand je heraus, doch jedenfalls prallten sie zusammen. Hungrig stob das Feuer über das knochentrockene Feld; seine gelben und roten Zungen leckten gierig an den gereiften Ähren.
    Das Feuerwerkskörpergeknalle der Körnchen weckte den Rest der Axoloten wenige Minuten später auf.
    Tausend Fuß unter ihnen marschierten zwei Teufel im Gänsemarsch in Gesellschaft einer Gottheit im Nachthemd in die Tiefen der Innenstadt und kicherten dabei boshaft vor sich hin.
     
    Ein Dutzend neunschwänzige Katzen fauchten wütend und knallten in Richtung der langsameren der völlig überflüssigen Einwanderungsbeamten, die ihren neuen Arbeitsplätzen entgegengetrieben wurden. Byrernst schritt herrisch an Kopf der Marschsäule dahin, seine Hufe schlugen auf dem felsigen Boden hin und wieder Funken. Sein Gehör war gegen die Beschwerden und Bitten, anderswohin versetzt zu werden, versiegelt.
    Er hatte es sich genau überlegt. Die Miefinger Lava- und Schwefelminen mußten einfach wieder aufgemacht werden. Wenn es schon zu sonst nichts diente, würde es zumindest Scheytan ärgern.
    »Ein Geniestreich, Herr«, schleimte Asmodeus, der freudig im Dunstkreis von Byrernsts boshafter und gebieterischer Aura ausschritt. »Scheytans Energiemonopol in Frage zu stellen, ohne dabei Verluste in der Qualeneffizienz zu machen! Es ist reines Genie!«
    »Natürlich«, fauchte Byrernst und schritt aufgeblasen weiter.
    »Es wird ihm eindeutig klarmachen, wer hier das Sagen hat.« Asmodeus versuchte ebenso höhnisch zu schnauben, wie Byrernst es

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