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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Mietzins für seine schöne Behausung durch die Truhen der Kaplan-Krösus-Bank gehen ließ. Doch auch damit wollte er noch nicht enden …
    »Spürt ihr nicht auch das drängende Kitzeln an euren Fingerspitzen und … ähm … Krallen?« führte er aus, als er einige größere und schuppigere Bewohner Hölliens erblickte, die ein listiges Ohr in seine Richtung drehten und sich achselhöhlentief durch die Massen der Umstehenden schoben. »Ertastet die nackte Unvollkommenheit von Zeigefinger und Daumen! Irgend etwas fehlt! Spürt ihr es nicht?«
    Er hob die Hände in Brusthöhe vor sich, krümmte die Zeigefinger so, daß sie die Daumen berührten, bildete zwei Kreise und spreizte die restlichen Finger wie Hahnenkämme ab. Dann fügte er die Hände lautlos zusammen. Für manche Ungläubige in der Menge sah es aus wie der Versuch eines jämmerlichen Schattenbildners, zwei sich küssende deformierte Papageien darzustellen. Doch jene, die Zorns inbrünstige Worte bereits ergriffen hatten, sahen und hörten etwas anderes. Sie hörten schon jetzt das leise Bimmeln der imaginären Glaubensfingerglöckchen, die bei jedem Zusammenprallen schimmerten. Sie sahen auch die Vibration der glänzenden Metallscheiben und sehnten sich urplötzlich danach, eigene Wendepunkt-Willi-Seelenretterzymbeln zu besitzen und erklingen zu lassen.
    »Oder meint ihr, der Rhythmus der Rettung müsse etwas lauter erklingen?« fragte Zorn, legte beide Hände zu einer Kugel zusammen, tat so, als ergriffe er zwei hölzerne Hülsen, hob eine Hand hoch, stampfte auf die Fensterbank und drehte hektisch eine Pirouette. »Mit Papst Ronibalds Rumbakugeln kann der Hymmel euer sein. Ja, flamencot euch einen Weg aus dem Feuer der Schmerzen in die vorwiegend gewinnbringenden Ebenen des Paradieses!«
    Er ließ sich mitreißen. Seine Worte strömten ungeprüft, undurchdacht dahin, aber der Menge schien es gleich zu sein. Das Klicken teuflischer Hufe bewies es, als die Neun-Fuß-Ungeheuer Großkotzposen einnahmen, auf den Boden stampften und ihre Klauen in wildem Geklatsche über gehörnten Köpfen zusammenschlugen.
    Und als Zorn einen Blick über die verzückte Menge warf, lächelte er. Deswegen war er hergekommen. Dies war seine Bestimmung!
     
    Als Schoysal die letzten von Nabobs höllischen Steinofenbroten aus dem Behälter nahm und mit höchst seltener Ordentlichkeit auf das Tablett legte, packte eine Klaue seine Schulter und riß ihn wütend herum.
    »Hast du völlig den Verstand verloren?« fauchte Nabob trotz fest zusammengebissener Reißzähne. Seine Nase war nur einen Zoll von der Schoysals entfernt. »Wenn das jemand mitkriegt …«
    »Mach bitte Platz, ich muß das Brot …« Schoysal schob sich beharrlich, aber nicht zu heftig, auf die Tür zu, die zum Rest der Höhle führte.
    »Vergiß die Typen!« fauchte Nabob. Er schlug das Tablett aus Schoysals Klauen und zuckte zusammen, als es von seinem Huf abprallte.
    »Aber ich habe ihnen doch versprochen …«
    Nabob wußte nicht genau, ob er seine Ohren vor dem abscheulichen Geschleime Schoysals verschließen oder seinem Gefährten Vernunft einprügeln sollte. Also versetzte er ihm zuerst mal eine Maulschelle.
    »Das war aber nicht nett«, sagte Schoysal schmollend. Er zeigte kein Zeichen von Vergeltung. »Ich glaube, das habe ich nicht verdient.«
    »Tja, und dies hast du auch nicht verdient«, fauchte Nabob und semmelte ihm noch eine rein. Fester diesmal, auf die andere geschuppte Wange.
    »Du hast recht. Ich habe es nicht verdient. Tu es bitte nicht noch mal …«
    Nabob kreischte auf, schlug die Klauen über seine Ohren und machte fest die Augen zu. Er hatte es schon wieder gesagt! Das abscheuliche Wort mit ›B‹!
    Dabei hätte er doch jede Menge andere Wörter mit ›B‹ sagen können – Bestie, Bestrafung, Beerdigung – alles gute, gesunde Wörter, die wunderbar zu ›gnadenlos‹ paßten. Aber ›Bitte‹?
    Nabob schüttelte sich. Diesen Gossenjargon hatte er von Schoysal noch nie gehört. Und als wäre das noch nicht schlimm genug … Man mußte sich erst mal den Tonfall anhören, in dem er das Wort geäußert hatte! Er war so harmlos! So vernünftig!
    So furchteinflößend!
    Als etwas über Nabobs Huf strich, öffnete er die Augen. Entsetzt stierte er Schoysal an. Er kroch auf dem Boden herum, sammelte die verstreuten Brote ein und wischte sie sorgfältig ab.
    Es war mehr, als Nabob jetzt noch ertragen konnte.
    Eine Klaue zischte aus der Höhe herab, packte Schoysal fest an der Kehle und hievte

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