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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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alte Kinnlade sank auf seinen Brustkorb, und er stierte den geschnitzten Fries von ›Einige apokalyptische Dinge, auf die man aufpassen muß‹ an. Die vor Jahrhunderten entstandene Wasserspeier-Darstellung war der letzte noch erhaltene Überrest aus der Ära der Empiriker. Der Ära vor dem Aufkommen des Prophetentums, als man die Zukunft nur hatte erraten können, wenn man eine gewissenhafte Datensammlung sämtlicher Themenkreise betrieb und nach Übereinstimmungen suchte. Die Empiriker hatten das Konzept der Tage und Nächte erfunden, die Theorie der wiederkehrenden Jahreszeiten und das sichere und bestimmte Wissen, daß der einzige Grund, aus dem feste Körper nicht einfach fortschweben, wenn sie hoch genug springen, darin besteht, daß jedermann von zwei an den Fußgelenken befestigten unsichtbaren roten Riemen am Boden festgehalten wird.
    Eine große Anzahl ihrer Lehren war problemlos in die axolotische Kultur aufgegangen. Nun, sie waren auch verdammt logisch. Schließlich wußte jeder, daß er von zwei unsichtbaren roten Riemen am Boden festgehalten wurde, oder nicht? Wenn es nicht so gewesen wäre, müßten sie doch jetzt alle zwischen den Wolken schweben.
    Aber es gab auch Dinge, die nicht jeder wissen durfte. Geheime Dinge, die pausenlose Beobachtungen der Empiriker enthüllt hatten. Dinge, die Probleme ankündigten. DINGE, VOR DENEN MAN SICH HÜTEN MUSSTE.
    Als Hauptmann Zuphall die uralten Schnitzereien musterte, wünschte er sich geradezu verzweifelt, seine Mami sei noch am Leben.
    Denn dort war sie, in soliden Marmor gehauen, in grotesk kratziger Vollendung, und glotzte ihn über die Jahrhunderte hinweg an – die greuliche Warnung einer anstehenden Katastrophe, die die Empiriker ihm hinterlassen hatten: zwei birnenförmige Lebewesen mit dicken Köpfen, spitzen Nasen und gliederlosen Armen tanzten auf abscheuliche Weise mitten in einem wirbelnden Sturm aus Gestein.
    Es war eine SAUSCHLECHTE Nachricht.
    Zuphall schüttelte sich unwillkürlich, als er Die üblen Schneebestien der eiskalten Apokalypse erkannte. Wenn sie zurückgekehrt waren und die kataklysmischen Stürme ankündigten, konnte er den Bürgern von Axolotl nur noch einen Rat geben:
    Kauft sofort sämtliche Aktien der Axolotischen Wärmflaschen-GmbH, die ihr nur kriegen könnt, aber dalli!
     
    Mietprediger Gottfried Zorn hatte nicht innegehalten, um sich die Frage zu stellen, warum Schoysal – oder irgendein anderer Teufel – auf die Idee gekommen war, sein Wort tatsächlich zu halten. Ganz vorn in seinem Verstand standen andere, dringendere Dinge an. Frei von den zahllosen Ellen Flammstabil-Hanfseil und fern von Schoysals Klauengriff, konnte er sich wieder seiner dringenden Mission widmen: der Rettung von Seelen.
    Heftige Erregung durchpulste ihn angesichts der Aussicht, eine verdammt gute Predigt zu halten und trieb ihn durch Straßen und Gassen, wobei er wie ein Besessener um die Ecken schlitterte. Einzelne Lavapfützen übersprang er mit einem Satz, und schließlich kam er auf eine von Leben erfüllte Straße, auf der es von elend dahintrottenden Seelen nur so wimmelte. Nur ein Schritt mehr, und er wäre in die schmutzige Flut der Gequälten hineingeschlittert, die schon der nächsten Leidenssitzung entgegenschlurften. Doch statt dessen sprang er auf den nächsten Felsenkratzer zu und suchte sich einen Weg an den schartigen, von Stalagmotten genagten Wänden hinauf, bis er an eine winzige Fensterbank kam. Von dort aus ließ er seine segensreiche Stimme über dem geknechteten Geist der Höllianer erschallen, die unter ihm dahinschlurften. Mit dem unmäßigen Frohlocken des ihn bestärkenden Evangeliums laberte er sie zu, damit sie erst mal zu Bewußtsein kamen. Dann fing er ihre Aufmerksamkeit ein und zog sie in die Arme engelhafter Verzückung.
    Nach einer halben Stunde aufrührenden Gelabers, in der er die Freuden des Bierkonsums beschrieb und der nachfolgenden Akquisition mehrerer hundert Anhänger für Syffel, die Gottheit des Bieres, wandte sich seine Revolverschnauze anderen Themen zu. Bald waren mehrere hundert Bekehrte zu dem festen Glauben gelangt, die Rettung könne nur durch die korrekte Anwendung von Schwester Innozenzias Schrubbschwamm und Faßbalsam (mit Festiger) erfolgen. Einige Dutzend beteten den Boden an, über den man ging, wenn man Diakon Dorschs Gebetsstiefel und Klostersocken trug. Jetzt war er gerade im Begriff, die Zahlen der Konvertiten zu verdoppeln, die an die Vorteile glaubten, die man errang, wenn man den

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