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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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schien, wie er mir das Gefühl geben konnte, alles würde wieder gut.
    Ich war schon durch das halbe Zimmer gehumpelt, bevor ich bemerkte, dass er ein paar Schritte hinter mir ging. Stirnrunzelnd blickte ich über die Schulter.
    „Henry, wirklich, mir geht’s gut. Es tut nicht mal weh.“
    „Ich habe nicht die Absicht, dir beim Gehen zu helfen“, erwiderte er in einem unschuldigen Ton, den ich ihm keine Sekunde lang abnahm. „Ich wollte dir nur anbieten, deine Sachen zu tragen.“
    „Wenn du das sagst.“ Ich hob eine Augenbraue, doch auch wenn ich nicht wollte, dass er es wusste, war ich dankbar, dass er da war.
    In dieser Nacht, lange nachdem Henry gegangen war und ich schon fast eingeschlafen war, schreckte ich hoch. Jemand klopfteleise an meine Tür. Stöhnend rieb ich mir die Augen, hievte mich aus dem Bett und humpelte zur Zimmertür. Den gesamten Abend über hatte ich mich darauf gefreut, meiner Mutter zu erzählen, dass ich eine Prüfung bestanden und Henry bisher nicht enttäuscht hatte. Wer auch immer da auf der anderen Seite wartete, hatte besser einen verdammt guten Grund, mich davon abzuhalten.
    „Was?“, krächzte ich, als ich die Tür einen Spalt öffnete und in den erleuchteten Flur blinzelte.
    Es war Ava. „Bist du noch wach?“, flüsterte sie, und wütend starrte ich sie an.
    „Nein, ich bin Schlafwandler.“
    „Oh.“ Sie betrachtete mich, als versuchte sie zu entscheiden, ob ich die Wahrheit sagte. „Wenn du schon mal auf bist, komm mit – ich muss dir was zeigen.“
    Sie griff nach meiner Hand, und ich blieb stur stehen.
    „Der einzige Ort, wo ich hinwill, ist zurück in mein Bett.“
    „Pech gehabt.“ Ava umklammerte meine Hand so fest, dass jede Gegenwehr wahrscheinlich mit gebrochenen Fingern geendet hätte. Mein Knöchel machte mir schon genug Probleme. „Du bist vor Sonnenaufgang wieder im Bett, versprochen.“
    Keine besonders tröstliche Aussicht, aber sie ließ mir keine große Wahl. Mit einem unüberhörbaren frustrierten Schnauben gab ich mich schließlich geschlagen und folgte ihr. Der Teppich unter meinen nackten Füßen fühlte sich rau an.
    „Wohin gehen wir?“, fragte ich, doch Ava bedeutete mir, zu schweigen, als wir in den nächsten Gang abbogen. Auf allen Fluren, die zu meiner Suite führten, waren Wachen postiert, und bisher hatten uns mindestens drei davon gesehen. Ich sah nicht den geringsten Sinn in dieser Heimlichtuerei.
    Der dumpfe Schmerz in meinem Knöchel verwandelte sich in ein scharfes Ziehen, und ich hatte Mühe, mit ihr mitzuhalten, doch sie wurde nicht langsamer. Schließlich, in einem dunklen Flur, blieb sie stehen und zeigte auf eine Tür fünf Meter vor uns.
    Sie sah anders aus als die anderen auf dem Anwesen, gefertigtaus dunklem Holz mit kunstvollen Schnitzereien, die eine Szene darstellten, die ich nicht genau erkennen konnte. Licht strömte durch den Türspalt, und auf Zehenspitzen ging Ava zu der Tür und winkte mir, ihr zu folgen.
    Diesmal stellte ich keine Fragen. Unbeholfen humpelte ich hinter ihr her, eine Hand an der Wand, damit ich nicht stolperte und den Unbekannten hinter der Tür unsere Anwesenheit verkündete. Je näher wir kamen, desto klarer sah ich das Relief auf der Tür, und schließlich erkannte ich, was es darstellte.
    Auf der oberen Hälfte war eine wunderschöne Wiese zu sehen, die mit winzigen geschnitzten Blumen übersät und von Bäumen umringt war. Irgendwie hatte der Künstler es geschafft, dass es sonnig aussah, und die Szenerie erinnerte mich so sehr an den Central Park, dass ich einen Kloß im Hals spürte.
    Doch darunter änderte sich das Bild. Eine Schicht Erde trennte die Wiese von einem dunklen Fluss, der darunter strömte, und daneben war ein zierlicher Garten zu sehen. Statt aus Erde wuchs er aus kantigen Steinen hervor. Die Bäume waren keine richtigen Bäume. Sie bestanden aus etwas Härterem. Und obwohl es nur ein Kunstwerk war, konnte ich sehen, dass sie nicht lebendig sein sollten. In der Mitte des Bildes formten sich Edelsteinsäulen zu einem Bogen über einer einzigen Blume, die in dieser Umgebung winzig und verletzlich wirkte.
    Ich war so fasziniert, dass ich Stimmen hinter der Tür kaum wahrnahm. Zuerst konnte ich sie nicht richtig zuordnen, doch Ava winkte mich näher heran, und all meinen Mut zusammennehmend, warf ich einen Blick in den Raum.
    Henry war ebenfalls anwesend. Er hatte mir den Rücken zugekehrt und den Blick auf etwas gerichtet, das ich nicht sehen konnte. Er drehte sich ein

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