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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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ergriff ich sie, während ich James mit Blicken tötete.
    „Was geht hier vor?“ Die Worte klangen erstickt, und vor Wut konnte ich kaum richtig sehen, doch ich würde keinen von ihnen davonkommen lassen. „Sagt es mir. Erst Sofia, dann Irene und jetzt du …“
    „Vielleicht wäre es besser, wenn wir diese Unterhaltung drinnen weiterführen“, warf Henry ein und lächelte gequält. Mit knirschenden Zähnen nickte ich und stützte mich auf Henry, als er mir in den Raum half.
    Beim Eintreten erkannte ich, dass es ein Schlafzimmer war. Und obwohl es nicht staubig war, sah es unbewohnt aus. Als Henry mir half, den Scherben auf dem Fußboden auszuweichen, sah ich, woher das Klirren gekommen war. Dort lag ein verbogener Rahmen, das Bild darin war geknickt und eingerissen. Von diesem Bild lächelte ein Mädchen zu mir herauf, das nicht viel älter sein konnte als ich, mit sommersprossigen Wangen und rotgoldenem Haar. Neben ihr stand Henry, und er sah glücklicher aus, als ich ihn jemals gesehen hatte. All die Anspannung schien völlig verschwunden.
    „Wer ist das?“, fragte ich, doch ich hatte eine traurige Ahnung, dass ich es bereits wusste.
    Henry warf nur einen kurzen Blick auf das Bild, und ein Ausdruck von Schmerz erschien auf seinem Gesicht. Er wartete, bis er mir zum Bett geholfen hatte, bevor er antwortete, und selbst dann sah er mir nicht in die Augen.
    „Persephone“, brachte er mit leiser, fast brechender Stimme hervor. „Vor sehr langer Zeit.“
    „Allzu lange kann es nicht her sein“, warf ich ein, während ich es betrachtete. „Nicht wenn ihr schon Kameras hattet.“
    „Es ist keine Fotografie“, erklärte er, während er sich hinabbeugte, um es aufzuheben. „Es ist eine Spiegelung. Sieh hin.“
    Ihm zitterten die Hände, und er reichte mir das Bild. Als ich es genauer in Augenschein nahm, bemerkte ich, dass es eine Tiefe hatte, die Fotos niemals erreichten. Es schien zu schimmern wie ein kleiner Teich, und Persephone und Henry bewegten sich. Nicht so sehr, dass es wie eine Videoaufnahme ausgesehen hätte, doch sie blinzelte, und ich sah ihn die Arme fester um sie schließen.
    „Sie ist wunderschön“, sagte ich leise. Ein Teil von mir war eifersüchtig, denn ich wusste, ich würde niemals an die Erinnerung an sie heranreichen. Doch die Traurigkeit über das, was Henry durchgemacht haben musste, ließ mich meine Eifersucht vergessen. „Es tut mir leid.“
    Er winkte ab, als wäre es keine große Sache, doch als ich ihm das Bild zurückgab, nahm er es sanft und strich über die Oberfläche. Es glättete sich, als wäre es nie beschädigt worden.
    „Wie ich schon sagte, das war vor langer Zeit.“
    Jemand hustete, und als ich aufsah, erblickte ich James, der unentschlossen bei der Tür stand. Ich kniff die Augen zusammen.
    „Was?“
    „Du hast gefragt, warum ich hier bin.“ Er verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Tür, ließ sie fest ins Schloss fallen. Dahinter hörte ich ein Quietschen. Ava war immer noch da draußen, aber ich wollte nicht, dass sie das hier hörte.
    „Und du hast es mir immer noch nicht gesagt.“ Ich zuckte zusammen, als Henry meinen Knöchel berührte.
    „Er ist mein Nachfolger“, erklärte Henry, und scharf blickte ich zu ihm auf. „Er wird meine Pflichten übernehmen, wenn ich vergehe.“
    Eine Welle des Entsetzens überrollte mich, und angewidertstarrte ich James an.
    „Ist das der Grund, warum du mich davon abhalten wolltest hierherzukommen? Du wusstest, dass ich seine letzte Chance bin, und hast dir gedacht, wenn du mich aufhältst, hast du freie Bahn zum Siegerpokal?“
    „Es gibt keinen Siegerpokal“, entgegnete James. „Das ist kein Wettbewerb, okay? Das hier ist für uns alle hart. Ein Jahrhundert lang haben wir versucht, jemanden zu finden, der Persephones Platz einnehmen kann, und wenn wir das nicht schaffen …“
    „Wenn ihr das nicht schafft, kannst du Henrys Platz einnehmen“, giftete ich. „Und hier bist du und versuchst alles, um seine Chancen zu ruinieren.“
    „Weil ich dachte, du wolltest raus“, gab er zurück. Sein Kiefer war so angespannt, dass ich einen Muskel zucken sehen konnte. „Du hast gesagt …“
    „Henry hatte recht. Ich hatte es nicht verstanden, und ich werde nicht einfach gehen und ihn umbringen, wenn ich das irgendwie verhindern kann.“
    Unangenehm berührt trat James von einem Fuß auf den anderen.
    „Das habe ich auch nie erwartet. Aber die Bedingungen der Vereinbarung sind unabänderlich, und wenn

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