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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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gespieltem Ernst von Kopf bis Fuß.
    »Piet Kerklich … ich höre!«
    »Ach, komm schon, Schwesterchen«, brach es aus ihm heraus, ohne seine junge Frau zu beachten, »ich sehe doch, dass du schwindelst. Du kannst mir nicht in die Augen schauen.«
    Er hob Cristins Kinn. Sie wich ihm aus, und ihre Wangen verfärbten sich.
    »Na also«, entgegnete er zufrieden. »Und jetzt raus mit der Sprache!«
    Cristins Miene verdunkelte sich. Sie sah zu Marianka. »Wie hältst du es bloß mit diesem Kerl aus? Vor ihm ist ja kein Geheimnis sicher!« Nun schmunzelte sie, doch das Lachen erreichte nicht ihre Augen. »Wölfe, Piet«, gab sie schließlich zu und senkte die Stimme. »Ich … hatte Angst um Elisabeth.«
    Dann berichtete sie ihm zögernd von ihrer nächtlichen Begegnung mit dem Wolfsrudel. Piet betrachtete seine Schwester eindringlich, während er ihr aufmerksam zuhörte. Der Druck, der seit seinen Bildern von der Burg und den jammervollen Tönen auf seiner Brust gelastet hatte, ließ endlich nach. Das wird der Grund für die Warnung in der Vision gewesen sein, dachte er und atmete tief aus. Wölfe! Eine Bedrohung, die auf Cristins Reise zum Wawel lauerte. Auch dieses Mal schien er die Erklärung für seine Vision erst später zu finden, weit später, als ihm lieb war.
    »Gut, dass die Wachen bei dir waren und euch nichts geschehen ist«, brach es schließlich aus ihm heraus.
    Janek nickte heftig. In diesem Moment brachte Mariankas Mutter zwei Schüsseln mit dampfendem Essen herein und stellte sie auf den Tisch.
    »Lasst uns diesen Abend feiern«, lächelte Piet mit heiserer Stimme in die Runde und hob seinen Becher, um ihn gleich darauf mit einem einzigen Schluck zu leeren.
    Der Türmer der Krakower Marienkirche schlug bereits zur dritten Nachtstunde, als Jaromir, Janek und Cristin zum Wawel zurückkehrten. Nachdem sie sich von dem Schmied und dem Jungen verabschiedet hatte, folgte sie einem Diener, der sie mit einem Talglicht in der Hand zu ihrem Raum begleitete. Cristin hatte dieselbe geräumige Kammer zugewiesen bekommen, die sie schon im vergangenen Jahr bewohnt hatte.
    In jener Nacht ließ der Schlaf lange auf sich warten. Über der Burg lag tiefer Frieden. Nur ein leises Knispeln – Mäuse, die in den Wänden nisteten und über die Flure huschten – unterbrach von Zeit zu Zeit die Stille. Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte an die Decke des nur schwach vom Mondschein erhellten Raumes. Wieder einmal hatte Piet sie mit seinem Spürsinn überrascht. Gelegentlich empfand sie die Bindung zwischen ihnen als unheimlich. Es hatte sie gedrängt, ihn näher danach zu befragen, ihm alle Geheimnisse zu entlocken, doch schien ihr das gemeinsame Abendessen nicht der passende Moment zu sein. Cristin schmiegte sich enger in die Kissen und zog die Decke fröstelnd bis zum Kinn. Mit geschlossenen Lidern versuchte sie, ihre angespannten Sinne zu beruhigen, aber das wilde Klopfen ihres Herzens wollte sich nicht besänftigen lassen.
    Dabei war es ihr im Laufe des vergangenen Tages gelungen, das Erlebnis mit den Wölfen aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Nun holte es sie mit Macht wieder ein. Ruckartig schwang Cristin die Beine aus dem Bett, schlang sich einen Umhang um die Schulter und erhob sich, um eine der kostbaren Kerzen zu entzünden, die großzügig im Gemach verteilt standen. Der warme Schein ließ sie unwillkürlich aufatmen. Baldo würde mir ins Gesicht lachen, wenn er mich so sehen könnte, sinnierte sie. Eine Närrin würde er mich nennen, eine ängstliche Spökenkiekerin, die zu viel Fantasie besitzt. Sie hatte ihn förmlich vor Augen, wie er den Kopf schief legte, mit jenem herablassenden Ausdruck, den er immer zeigte, wenn er unsicher war und sich keinen Rat wusste. Vermutlich würde er sich dann auf die Schenkel klopfen, lauthals, und sie solange necken, bis auch sie selbst in Lachen ausbrechen würde. Baldo!
    Cristin schaute aus dem Fenster hinauf in den Sternenhimmel. Vom Burghof drang das Wiehern eines Pferdes herüber. Ob er diese Nacht ebenso schlaflos verbrachte wie sie selbst? Wie gern würde sie ihm jetzt alles erzählen, was sie beschäftigte, den Kopf an seine Brust geschmiegt, auf seine Atemzüge lauschend. Mit einem leisen Seufzer auf den Lippen ging sie zurück zum Bett und legte sich wieder nieder. Bei nächster Gelegenheit werde ich Piet fragen, was er in seiner Vision gesehen hat, schwor sie sich und schmiegte sich in ihre Decke.

13
    Z wei Tage vergingen, in denen Cristin und die

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