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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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wurden feucht.
    »Ich? Ich heiße … Johanna. Ja, Johanna.«

17
    T äglich verbrachten Cristin und Jadwiga viele Stunden miteinander. Eine Woche verstrich, und die Königin erholte sich zusehends. Während Cristin an ihrem Stickrahmen saß und arbeitete, ruhte Jadwiga oder ließ sich von der Freundin die Goldspinnerei und die Geheimnisse dieser Kunst erklären. Außerdem rief sie regelmäßig ihre Berater zu sich, die sie über alle Neuigkeiten im Reich auf dem Laufenden hielten. Täglich schaute der Leibarzt vorbei, um den Gesundheitszustand der Hochschwangeren zu kontrollieren. An einem Nachmittag war er schließlich hochzufrieden, bestand aber auf drei weitere Tage Bettruhe.
    Als die Tür hinter dem Medicus ins Schloss gefallen war, setzte sich Jadwiga auf. »Noch drei Tage soll ich im Bett verbringen, ohne irgendetwas Nützliches tun zu können?«, schnaubte sie.
    Cristin schwieg.
    »Schau mich nicht so ernst an, liebste Freundin! Ja, ich weiß, ich soll vernünftig sein, aber …« Als Cristin immer noch nichts entgegnete, schlug die Königin mit der flachen Hand auf die Bettdecke und sah sie gespielt streng an. »Was ist? Sprichst du nicht mehr mit mir?«
    »Verzeiht. Ich verstehe Euch ja.«
    »Tatsächlich?«
    Cristin lachte. »Natürlich. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich ungeduldig war, weil mein lieber Mann immer darauf achtete, dass ich brav die Hände in den Schoß legte. Wer hält das schon aus?«
    Die Königin presste eine Hand in den Rücken, verzog das Gesicht und erhob sich. »Ich ganz gewiss nicht! Sieh nur, Cristin«, sie wies mit dem Kopf zum Fenster. »In meinem Reich gibt es so viel Leid. Wie kann ich da untätig sein?«
    »Ich bitte Euch: Lasst Euch noch bis morgen Zeit. Solange können die Geschäfte sicher warten, und Euer Kindlein wird es Euch danken. Wer weiß, wann Ihr wieder Muße haben werdet, und sei es einfach nur zum Plaudern mit einer einfachen Goldspinnerin?«
    Jadwigas herzliches Lachen wärmte ihre Seele. »Gut, Cristin. Bis morgen werde ich mich noch an die Anweisungen halten, aber länger nicht.«
    Die Königin hielt Wort und verbrachte die folgenden Stunden zumeist auf ihrer Schlafstatt. Als Cristin jedoch am nächsten Tag nach dem Frühstück mit Elisabeth an der Hand ins königliche Schlafgemach trat, bot sich ihnen ein anderes Bild. Jadwiga stand mitten im Raum, gekleidet in ein weich fallendes Gewand in der Farbe reifer Kornblumen, und ließ sich von einer ihrer Dienerinnen das Haar kunstvoll flechten. Eine zweite Dienerin puderte ihr das Gesicht.
    »Gott mit euch«, begrüßte sie Cristin und ihre Tochter. »Tretet näher.«
    Elisabeths Augen hingen an der Regentin und ihrer würdevollen Erscheinung. Zaghaft streckte sie die Ärmchen nach ihr aus. »Spielen, Mama? Möchte mit Königin spielen.«
    »Schätzchen, das geht jetzt nicht«, flüsterte Cristin ihr zu. »Schau, die Königin wird angekleidet und muss ganz stillhalten.«
    Die Kleine nickte ergeben.
    »Ich will mich meinem Volk zeigen, Cristin. Viele Menschen sind in Sorge um meine Gesundheit. Ich bin es ihnen schuldig, verstehst du?«, beantwortete die Königin Cristins unausgesprochene Frage. »Ich lasse bereits eine Kalesche anspannen.«
    Cristin verkniff sich einen Kommentar, setzte sich in einen Lehnsessel und nahm Elisabeth auf den Schoß, während sie die Prozedur des Ankleidens und Schminkens verfolgte. Abermals war sie mehr als froh, nicht dem Adel anzugehören. Doch Jadwiga ließ alles geduldig über sich ergehen. In diesem Moment öffnete sich die Tür, und drei weitere Dienerinnen traten ein. Nur ihre Unterkörper waren zu sehen, denn sie hielten große, bauchige Vasen, gefüllt mit langstieligen weißen Blumen, in den Händen. Sofort erfüllte ein betörender Duft den Raum.
    Cristin riss die Augen auf. »Welch wunderschöne Blumen. Kennst du ihren Namen? So etwas habe ich noch nie gesehen«, raunte sie einer der Bediensteten zu, die neben ihr stand.
    »Lilien werden sie genannt«, flüsterte diese zurück. »Sie kommen aus dem Mittelmeerraum. Der König hat sie eigens hierherbringen lassen.«
    »Wie schön!«, entfuhr es der Königin. In ihren Augen war ein Strahlen.
    »Der König lässt Euch grüßen. Er hofft, dass es Euch gut ergehen möge«, sagte eine der Dienerinnen und stellte eine der Vasen auf einen Nachtschrank.
    Jadwiga zog eine Braue hoch.
    »Wo hält sich mein Gemahl gerade auf?«
    »Seine Majestät ist schon vor einer Stunde mit ein paar Männern zur Hirschjagd

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