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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sie hätte ihr Fragen gestellt, so unschicklich, dass ihr das Blut ins Gesicht schoss! Und obendrein ist sie eine Schlampe, das sagt sogar ihr Mann. Der tut den Weibern durchweg leid, so wie er rumläuft. Sie flickt seine Sachen nicht, sie kocht nicht. Und das Haus … ich hab’s selbst gesehen, Kathie. Eine Schande! Es ist mir nicht recht, wenn du mir der verkehrst!«
    Kathleen zuckte die Schultern. »Nun, die feinen Damen in Christchurch werden es ja nicht erfahren«, bemerkte sie dann. »Wobei es interessant ist, wie viel von ihrem Klatsch du mitbekommst. Aber egal, was die ganze Welt über Claire Edmunds sagt: Ich werde in ein paar Wochen ein Kind bekommen. Und das einzige weibliche Wesen im Umkreis von zehn Meilen ist Claire. Sie hat versprochen, mir beizustehen und …«
    »Die?«, lachte Ian. »Die glaubt doch noch an den Klapperstorch! Ich warne dich, Kathleen …«
    Kathleen zog den Kopf ein. Aber dann sprach sie trotzdem weiter. Claire und sie hatten keine Geheimnisse miteinander geteilt, aber schon der Kontakt mit dem lebhaften Mädchen hatte ihr Mut gemacht.
    »Das kommt davon, dass keiner ihre unschicklichen Fragen beantwortet«, sagte Kathleen kurz. »Und im Übrigen ist auch ClaireEdmunds schwanger. Jemand muss ihr helfen, wenn das Kind kommt, und das werde ich sein. Das ist Christenpflicht, Ian! Ob es dir passt oder nicht.«
    Zu Kathleens Verwunderung sprach Ian nicht weiter mit ihr über Claire Edmunds und versuchte auch nicht, ihr den Kontakt ausdrücklich zu verbieten. Wahrscheinlich sah er ein, dass dies ohnehin nicht durchzusetzen war.
    »Ich erfahr’s, Kathleen, wenn du Matt Edmunds schöntust!«, bemerkte er nur, wobei er vom Tisch aufstand und Kathleen mit einem finsteren Blick ins Schlafzimmer beorderte. Kathleen folgte ihm seufzend – aber während sie unter ihm lag und seine Stöße und rauen Küsse ertrug, dachte sie nicht an irgendeinen anderen Mann, sondern an die gerüstete, kriegerische Göttin Minerva.

    »Ach, Matt möchte auch nicht, dass wir befreundet sind!«, meinte Claire gelassen, als Kathleen sich bei ihrem nächsten Treffen in vorsichtigen Andeutungen bezüglich Ians Meinung erging. Wie sich herausstellte, wusste Claire sehr gut, was über sie geredet wurde. Sie hatte auch einiges über Kathleen gehört, das sie ihr jetzt berichtete. »Sie sagen, du wolltest nichts mit der Gemeinde zu tun haben, weil du Katholikin bist. Iren, die wären alle komisch. Und wer weiß, was für komische Riten die hätten …«
    »Riten?«, fragte Kathleen, die das Wort nicht kannte.
    »Das, was man im Gottesdienst macht. Bei euch soll da doch irgendwas mit Blut und Fleisch oder so passieren – wenn man die Krämersfrau hört, denkt man, ihr fresst kleine Kinder auf!« Claire lachte, aber Kathleen war entsetzt.
    »Im Ernst, Matt meinte, ich müsste auf unser Kleines aufpassen! Aber der ist nur wütend auf deinen Ian, wegen der Sache mit dem Esel. Das nimmt er übel. Und demnächst braucht er ein Maultier – hoffentlich zieht dein Mann ihn da nicht wieder über den Tisch. Kannst du nicht mal auf ihn einwirken?«
    Kathleen schüttelte bedauernd den Kopf. Ian weihte sie nicht in seine Verkaufspläne ein, aber natürlich betrieb er immer nochRosstäuscherei. Das Schlimmste für Kathleen war, dass er neuerdings die Jungen dabei zuschauen ließ, wie er alte, lahme Mähren für die Zeit eines Verkaufsgesprächs in glänzende junge Pferde mit sprühendem Temperament verwandelte. Bisher bekamen die Kinder noch nicht viel davon mit, aber beide fühlten sich wichtig, wenn ihr Vater sie mit in die Scheune nahm und ihnen sein »Handwerk« erklärte. Wenn das so weiterging, würden auch sie, bevor sie richtig sprechen konnten, zu Gaunern heranwachsen.
    Kathleen versuchte, den Kindern mit möglichst vielen biblischen Geschichten ein gesundes, moralisches Fundament mitzugeben, aber Geschichten fielen nur bei Sean auf fruchtbaren Boden. Und hier avancierte schnell Claire zu seinem Idol. Niemand kannte mehr und bessere Geschichten als sie, und sie tauschte sie bereitwillig gegen praktische Lebenshilfe von Kathleen.

    In der nächsten Zeit besuchten die Frauen sich bis zu dreimal pro Woche. Der Pfad am Fluss entlang war bald so ausgetreten, dass Claires Eselchen und Kathleens Maultier ihn durchtraben konnten, ohne steckenzubleiben. Claires Kochkünste machten Fortschritte, und ihre Wohnung glänzte jetzt genauso vor Sauberkeit wie Kathleens Haus. Kathleen begann dafür wieder zu lesen. Sie hatte diese von

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