Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
führen. Es war mehr als unschicklich. Aber neugierig war sie doch.
»Die Einzige, der es keinen Spaß macht. Also das … hm … die … hm … Liebe.«
Kathleen wusste nicht, ob sie lachen oder schockiert schweigen sollte, aber Claire sprach schon weiter.
»In den Büchern steht, es sollte schön sein. Also, eigentlich steht da natürlich nichts, aber es ist doch immer so, dass die Hochzeit der Höhepunkt ist, und dann lebt man glücklich und in Freuden. Nur … ich … ich fand es vor der Hochzeit viel schöner. Da hat Matt immer so freundlich und fein zu mir gesprochen, und wenn er mich geküsst hat, dann ganz zärtlich und sanft. Aber jetzt … Hast du es jemals schön gefunden, Kathie? Das … das … also das, was man im Bett tut?«
Kathleen lächelte … und meinte, Michaels Küsse wieder auf ihrer Haut zu spüren. Auf einmal verspürte sie den dringenden Wunsch, ihr Geheimnis mit jemandem zu teilen. Oder wenigstens eine Andeutung zu machen.
»Es hat nicht unbedingt was mit … Hochzeit zu tun …«, sagte sie. »So mit vorher und nachher …«
Dann aber schwieg sie, und sie war froh, dass Claire nach der Geburt zu müde war, um ihr mehr zu entlocken.
Sommer und Winter gingen ins Jahr. Kathleen konnte ihrer Freundin mit der Zeit durchaus nachempfinden, dass Matt Edmunds sie enttäuschte. Nach Claires Berichten hatte sie sich den jungen Mann auch gänzlich anders vorgestellt als den mageren, maulfaulen Kerl, der nicht mal besonderes Interesse an seiner Tochter zeigte. Zumal Claire nicht müde wurde, ihrer Freundin den Seemann als Draufgänger und lebhaften Erzähler zu schildern, der ihr Herz im Sturm erobert hatte. Sie schien ihn so einzuschätzen, und tatsächlich war Matt Edmunds auch durchaus gut aussehend. Er war groß gewachsen und blond, aber für Kathleen trug er stets einen mürrischen Ausdruck im Gesicht, der ihn unnahbar und wenig sympathisch wirken ließ. Claires Gatte schien aller Welt etwas übel zu nehmen, vor allem seiner doch so hübschen, lebensfrohen und charmanten Frau.
Offensichtlich hatte Matt sich die Auswanderung und das Leben in dem neuen Land anders vorgestellt, auch wenn Claire und Kathleen nicht recht ausmachen konnten, was ihm nicht passte. InAnbetracht dessen, dass sie mit kaum mehr als einem Teegeschirr und ein paar Büchern angereist waren, ging es den Edmunds nicht schlecht. Matt hatte die geringen Ersparnisse aus seiner Zeit als Matrose richtig in sein Boot investiert und verdiente nun genug zum Leben. Auf die Dauer würde es noch mehr werden, denn die aufstrebende Stadt Christchurch versprach allen Bürgern eine sichere Existenz. Vielleicht vermisste Matt also einfach die Abenteuer, die ihm das Leben auf See geboten hatte. Und es war deutlich erkennbar, dass ihn Claire, bei allem Liebreiz, nicht dafür entschädigen konnte.
Claire mochte sich das allerdings nicht eingestehen. »Er liebt mich bestimmt!«, sagte sie trotzig, wenn Kathleen mal wieder eine wenig schmeichelhafte Bemerkung zu Matts Verhalten entfuhr. »Auch wenn er mich dumm findet … und langweilig …«
Sie ließ offen, ob sie diese Einschätzungen nur annahm oder ob Matt ihr ins Gesicht sagte, dass er nichts mehr mit ihr anfangen konnte. »Es liegt daran, dass ich nichts richtig mache …«, entschuldigte sie Matts Verhalten.
Kathleen antwortete darauf nichts, obwohl ihr eine scharfe Erwiderung auf der Zunge lag. Schließlich führte Claire ihren Haushalt mittlerweile sehr ordentlich. Sie war auch keineswegs dumm, sondern ihrem Mann nach Kathleens Einschätzung meilenweit überlegen. Natürlich fehlte Claire die praktische Erfahrung, und ihr Talent für Handarbeit war höchstens durchschnittlich ausgeprägt. Aber in Bezug auf Intelligenz und Originalität schlug sie Matt Edmunds mühelos.
Kathleen jedenfalls konnte sich an Claires lebhaften Erzählungen und ihren immer neuen Einfällen kaum satthören, sie stellte sich die Abende der Edmunds deutlich fröhlicher und unterhaltsamer vor als ihr freudloses Zusammensein mit Ian. Aber vielleicht verstummte ja auch Claire in Anwesenheit ihres Mannes. Sie schien mitunter zusammenzuzucken, wenn Matt unerwartet heimkam, während sie mit Kathleen am Küchentisch saß und plauderte.
Nun mochte das auch daran liegen, dass Matt wütend auf jedenreagierte, der den Namen Coltrane trug. Wenn er Kathleen in seinem Hause antraf, fielen immer wieder Bemerkungen wie »faule Weiber«, »nichstnutzige Iren« und »Gauner und Rosstäuscher«. Wobei Kathleen seine
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