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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Maori durchaus ihre Bedeutung hatten – die martialischen Tänze und Schreie,die ihr anfänglich Angst gemacht hatten, waren oft nur Begrüßungsrituale, und die Tätowierungen bezeichneten die Stammeszugehörigkeit der Menschen.
    Ruiha und die anderen Angestellten luden Lizzie bald in ihr marae ein. Lizzie bewunderte die kunstvollen Holzschnitzereien an den Versammlungs- und Schlafhäusern der Maori. Und noch etwas verblüffte sie völlig: Bei den Maori schien es nicht sonderlich wichtig zu sein, wer mit wem verheiratet war, und »leichte Mädchen« schien man gar nicht zu kennen. Ruiha verschwand am Abend kichernd mit dem Gärtner Hare irgendwo in der Umgebung. Das Hausmädchen hatte einen kleinen Sohn, aber offensichtlich keinen bestimmten Vater dazu. Lizzie reagierte erschrocken, als ihr der Pferdebursche Paora ganz offen Avancen machte, aber die Maori lachten nur, als sie ihn panisch abwehrte. Lizzie fürchtete zunächst, dass dies ihn darin bestärken würde, sich ihr mit Gewalt zu nähern, dann stellte sie fest, dass sich die Stammesmitglieder eher über den abgewiesenen Paora lustig machten als über ihr sprödes Verhalten. Der nicht sehr große, jedoch ungemein schwere und starke junge Mann zog sich zerknirscht zurück, während zwei Mädchen lachend eine Parodie dazu aufführten, wie man korrekt um eine pakeha wahine warb.
    Lizzies Anspannung fiel bald von ihr ab, und irgendwann konnte sie mitlachen, als das eine Mädchen dem anderen Blumen überreichte und sich immer wieder verbeugte. Die Darstellerin des pakeha -Mädchens zierte sich endlos, bis es sich dem Bewunderer dann »hingab«, was sie mittels Tanzbewegungen ausdrückte, die für Lizzies Augen ziemlich obszön wirkten. Den anderen Zuschauern schien dies allerdings nicht peinlich zu sein. Sie lachten unablässig darüber, dass der Liebhaber über seine Hosen stolperte und wohl nicht recht wusste, ob er sie beim Akt anbehalten oder ausziehen sollte. Später verschwand Paora mit einem anderen Mädchen, und Lizzie ging unbehelligt zurück ins Haus der Busbys.
    Mrs. Busby sah Lizzies Freundschaft mit den Maori mit offenbar gemischten Gefühlen. Einerseits erleichterte Lizzies Übersetzertätigkeit ihr Leben, andererseits gefiel ihr die Verbrüderung mit den Eingeborenen, wie sie es nannte, nicht. Vor allem erschien sie ihr befremdlich für ein braves englisches Mädchen.
    Mr. Busby schien das Ganze eher mit Befriedigung zu betrachten. Er respektierte die Maori durchaus, obwohl ihm ihr mangelndes Interesse am Weinbau wie ein Stachel im Fleisch steckte. Sein Weingut florierte nicht, sosehr er sich auch engagierte. Die Arbeiter verstanden einfach nicht, dass es nicht egal war, ob die Traubenlese heute oder erst in einer Woche stattfand oder ob man die Maische vor dem Pressen angären ließ oder nicht. Das Ausdünnen der Reben empfanden sie als Verschwendung, und obwohl Busby es ihnen immer wieder zeigte, ließen sie zu viele Triebe am Stock. Es gab dann viel Wein, aber keinen sehr gehaltvollen. Mr. Busby konnte diese Probleme stundenlang diskutieren, außer einem seiner Söhne interessierte sich jedoch nur Lizzie für die Tücken der Weinherstellung. Busby importierte Weine für seinen Tisch aus den verschiedensten Anbaugebieten, und seit sie auf ihrer gemeinsamen Reise Interesse daran bekundet hatte, ließ er Lizzie ebenso kosten wie seine weniger begeisterte Familie.
    An Sonntagen nahm er das Mädchen mit in die Weinberge, vorgeblich, um sie das Picknick für die Familie auftragen zu lassen, aber hauptsächlich als Zuhörerin für seine endlosen Erzählungen rund um die Trauben. Manchmal wagte Lizzie vorsichtig, mitzureden, Fragen zu stellen oder sogar erste Meinungen zu äußern, was Busby entzückte.
    »Ich werde noch mal eifersüchtig«, kommentierte Mrs. Busby und versteckte sich zufrieden mit einem Buch unter ihrem Sonnenschirm, während ihr Mann Lizzie und die Kinder die Berge hinaufführte und den Sinn der Frühlese und des Rebschnitts erläuterte.
    Lizzie war zum ersten Mal in ihrem Leben fast uneingeschränkt glücklich. Natürlich dachte sie mitunter an Michael, die seltsame Anziehungskraft, die er auf sie ausgeübt hatte, und die unerwartete Seligkeit in seinen Armen. Aber sie wollte ihm nicht nachtrauern. Am Ende hatte er sie verletzt, und Verletzungen hatte sie genug erlitten! Lizzie wollte nicht mehr enttäuscht und geängstigt werden. Ihre Arbeit bei den Busbys gefiel ihr und füllte sie aus. Die Sommer und Winter verflogen nur so, aber

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