Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
schließen und nicht mehr nur Zeltplanen anheben oder fallen lassen konnte. Der Reverend wollte Kathleen in die Arme nehmen, aber sie wehrte ihn heftig ab.
»Warst … du es?«, fragte sie leise.
Peter Burton sah sie verständnislos an. Dann begriff er. »Nein! Wie kannst du das denken, Kathleen? Ich bin ein Mann Gottes, ich … Himmel, natürlich habe ich daran gedacht, als ich sah, wie sehr du dich vor ihm fürchtest! Aber da gibt es doch andere Möglichkeiten!« Er legte seine Hand auf ihre, aber sie entzog sich ihm erneut.
»Wer war es dann?«, fragte Kathleen. »Erzähl mir nichts von Klippen, Peter, ich bin eine Expertin für Schlägereien. Ian Coltrane hat seine Kampfkunst jahrelang an mir erprobt. Ich weiß, wie es aussieht, wenn einen eine Faust an der Schläfe trifft. Und ich weiß, dass man gewöhnlich nicht auf die Schläfe fällt, wenn man zu Boden geworfen wird. Das wird kaum anders sein, wenn man ausrutscht oder springt. Also – wer war es, Peter?«
Der Reverend blickte zu Boden. »Eine junge Frau, die mit einem der Goldgräber zusammenlebt – angeblich unter Unterstützung des Geistes einer Maori-Kriegerin. Auf jeden Fall mit einer Maori-Kriegskeule, und sie wusste, wie man sie schwingt. Dein … Mann hatte sie vorher überfallen und vergewaltigt.«
Kathleen biss sich auf die Lippen. Sie wusste nicht, ob sie weitere Einzelheiten hören wollte. Peter verstand.
»Obendrein ist ein junger Mann, der Miss Portland sehr nahestand, kurz vorher umgekommen, es ist eine hässliche Geschichte, und es würde niemandem helfen, wenn alles an die Öffentlichkeit käme. Ich kann es dir natürlich erzählen.«
Kathleen winkte ab. »Und dann ist er … dann hat sie ihn die Klippen hinuntergeworfen?«
»Mit meiner Hilfe«, gestand der Reverend. »Es war Notwehr, Kathleen, ich schwöre, ich decke keine Mörderin. Aber es hängtviel daran, dass der Schauplatz der Tat geheim bleibt. Und die Frau …«
»… hat genug erduldet«, sagte Kathleen müde. »Ich verstehe. Vielleicht … versicherst du sie meines Mitgefühls?«
Peter rieb sich die Stirn. »Sie weiß nicht, dass er noch Angehörige hatte – außer Colin natürlich. Und ich denke, das ist besser so. Sie macht sich sonst nur noch mehr Gedanken. Außerdem ist sie nicht hier. Sie wäscht Gold weiter oben in den Bergen. Offiziell hat sie mit der ganzen Sache nichts zu tun.«
Kathleen nickte. »Dann … bin ich jetzt … frei?«, sagte sie tonlos.
Peter nickte. »Du brauchst dich vor nichts mehr zu fürchten. Und ich … Kathleen …« Peter hielt kurz inne und fragte sich, ob er es wagen sollte. Aber was brachte es, die Sache weiter aufzuschieben? Und vielleicht tröstete es sie ja und beruhigte … »Ich habe dich nie gefragt, Kathleen, weil ich nicht in dich dringen wollte. Ich wusste, da war ein Geheimnis. Aber nun, da es nichts mehr zwischen uns gibt … Kathleen, ich liebe dich. Willst du mich heiraten?« Peter Burton sah sie erwartungsvoll an.
Kathleen schwirrte der Kopf. Das alles war zu viel für einen Tag. Und wie konnte er es auch so überstürzen? Sie wich zurück wie ein scheuendes Pferd. »Peter, nicht jetzt!«, flüsterte sie. »Es ist … es ist zu früh … Ich … ich mag dich sehr gern, Peter. Aber du bist Reverend, Anglikaner, und ich bin Katholikin! Und ich habe drei Kinder … O Gott, ich habe wieder drei Kinder!« Kathleen straffte sich. »Peter, ich muss mich um Colin kümmern. Das alles wird ohnehin schwer genug. Gib mir Zeit, Peter. Ich werde Zeit brauchen.«
Peter Burton schalt sich seiner Hast. Er hätte das voraussehen müssen. Natürlich würde sie sich jetzt nicht umgehend in seine Arme werfen. Sie würde wieder das brauchen, was er so lange geduldig gewesen war: ein Freund, ein Vertrauter, ein Vater für ihre Kinder. Resigniert stand er auf.
»Komm«, sagte er. »Wir werden Colin suchen. Er verkriechtsich in seinem Zelt, seit sein Vater gefunden wurde. Von dir habe ich ihm bislang nichts gesagt. Bestimmt wird er sich freuen!«
Kathleen folgte ihm wortlos, aber Letzteres bezweifelte sie. Colin würde um seinen Vater trauern – und mehr noch um sein freies Leben. Wahrscheinlich würde er nicht erbaut davon sein, in ihre Familie zurückzukehren.
In den nächsten Tagen übernahm Kathleen Ian Coltranes Erbe, bestehend aus einer Unze Gold, zwei Pferden – die laut Colin ein kleines Vermögen wert waren, von Peter aber nur kurz in die Kategorie »Schlachthof oder Gnadenbrot« eingeteilt wurden – und natürlich ihrem
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