Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
ist es trotzdem unerträglich«, meinte Claire. »Sie hätten sie erleben sollen, bis Sean und Heather endlich zurück waren! Sie hat sich zu Tode gefürchtet, dass die Kinder Coltrane in die Arme laufen könnten.«
Peter Burton nickte. »Sie war im Lager schon völlig verängstigt. Dabei scheint er doch für seine Verhältnisse ein ganz guter Vater zu sein. Sein jüngerer Sohn vergöttert ihn.«
»Der ist auch …« Claire hielt inne. Wenn überhaupt, dann musste Kathleen dem Reverend von ihren Familienverhältnissen erzählen. »… der ist ihm ähnlicher«, schloss sie. »Lassen Sie ihr Zeit, Peter. Sie muss erst mal über den Schock hinwegkommen.«
Peter Burton rieb sich die Schläfe. »Und dabei dachte ich, wir kommen uns endlich näher«, klagte er. »Sie wurde zugänglicher, lebendiger …« Er griff nach seiner Teetasse, fand sie leer und spielte fahrig mit dem Löffel.
Claire goss ihm Tee nach und legte noch einen Muffin auf seinen Teller. »Hier, essen Sie, sonst werden Sie so dünn wie Kathie. Die hat seit dieser Begegnung mit Coltrane bestimmt fünf Pfund verloren. Das alles nimmt sie fürchterlich mit!«
Peter biss gehorsam in den Kuchen. Auch er wirkte mitgenommen. Seine Augen waren rot unterlaufen, er benötigte unbedingt eine Rasur, und auch sein Haar musste dringend geschnitten werden. Claire beschloss, ihn gleich noch zum Barbier zu schicken, bezweifelte aber, dass dies irgendetwas an Kathleens Haltung zu ihm ändern würde.
»Auf jeden Fall wissen Sie jetzt, warum sie all die Jahre so schüchtern und distanziert war!«, sprach sie weiter. »Mit Ihnen hat das nichts zu tun, Peter, das dürfen Sie nicht glauben. Im Gegenteil, Kathleen liebt Sie, da bin ich mir sicher. Aber mit diesem Damokles-Schwert über sich – wie soll sie sich darüber klarwerden?«
Kathleen verbrachte die nächsten Tage völlig abgeschieden in ihrer Wohnung. Sie zeichnete ein wenig, aber sie traute sich nicht einmal, die Näherinnen zu besuchen und den Fortgang ihrer Arbeit zu kontrollieren. Wenn eine von ihnen Fragen hatte, musste sie zu Kathleen kommen – und verdutzt feststellen, dass ihre Chefin die Wohnungstür mit drei Schlössern gesichert hatte. Solange noch Ferien waren, erlaubte sie auch Sean und Heather kaum noch, vor die Tür zu gehen. Besonders Sean ließ sie nicht aus den Augen. Heather, die sich kaum an ihren Vater erinnerte, weil er früher schon so oft unterwegs gewesen war, hatte sich in den letzten Jahren dermaßen verändert, dass Ian sie kaum auf den ersten Blick erkennen würde. Auf den zweiten Blick sah sie Kathleen natürlich sehr ähnlich.
In ihrer Panik bestand Kathleen darauf, dass ihre Tochter Hütchen mit breiter Krempe trug, wenn sie auf die Straße ging, und ihr Haar aufsteckte, statt es offen oder geflochten zu tragen. Heather betrachtete die Veränderung ihrer Mutter mit Befremden, Sean brachte dagegen erstaunliches Verständnis für sie auf. Er war ungewöhnlich reif für sein Alter, einer der besten Schüler der neu eröffneten High School für Jungen. An seinen Vater und seinen Bruder erinnerte er sich gut, und er sah ein, dass Gefahren von ihnen ausgehen mochten. Aber er gab seiner Mutter auch zu bedenken, dass sie sich nicht ihr Leben lang verstecken konnten.
»Gibt es keine Scheidung in Neuseeland, Mom? Es muss doch eine Möglichkeit geben, ihn loszuwerden, ohne … ohne ihm den Kopf einzuschlagen?«
Kathleen stürzte diese Überlegung in neue Ängste. Hegte ihr Sohn womöglich Mordpläne, um ihr beizustehen?
Ihr Herz begann sofort zu rasen, als es zwei Wochen nach ihrer Begegnung mit Ian zu ungewöhnlicher Zeit an der Tür klingelte. Es war gegen neun Uhr am Morgen, Sean und Heather waren wieder in der Schule, aber der Laden war noch nicht geöffnet. Kathleen und Claire hatten sich einen längeren Frühstückstee gegönnt, dann war Claire hinuntergegangen, um im Laden zu dekorieren. Und die Näherinnen meldeten sich auf keinen Fall vor zehn.
Kathleen überlegte, ob sie öffnen sollte oder nicht, suchte dann aber erst einmal hektisch nach der Pistole, die ihr Jimmy Dunloe auf ihr Bitten hin besorgt hatte. Mit Claire hatte es darüber wilde Diskussionen gegeben, die Freundin wollte keine Waffe im Haus. Aber letztlich hatte Kathleen sich durchgesetzt – auch weil Mr. Dunloe Partei für sie ergriff.
»Schau, Claire, Kathie muss sich doch halbwegs sicher fühlen. Es bekommt weder ihr noch eurem Geschäft, wenn sie jetzt nur noch in einer Zimmerecke sitzt und sich eine Decke
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