Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
nicht gänzlich verloren sein!
»Lizzie, es ist Kathleen!«, sagte Michael verklärt. »Du weißt doch …«
»Ja, ich weiß, sie war deine Jugendliebe, und du wolltest dich sogar den Haien zum Fraß vorwerfen, nur um sie wiederzusehen. Aber das ist ein halbes Leben her, Michael!«
Lizzie legte ihre Hand auf die seine. Sie saßen in ihrem Hotelzimmer – ihrem bisher gemeinsamen Hotelzimmer. Für die nächsten Nächte hatte sich Michael ein anderes genommen. Eines der Dinge, für die er jetzt Lizzies Verständnis forderte.
Michael entzog ihr die Hand behutsam. »Für mich ist es wie gestern«, bekannte er. »Und sie … sie ist die Mutter meines Sohnes!«
»Ich bin auch die Mutter deines Sohnes!«, platzte Lizzie heraus. »Das heißt, es kann natürlich auch eine Tochter werden.« Sie legte die von ihm verschmähte Hand auf ihren Leib.
»Du bist schwanger?« Michaels Frage klang eher ungläubig als erfreut.
Lizzie nickte. »Ändert das etwas?«, fragte sie.
Michael biss auf seinen Lippen herum wie ein Schuljunge. »Lizzie … Das ist alles … das ist alles zu viel auf einmal. Ich muss damit erst fertig werden. Mit der einen Sache und mit der anderen. Ich …«
»Es ändert also nichts«, sagte Lizzie müde. »Und wie stellst du dir das jetzt vor, Michael? Du willst nicht heiraten – zumindest nicht mich. So viel habe ich verstanden. Aber was ist mit der Farm? Mit all unseren Zukunftsplänen?«
Michael zuckte die Schultern. »Wir müssen darüber nachdenken«, erwiderte er ausweichend.
»Wir?«, fragte Lizzie schroff. »Heißt ›wir‹ du und ich oder du und Kathleen?«
Michael wirkte nun tatsächlich gequält. »Beides. Ich … wir … warum schlafen wir nicht erst mal drüber, Lizzie? Vielleicht …«
»Vielleicht verschwinde ich ja, wie ein böser Traum?«, fragte sie. »Das Kind natürlich gleich mit. Vielleicht ist da ja nur noch Mary Kathleen, wenn du aufwachst?«
»Lizzie … Lizzie, du musst doch verstehen. Ich bin dir sehr dankbar. Für … für alles. Und ich mag dich wirklich gern. Sehr gern, ich … in gewisser Weise liebe ich dich. Aber Kathleen …«
»Heute Morgen hast du mich noch anders geliebt als ›in gewisser Weise‹«, sagte Lizzie bitter. »Aber gut, schlaf darüber und sprich morgen mit Kathleen. Vielleicht fällt ihr ja etwas ein. Sicher wollte sie schon immer eine hübsche kleine Farm in Otago.«
Über Michaels Gesicht zog ein Leuchten. Den Sarkasmus ihrer Worte schien er nicht wahrzunehmen. »Wirklich, Lizzie? Es würde dir nichts ausmachen? Also wenn ich die Farm behielte, meine ich … Obwohl die Hälfte des Geldes selbstverständlich dir gehört, das steht ja außer Frage! Ich müsste dann nur sehen, ob sich die MacDuffs … ob sie sich vielleicht auf Ratenzahlung einlassen.«
Lizzie konnte es kaum glauben. War er wirklich so naiv? Hatte er sie wirklich so verstanden? Oder verstand er einfach alles nur so, wie es ihm gerade passte? Tat er das erst seit diesem Morgen, oder war er immer schon so gewesen? Lizzie hatte plötzlich den Wunsch zu weinen, aber sie beherrschte sich. Weinen konnte sie, wenn Michael fort war.
»Nun, ein bisschen wird deine Mary Kathleen doch wohl auch beizusteuern haben, oder?«, fragte sie eisig. »Schließlich ist sie sehr erfolgreich im Ausstatten von Bräuten – wenn sie nicht gerade selbst den Bräutigam begehrt!«
Michael schüttelte den Kopf. »Lizzie, unterstell ihr doch nichts! Sie will niemandem etwas wegnehmen. Es ist nur … es ist einfach Schicksal …«
Lizzie verdrehte die Augen.
»Aber du hast Recht, Lizzie, wenn Kathleen ihren Anteil an diesem Geschäft verkauft, können wir uns die Farm leisten!« Michael lachte. »Siehst du, daran hätte ich jetzt wieder gar nicht gedacht! Es tut mir wirklich leid, Lizzie. Wir … wir waren schon ein gutes Team. Aber mit Kathleen … das musst du verstehen …«
»Und was ist mit seiner Braut?«, fragte Claire etwa zur selben Zeit. Wie fast jeden Abend trafen sich die Freundinnen mit ihren Kindern zu einem gemeinsamen Essen, das Kathleen meist am Nachmittag zubereitete. An diesem Tag hatte sie das nicht getan, es gab nur Brot, kaltes Fleisch und Käse. Heather und Chloé zeigten sich darüber nicht begeistert, aber Claire und Kathleen waren beide nicht hungrig. Und auch Sean schob die Speisen nur auf dem Teller herum und beobachtete seine Mutter.
»Mit wem?«, erkundigte sich Kathleen.
Sie hatte immer noch dieses überirdische Leuchten in den Augen. Es war unfassbar, was geschehen
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